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Wer ist in der Nato: Alle Infos zum Bündnis der europäischen und nordamerikanischen Länder

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine wird sowohl in Finnland als auch in Schweden intensiv über eine mögliche Nato-Mitgliedschaft diskutiert. Die Ukraine strebt eine Mitgliedschaft seit Jahren an. Doch welche Länder gehören eigentlich zum Verteidigungsbündnis? Ursprünglich wurde es von zwölf Staaten gegründet, inzwischen zählt die Nato 30 Mitgliedsstaaten.

Die Nato ist ein Militärbündnis, das zur Verteidigung der Mitgliedsstaaten dient (Bild: Getty Images)
Die Nato ist ein Militärbündnis, das zur Verteidigung der Mitgliedsstaaten dient (Bild: Getty Images)
  • Wofür steht Nato?

  • Seit wann gibt es die Nato?

  • Warum wurde die Nato gegründet?

  • Wer ist Generalsekretär der Nato?

  • Diese 12 Staaten haben die Nato gegründet

  • Diese 30 Länder sind Nato-Mitglieder

  • Warum die Ukraine kein Nato-Mitglied ist

  • Kommen Schweden und Finnland in die Nato?

Wofür steht Nato?

Die Nato ist ein Verteidigungsbündnis von 30 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedstaaten. Die Abkürzung Nato steht für "North Atlantic Treaty Organization". Übersetzt bedeutet das "Nordatlantische Vertragsorganisation". Nach eigenen Angaben ist das Ziel der Nato, "die Freiheit und Sicherheit ihrer Mitglieder mit politischen und militärischen Mitteln zu gewährleisten".

Der Nordatlantikvertrag nach Artikel 51 der UN-Charta ist Basis der Nato. Die Mitglieder bekennen sich in seiner Präambel zu Frieden, Demokratie, Freiheit und der Herrschaft des Rechts. Laut dem deutschen Bundesministerium der Verteidigung ist die Nato eine "Wertegemeinschaft freier demokratischer Staaten“.

Seit wann gibt es die Nato?

Der Nordatlantikpakt wurde am 4. April 1949 geschlossen. Er war zunächst auf 20 Jahre begrenzt, wurde wegen des anhaltenden Kalten Krieges 1969 aber auf unbestimmte Zeit verlängert. Das Nato-Hauptquartier befand sich erst in London und ab 1952 in Paris. Seit 1967 ist es in Brüssel.

Warum wurde die Nato gegründet?

Der Nordatlantikpakt wurde im Zuge der Eindämmungspolitik der USA gegen die damalige Sowjetunion geschlossen. Damals verfolgten die Gründungsländer vor allem das Ziel, militärisch und politisch zusammenzuarbeiten, sollte es zu einem Konflikt mit der Sowjetunion kommen.

In Artikel 1 des Nordatlantikpaktes steht: "Die Parteien verpflichten sich, in Übereinstimmung mit der Satzung der Vereinten Nationen, jeden internationalen Streitfall, an dem sie beteiligt sind, auf friedlichem Wege so zu regeln, dass der internationale Friede, die Sicherheit und die Gerechtigkeit nicht gefährdet werden, und sich in ihren internationalen Beziehungen jeder Gewaltandrohung oder Gewaltanwendung zu enthalten, die mit den Zielen der Vereinten Nationen nicht vereinbar sind."

Waffenlieferung der Nato: Ein radikaler Kurswechsel

Artikel 5 besagt dagegen, dass ein bewaffneter Angriff auf ein oder mehrere Mitgliedsländer der Nato als "Angriff gegen sie alle angesehen werden wird". Die anderen Parteien sind dann verpflichtet, das angegriffene Land zu unterstützen und zu verteidigen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 rief die Nato erstmals den Bündnisfall aus.

Mit der Operation "Enduring Freedom" begann am 7. Oktober 2001 die militärische Intervention in Afghanistan. Zunächst marschierten dort US-amerikanische und britische Truppen ein, später wurden sie unter anderem auch von deutschen Soldaten unterstützt. Die notwendigen Voraussetzungen für den Bündnisfall erkannte die Nato damals als erfüllt an: Die Täter der Anschläge seien Teil des Terrornetzwerkes Al-Qaida gewesen, wodurch feststehe, dass die Angriffe auf die USA aus dem Ausland gesteuert worden seien.

