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Was Macron zu einem Arbeitslosen gesagt hat, sorgt für Empörung

Frankreichs Präsident Macron steht im Kreuzfeuer der Kritik. (Bild: Ludovic Marin/Pool Photo via AP Photo)
Frankreichs Präsident Macron steht im Kreuzfeuer der Kritik. (Bild: Ludovic Marin/Pool Photo via AP Photo)

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron sorgt mit einem Ratschlag an einen jungen, arbeitslosen Mann für Empörung und Kritik.

Anlässlich des Tages der offenen Tür im Élysée-Palast kam es am Sonntag zu einem Gespräch zwischen Macron und einem arbeitslosen Gärtner. Der junge Mann erzählte dem französischen Staatsoberhaupt von seinen Schwierigkeiten, trotz zahlreicher Bewerbungen einen Job zu finden.

Wie zahlreiche Medien berichteten, antwortete das Staatsoberhaupt daraufhin, dass es – wenn man „bereit und motiviert“ sei – einfach sei, in Branchen mit hohem Arbeitskraftbedarf einen Job zu finden. „In Hotels, Cafés und Restaurants gibt es nicht einen einzigen Ort, an den ich gehe, wo sie nicht sagen, sie suchen Leute. Nicht einen – das ist wahr!“, so Macron, der auf das Pariser Viertel Montparnasse verwies, das eine hohe Gastronomie-Dichte hat. „Wenn ich über die Straße gehen würde, würde ich Ihnen einen (Job) finden“, so Macron weiter. Dann forderte Macron ihn auf: „Also los!“ „Verstanden, danke“, so die Antwort des Mannes, der dem Präsidenten anschließend die Hand schüttelte.

Ein junger, arbeitsloser Gärtner erzählt Macron von seinen Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Macron antwortet, dass es zahlreiche Jobs gebe, er muss nur „über die Straße gehen“, um einen zu finden. Die Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich steht bei 25 %.

Das sorgte auf Twitter für jede Menge Fundamentalkritik an Macron.

Die Zukunft Europas. Geh über die Straße, um Arbeit zu finden … Aber mit ‚Straße‘ meinen sie, arbeite in einem anderen Land, weit weg von deiner Familie und unterbiete die lokalen Löhne. Weil in der EU Menschen nur Güter sind, die dorthin verschoben werden, wo sie am ökonomischsten sind.

Macrons Antwort war: Friss Gras oder stirb.

Viele warfen Macron auch Arroganz vor.

Macron ist so arrogant und verzogen, er versteckt nicht mal seine Abscheu vor seinem eigenen Volk. Ein typischer Neoliberaler.

Macron ist extrem hochmütig und arrogant, das ist unerträglich.

Jupiter trifft auf die Sterblichen.

Ein Twitter-Nutzer sieht Parallelen zur französischen Königin Marie-Antoinette.

1789: Lass sie Kuchen essen.

2018: Geh über die Straße.

Hier wird Zentrismus demonstriert. Grausamer, kommerzieller Zentrismus.

Die Mittelklasse existiert im Kapitalismus nicht. Es gibt nur Arbeiter und Besitzer.

Typischer privilegierter, selbstgerechter Rechts-Politiker. Völlig abgewandt von der Realität der Situation dieses Mannes, aber dennoch überzeugt, es besser zu wissen. Es ist so, als würde er sagen: ‚Nein Freundchen, du hast keine Probleme, du bist einfach nur zu faul, die Straße zu überqueren.‘ Eine Mischung aus J. R. Mogg [Jacob Rees-Mogg, britischer Politiker, Anm.] und I. D. S. [Iaian Duncan Smith, ebenfalls britischer Politiker, Anm.]

Unterstützung für Macrons Worte gab es hingegen vom Chef seiner Partei, La République en Marche, Christophe Castaner. In einem TV-Interview verteidigte er den Ratschlag des Präsidenten. „Ist, was der Präsident gesagt hat, falsch? Wenn Sie in die Montparnasse-Gegend gehen, werden sie nicht herausfinden, dass sie dort Arbeitskräfte brauchen?“, so Castaner. „Würden Sie leere Worte vorziehen? Ich bevorzuge einen Präsidenten, der die Wahrheit sagt“, so der Parteichef weiter.