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Wer ist die Frau im berühmten Columbia-Pictures-Logo?

Jenny Josephs Geschichte scheint wie geschaffen für einen Hollywood-Film – und in gewisser Weise ist sie das auch schon.

Als die Fotografin Kathy Anderson und ihre Kollegin Jenny Joseph ein spontanes Fotoshooting machten, konnten sie nicht ahnen, dass es in die Geschichte eingehen würde. (Alex Cochran für Yahoo/Kathy Anderson Photography)
Als die Fotografin Kathy Anderson und ihre Kollegin Jenny Joseph ein spontanes Fotoshooting machten, konnten sie nicht ahnen, dass es in die Geschichte eingehen würde. (Alex Cochran für Yahoo/Kathy Anderson Photography)

Jenny Joseph war kein Model. Sie war keine Schauspielerin. Sie hatte noch nie beruflich für Fotos posiert – und tat es auch danach nie wieder. Aber nach einem zufälligen Shooting wurde die rehäugige Britin zu einer der kultigsten Figuren des zeitgenössischen Films.

Joseph ist, wie man sehen kann, sofort als Miss Liberty zu erkennen, die fackeltragende Figur im Logo von Columbia Pictures, die vor jedem Film des Studios zu sehen ist.

Die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Fotografin Kathy Anderson machte die Bilder als Referenzfotos für den Künstler Michael Deas, der nach dieser Vorlage die 1992er Version des Logos malte, die bis heute verwendet wird. Sie sagt: „Wir sind beide amüsiert über die Aufmerksamkeit, die es erfährt, sogar bis heute.“

Ein Bild von Jenny Joseph, die für ein Referenzfoto posiert, das der Künstler Michael Deas als Grundlage für das Logo von Columbia Pictures verwendete, aufgenommen in der Wohnung der Fotografin Kathy Anderson in New Orleans. (Credit: Kathy Anderson)
Ein Bild von Jenny Joseph, die für ein Referenzfoto posiert, das der Künstler Michael Deas als Grundlage für das Logo von Columbia Pictures verwendete, aufgenommen in der Wohnung der Fotografin Kathy Anderson in New Orleans. (Credit: Kathy Anderson)

Alles begann in den frühen 90er-Jahren im pulsierenden, von Jazz erfüllten New Orleans. Deas – dessen Gemälde bekannter Persönlichkeiten wie Abraham Lincoln und Marilyn Monroe in Museen auf der ganzen Welt hängen und auch mehrere US-Briefmarken zieren – wurde damals von Columbia Pictures beauftragt, das berühmte Logo zu aktualisieren, das eine drapierte Frau zeigt, die wie die Freiheitsstatue eine Fackel in die Höhe hält. 1926 war dieses alte Logo erstmals zu Beginn eines Columbia Pictures-Films zu sehen.

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In den Anfängen des Filmstudios war das Hauptmotiv eine römische Soldatin mit einem Schild in der linken Hand, bevor es 1926 durch eine Frau mit einer drapierten Flagge und einer Fackel ersetzt wurde.

Im Laufe der nächsten Jahrzehnte führte Columbia verschiedene Variationen des Logos ein und ließ sich dabei von den Schauspielerinnen Evelyn Venable (die auch die Blaue Fee in Disneys Pinocchio verkörperte) und Jane Bartholomew inspirieren, die Berichten zufolge 25 Dollar für ihre Bemühungen erhielt und deren Konterfei das Bild inspirierte, das schließlich von 1936 bis 1976 vom Studio verwendet wurde.

Ein Bild des berühmten Miss-Liberty-Logos von Columbia Pictures, wie es 2001 an einer Wand im Haus von Jane Bartholomew zu sehen ist. Die Schauspielerin trug dazu bei, den Look des berühmten Logos zu inspirieren. Sie war eine von mehreren Schauspielerinnen, die von Columbia Pictures beauftragt wurden, als Miss Liberty zu posieren, wofür sie nur 25 Dollar erhielt. (Foto: Tim Boyle/Newsmakers)

Als das Studio Deas bat, eine moderne Version von Miss Liberty zu malen, wusste er, dass er einen außergewöhnlichen Fotografen brauchte, um Bilder aufzunehmen, auf die er sich während des kreativen Prozesses beziehen konnte. So rekrutierte er Anderson, die die Gelegenheit sofort ergriff.

„Im Laufe der Jahre habe ich viele Referenzfotos für Michael geschossen, darunter Buchcover und Auftragsporträts“, erzählt sie Yahoo Entertainment. „Als er mich kontaktierte, um eine Referenz für das Projekt zu schießen, sagte ich sofort zu.“

Anderson arbeitete zu dieser Zeit als Fotografin für die Lokalzeitung The Times-Picayune und als es an der Zeit war, nach Modellen zu suchen, so erklärte sie, habe Deas nicht viel Erfolg gehabt. Einer ihrer Times-Picayune-Kollegen schlug Joseph vor, die damals 28 Jahre alt war und als Grafikerinfür die Zeitung arbeitete.

