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"Wir werden die Welt verändern!" - Öko-Sensation ist "Das Ding des Jahres"

Am Schluss waren sich alle einig: Die dritte Staffel der ProSieben-Erfindershow war mit Abstand die beste, weil nachhaltigste, die bislang zu sehen war. Und den 100.000-Euro-Siegpreis räumte ein Produkt ab, das tatsächlich das Zeug dazu hat, die Welt zu verändern. Oder zumindest neu zu verpacken.

Joko Winterscheidt, aktuell wegen der Fake-Vorwürfe gegen die offenbar zumindest in Teilen inszenierten Streiche bei "Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt" unter Rechtfertigungsdruck, kam aus dem Jubeln gar nicht heraus. "Diese Staffel ist ein Wahnsinnssprung zu letzten", verkündete der neben Ex-"Topmodel" Lena Gercke prominenteste Juror der ProSieben-Show "Das Ding des Jahres" wie selbstberauscht.

Lena Gercke testet (ProSiebenSat1)
Lena Gercke testet (ProSiebenSat1)

Und seine Jury-Kollegin Lea-Sophie Cramer pflichtete ihm bei: "Die Qualität ist richtig besser geworden."

Aber tatsächlich: Was in der letzten von sechs Tüftlersendungen vorgestellt wurde, hat vielleicht diesmal wirklich das Zeug dazu, nicht schon am Tag nach der Ausstrahlung wieder vergessen zu werden. Gut, es gab mit dem "Haltmal" des 44-jährigen Bastlers und Biertrinkers Andreas Lindner auch einen kuriosen Gimmick - eine Halterung für Getränkeflaschen, die lästige Verwechslungen beim Gerstensaft-Süffeln im Freien für immer ausschließen dürfte. Der "Haltmal" hatte es aber nur mit viel Wohlwollen ins Finale der wirklich besten neuen Produktideen geschafft.

Aber das, was das zudem auch noch pittoresk schüchterne Erfinderpaar Ehepaar Edna Kleber-Belizário und Christoph Kleber aus Holz-Pulpe herstellen, hat tatsächlich Marktpotenzial. Und sogar eines, das bestens in die Zeiten von Umweltverschmutzung und Kampf gegen den Plastikwahn passt.

Der Traum vom Supermarkt ohne Plastik

Es sind Holzschnitzel, geradezu Holz-Abfälle, die die Klebers verarbeiten, um daraus mit der eher schmucklos benannten Folie "Nachhälter" eine Revolution auf dem Verpackungsmarkt herbeizuführen. So zumindest der Plan. Das Produkt, das komplett aus Biomasse hergestellt wird, ist biologisch zu 100 Prozent abbaubar und funktioniert doch wie eine handelsübliche Plastikverpackung. In Wasserburg in Bayern betreiben die beiden damit schon einen Supermarkt, in der alle Waren ohne umweltschädlichen Plastikmüll auskommen, weil sie eben nachhaltig mit dem "Nachhälter" verpackt werden.

Völlig zu Recht setzte sich die Bio-Folie in der Abschlusssendung mit großem Vorsprung durch - und zwar sowohl in der Gunst des Studiopublikums als auch bei den Juroren, die in der aktuell letzten "Das Ding des Jahres"-Sendung erstmalig in dieser Staffel tatsächlich mit abstimmen konnten. 100.000 Euro gehen an die Klebers. Und Joko Winterscheidt war sich selbstbewusst sicher: "Es hat einen richtigen Gamechanger in dieser Staffel gegeben."

Löst das "Ding" endlich die Frage nach seiner Existenzberechtigung ein?

Das musste er auch sagen. Immerhin steht die ProSieben-Show, die bekanntlich etwas anders aufgezäumt ist als die Investoren-Runde "Die Höhle der Löwen" bei VOX, unter Rechtfertigungsdruck, nicht nur mit eher nutzlosen, auf dem Massenmarkt chancenlosen Dingen Sendezeit zu verplempern. Und somit war im Finale auch ein wenig Pathos angebracht. "Wir wollen und wir werden die Welt verändern mit diesem Produkt", sagte Christoph Kleber. Das ist für ihn - und den Planeten, so groß ist dieses "Ding" - zu hoffen.

Den Reiz des Finales machte aus, dass die Juroren ihre Favoriten aus den sechs Finalisten - darunter der pfiffige Staubsauger-Aufsatz "Flexdüse" und mit dem "Paketsafe" eine Antwort auf das leidige Thema, dass man selten zu Hause ist, wenn der Lieferdienst klingelt - öffentlich mit Punkten bewerten mussten. Dieses Urteil bestimmte zu 40 Prozent die Gewinnerentscheidung mit. Zuvor hatte man stets den Eindruck, dass Joko, Lena und Co. in den Shows zwar nach Herzenslust herumblödeln und viele mehr oder weniger scharfsinnige Fragen stellen durften, zum eigentlichen Ausgang des Ganzen aber herzlich wenig beitrugen.

Sieger der Herzen - und ein Triumphator für die Baummärkte

Alle vier Juroren - darunter der Rewe-Chefeinkäufer Hans-Jürgen Moog, der sich vor allem für die Preisgestaltung der Produkte interessiert - wählten jeweils den "Nachhälter"-Bio-Beutel an die Spitze. Dann war das Publikum gefragt. Und fast hätte es noch eine kleine Überraschung gegeben.

Denn bis zum Schluss blieb offen, ob der im Studio vertretene Ausschnitt der Gesamtbevölkerung nicht doch eher pragmatisch denn ökologisch-idealistisch tickt. Der zupackende Niederbayer Werner Rüdel hatte mit seinem "Drehfix" auch tatsächlich einen cleveren Allround-Dübel erfunden, der jedes Heimwerker-Herz höher schlagen lässt. Nach dem letzten Nervenkitzel stand fest: Es siegte die Zukunftslösung. Und der Rüdel-Dübel wird ohnehin - auch ohne 100.000-Euro-Rückenwind - die Baummärkte im Sturm erobern.