Wer ist Generalsekretär der Nato?

Seit 2014 ist der norwegische Politiker Jens Stoltenberg Nato-Generalsekretär. Wie Stoltenberg am Rande des Treffens der 30 Außenminister der Bündnisstaaten in Brüssel in Bezug auf den Ukraine-Krieg mitteilte, gebe es keine Anzeichen dafür, dass Russlands Präsident Wladimir Putin seine Ambitionen, die komplette Ukraine zu kontrollieren, aufgegeben habe. Man müsse sich bewusst darüber werden, dass der Krieg noch "viele Monate oder sogar Jahre“ andauern könne.

Jens Stoltenberg ist Nato-Generalsekretär (Bild: REUTERS/Evelyn Hockstein/Pool)
Jens Stoltenberg ist Nato-Generalsekretär (Bild: REUTERS/Evelyn Hockstein/Pool)

Konsequenz aus den aktuellen Entwicklungen ist laut Stoltenberg, dass sich die Nato auf einen langen Weg vorbereiten muss. "Wir müssen die Ukraine unterstützen, unsere Sanktionen aufrechterhalten, unsere Verteidigung und unsere Abschreckung stärken“, sagte er. Er sehe "dringenden Bedarf“ an weiteren Waffenlieferungen für die Ukraine und erwarte mehr Zusagen der Nato-Mitgliedsländer für Kiew.

Diese 12 Staaten haben die Nato gegründet

Die zwölf Gründungsstaaten der Nato waren Belgien, Dänemark, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal und die USA. Immer mehr Länder schlossen sich mit der Zeit der Nato an. Deutschland trat der Organisation am 6. Mai 1955 sechs Jahre nach ihrer Gründung bei. Im Jahr 2022 zählt das nordatlantische Bündnis 30 Mitglieder.

Diese 30 Länder sind Nato-Mitglieder:

  • Vereinigtes Königreich (1949)

  • USA (1949)

  • Belgien (1949)

  • Kanada (1949)

  • Dänemark (1949)

  • Frankreich (1949)

  • Island (1949)

  • Luxemburg (1949)

  • Niederlande (1949)

  • Italien (1949)

  • Norwegen (1949)

  • Portugal (1949)

  • Griechenland (1952)

  • Türkei (1952)

  • Deutschland (1955)

  • Spanien (1982)

  • Ungarn (1999)

  • Polen (1999)

  • Tschechien (1999)

  • Rumänien (2004)

  • Slowakei (2004)

  • Slowenien (2004)

  • Bulgarien (2004)

  • Estland (2004)

  • Lettland (2004)

  • Litauen (2004)

  • Albanien (2009)

  • Kroatien (2009)

  • Montenegro (2017)

  • Nordmazedonien (2020)

Warum die Ukraine kein Nato-Mitglied ist

Hintergrund der militärischen Aufrüstung Russlands ist noch immer ein möglicher Nato-Beitritt der Ukraine. Wäre die Ukraine heute bereits Mitglied der Nato, wären alle Bündnispartner kollektiv zu ihrer Verteidigung gegen Russland verpflichtet. Einen Beitritt in die Nato strebt die Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit 1991 an.

1997 wurde die Nato-Ukraine-Charta verabschiedet, in der zwar kein Nato-Beitritt, aber eine militärische Partnerschaft mit der Ukraine vereinbart wurde. "Wir müssen klarstellen, dass die Nato die Bestrebungen der Ukraine und Georgiens für eine Nato-Mitgliedschaft begrüßt und ihnen einen klaren Weg zur Erreichung dieses Ziels anbietet", sagte der damalige US-Präsident George W. Bush beim Nato-Gipfel in Bukarest 2008 und richtete sich an Putin: "Der Kalte Krieg ist vorbei."