Joseph war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das Erstlingsmodel erklärte sich spontan bereit, Anderson während einer Mittagspause zu helfen.

„Sie wickelten ein Laken um mich und ich hielt eine normale kleine Schreibtischlampe, eine Beistelllampe“, erinnerte sich Joseph 2012 in einem Interview mit 4WWL an diesen Tag. (Joseph, die nie wieder modelte, lehnte es ab, für diese Geschichte mit Yahoo zu sprechen.) „Ich hielt sie einfach hoch und wir machten das mit einer Glühbirne.“

"Vergnügliche und kreative Stunden mit dem Shooting"

„Sie stellte sich als perfekt heraus“, sagt Anderson gegenüber Yahoo Entertainment über Joseph und erinnert sich an den Tag, an dem sie ihr Haus in New Orleans für das Shooting umgestaltete.

„Nachdem ich meinen Esszimmertisch aus dem Weg geräumt und das Wohnzimmer meiner Wohnung in ein Studio umgewandelt hatte, baute ich eine grau melierte Kulisse auf“, erinnert sie sich. „Ich stellte ein paar Kisten auf den Boden, um den Stoff zu drapieren. Ich setzte ein Polaroid-Rückteil an die Hasselblad-Kamera, um mit einigen Probeaufnahmen zu beginnen.“

Deas hatte eine bestimmte Vision für das Bild, zu der auch ein Beleuchtungsstil gehörte, den Anderson regelmäßig verwendete. Ihre Vorliebe für große Softbox-Lichtmodifikatoren erwies sich als perfekt für den Auftrag, sagt sie und bemerkt die „weiche Beleuchtung“, die „jede Falte im Material“ hervorhob und Joseph schmeichelte.

Anderson erinnert sich, dass die Aufnahmen begannen, nachdem Deas mit einer „Schachtel warmer Croissants von seinem Lieblingsbäcker aus dem französischen Viertel und verschiedenen Requisiten“ankam, darunter „Laken, Stoff, eine Fahne und eine kleine Lampe, aus der oben eine Glühbirne herausragte“.

„Die Lampe erinnerte vage an eine Fackel“, bemerkt Anderson, die blauen Stoff über ein weißes Laken wickelte, das um Josephs Körper drapiert worden war. „Die Materialien wurden sorgfältig arrangiert“, erinnert sie sich. Und so „begannen wir ein paar vergnügliche und kreative Stunden mit dem Shooting, studierten Polaroid-Testdrucke und ordneten das um Jenny gewickelte Bettlaken neu an.“

In dem Interview mit 4WWN erinnerte sich Deas an die Güte, die Joseph am Tag des Shootings ausstrahlte.

„Irgendwann fing sie an, sich etwas nach vorne zu beugen und sagte sehr höflich in ihrem schönen britischen Akzent: ‚Darf ich mich setzen?‘“, sagte er. „Und sie setzte sich auf den Rand des Podiums und verkündete, dass sie gerade realisiert hatte, dass sie schwanger war.“

Joseph konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als sie sich gegenüber 4WWN daran erinnerte: „Jetzt kann meine Tochter behaupten, dass sie auch dabei war. ... Man weiß nie, wie sich die Wege kreuzen und was aus den Ereignissen entstehen wird. Ich sage meinen Kindern immer, wenn sich etwas ergibt, soll man es einfach tun.“

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Zugegebenermaßen, fügte Deas hinzu, hätte er nie gedacht, dass es das Bild auf die Leinwand schaffen würde. Offen gesagt, Anderson auch nicht: „Ich war erstaunt, als ich das Logo zum ersten Mal in einem Kino sah“, erzählt sie Yahoo Entertainment.

„Zu sehen, wie das Bild auf der großen Leinwand zum Leben erweckt wird, erschien mir surreal. Nach einer Weile entwickelte das Bild ein Eigenleben, das mich völlig überraschte. Jahrzehnte nach seiner Entstehung sind die Menschen immer noch von dem Bild fasziniert.“

Anderson und Joseph, die bis heute befreundet sind, erinnern sich gerne an ihren Beitrag zur Filmgeschichte: „Wir waren beide von der Bekanntheit des Logos überrascht“, erklärt sie. „Bis heute schickt mir Jenny gelegentlich lustige GIFs, die Leute aus dem Logo gemacht haben.“

Das Bild hat zwar die Zeit überdauert, aber für Anderson, die verheiratet ist und zwei erwachsene Kinder hat, ist es ein noch größeres Geschenk: „Als meine Kinder erfuhren, dass ich das Referenzfoto gemacht habe, fanden sie mich cool“, sagt sie, „das ist unbezahlbar“.

David Artavia

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