Weltpremiere: Instagram und TikTok bieten in Frankreich Alarmknopf für Mobbing-Opfer
Onlinedienste wie Instagram, Facebook und TikTok bieten in Frankreich als erstem Land der Welt künftig einen Alarmknopf für Mobbing-Opfer an. Damit lasse sich direkt eine Hotline für Betroffene erreichen, erklärte die französische Premierministerin Elisabeth Borne am Donnerstag beim Besuch einer Schule in Paris. "Mobbing ist ein Plage, die vielen Schülern das Leben vermiest", betonte Borne.
Jeder, der den neuen "Sicherheitsknopf" anklickt, wird an eine nationale Hotline weitergeleitet, bei der Psychologen und Juristen die Opfer von Anfeindungen und Diskriminierungen im Internet beraten. Der Beratungsdienst unter der Nummer 3018 ist landesweit täglich von 9.00 bis 23.00 Uhr erreichbar.
Nach mehreren Suizid-Fällen von Jugendlichen in Frankreich sollen zudem alle Schülerinnen und Schüler von der dritten Klasse an einen Fragebogen zu möglichen Mobbing-Erfahrungen ausfüllen. "So können wir die Stimmung an den Schulen messen, und Schüler können sich bewusst werden, wenn eine Situation nicht mehr normal ist", sagte Borne.
Die Gesellschaft müsse sich intensiver mit dem Thema befassen. "Es gibt noch immer zu viele Erwachsene, denen das Ausmaß und die Wirkung von Mobbing nicht bewusst sind", sagte Borne. Sie traf in der Schule mehrere Kinder, die von Mobbing-Erfahrungen berichteten.
"Spielen wir nicht herunter, was Kinder erleben", lautet der Slogan einer Werbekampagne in Onlinediensten, die seit Freitag auf das Thema aufmerksam machen soll. Sie zeigt Eltern, die Berichte ihrer Kinder über Mobbing-Erlebnisse nicht ernst nehmen.
Die französische Regierung hatte schon zu Beginn des Schuljahres angekündigt, entschlossener gegen Mobbing an Schulen vorzugehen. So soll Schülerinnen und Schülern, die andere schikanieren, künftig der Zugang zu Online-Netzwerken wie Facebook und Instagram gesperrt werden.
Bildungsminister Gabriel Attal will zudem vom kommenden Jahr an sogenannte Empathiekurse nach dänischem Vorbild einführen. In diesen Kursen sollen Kinder und Jugendliche für das Thema Mobbing sensibilisiert werden. Neben den Schülerinnen und Schülern sollen auch Eltern und Lehrkräfte besser über die Gefahren von Mobbing aufgeklärt werden.
In Frankreich ist schätzungsweise ein Zehntel der Schülerinnen und Schüler von Mobbing betroffen. Mehrere Suizide von Jugendlichen, die zuvor über anhaltende Hänseleien geklagt hatten, hatten dem Thema große Aufmerksamkeit verschafft.
Einen Tag nach Beginn des neuen Schuljahres hatte der 15-jährige Nicolas sich in seinem Zimmer erhängt. Seine Eltern hatten sich zuvor bei der Schulleitung beschwert, dass diese nicht ausreichend auf ihre Beschwerden reagiert habe.
Präsident Emmanuel Macron hatte dem Thema für das neue Schuljahr "höchste Priorität" eingeräumt. Seine Frau Brigitte setzt sich seit langem dafür ein, psychische Gewalt an Schulen zu bekämpfen.
kol/yb