Angela Merkel und Nicolas Sarkozy sprachen sich gegen einen Nato-Beitritt der Ukraine aus (Bild: REUTERS/Philippe Wojazer)
Angela Merkel und Nicolas Sarkozy sprachen sich gegen einen Nato-Beitritt der Ukraine aus (Bild: REUTERS/Philippe Wojazer)

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Staatspräsident Frankreichs Nicolas Sarkozy, waren es jedoch, die den Beitritt der Ukraine verhinderten. Merkel sprach sich dafür aus, Russland nicht unnötig zu reizen und eine Destabilisierung Osteuropas zu riskieren. Für einen Nato-Beitritt der Ukraine sei es noch zu früh, gab sie damals an.

Russlands Präsident Wladimir Putin kritisierte die Pläne der Nato und tobte: "Wir betrachten die Ankunft eines Militärblocks an unseren Grenzen, dessen Verpflichtungen zur Mitgliedschaft Artikel 5 einschließt, als eine direkte Bedrohung der Sicherheit unseres Landes." Er forderte in der Vergangenheit eine schriftliche Zusicherung der Nato, die Ukraine nicht in ihr Militärbündnis aufzunehmen. Die Nato berief sich auf die freie Bündniswahl.

Wolodymyr Selenskiy beteuerte immer wieder, wie wichtig der Ukraine ein Nato-Beitritt sei (Bild: J. Scott Applewhite/Pool via REUTERS)
Wolodymyr Selenskiy beteuerte immer wieder, wie wichtig der Ukraine ein Nato-Beitritt sei (Bild: J. Scott Applewhite/Pool via REUTERS)

EU-Staaten: Kohle-Embargo und weitere Sanktionen gegen Russland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Nato-Bestrebungen auch während der aktuellen Ukraine-Krise immer wieder bestätigt. Inzwischen hat er eingeräumt, dass eine Nato-Beitrittsperspektive seines Landes unwahrscheinlich ist. "Es ist klar, dass die Ukraine kein Nato-Mitglied ist, wir verstehen das", sagte Selenskyj während eines Online-Auftritts vor Vertretern der nordeuropäischen Militär-Kooperation Joint Expeditionary Force. "Jahrelang haben wir von offenen Türen gehört, aber jetzt haben wir auch gehört, dass wir dort nicht eintreten dürfen, und das müssen wir einsehen", ergänzte er. "Ich bin froh, dass unser Volk beginnt, das zu verstehen, auf sich selbst zu zählen und auf unsere Partner, die uns helfen."

Angesichts der aktuellen Gräuelbilder aus Butscha sagte Selenskyj: "Ich lade Frau Merkel und Herrn Sarkozy ein, Butscha zu besuchen und zu sehen, wozu die Politik der Zugeständnisse an Russland in 14 Jahren geführt hat. Sie werden die gefolterten Ukrainer und Ukrainerinnen mit eigenen Augen sehen.“

Kommen Schweden und Finnland in die Nato?

Schweden und Finnland sind keine Mitglieder der Nato und galten bislang als neutrale Staaten. Seit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine wird in beiden Ländern jedoch über die Aufnahme in die Nato diskutiert. Und auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ermuntert beide Staaten, sich um eine Mitgliedschaft im Militärbündnis zu bemühen. "Wenn sie sich für einen Antrag entscheiden, erwarte ich, dass alle Verbündeten sie willkommen heißen werden", sagte er zum Auftakt eines Nato-Außenministertreffens in Brüssel.

Bereits seit vielen Jahren arbeite die Allianz mit beiden Staaten zusammen, und sie erfüllten zudem die Standards des Verteidigungsbündnisses. Schweden und Finnland seien die "engsten Partner". Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass Russland militärisch auf einen Beitrittsantrag reagieren könnte, doch Stoltenberg sagte: "Ich bin sicher, wir werden Wege finden, um ihre Bedenken bezüglich der Zeit zwischen einem möglichen Antrag und der endgültigen Ratifikation auszuräumen."

Außenminister Pekka Haavisto erklärte, dass es in Finnland seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine eine sehr intensive Debatte über die nationale Sicherheit gebe. Die Regierung bereite derzeit ein Papier zur Sicherheit und Verteidigung für das Parlament vor. Dieses werde dann über die verschiedenen Optionen, inklusive einer möglichen Nato-Mitgliedschaft, beraten. Die allgemeine Meinung in Finnland dazu habe sich seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine schnell verändert. Erstmals sei eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung für die Nato-Mitgliedschaft.

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