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Werkstatt-Dienst und Mathe-Aufgaben: Das Corona-Leben der DTM-Stars

Unter normalen Umständen würden die DTM-Stars gerade in die letzte Vorbereitungsphase für die Ende April startende Saison gehen, doch die Coronavirus-Krise stellt auch ihren Alltag auf den Kopf: Kein Motorsport, dafür ein eingeschränktes Leben in den eigenen vier Wänden. Und die Ungewissheit, wann sie ihrer Leidenschaft wieder nachgehen können.

"Es ist alles ein bisschen seltsam", schildert BMW-Pilot Timo Glock gegenüber 'auto motor und sport' seine aktuelle Gemütslage. "Ich denke viel darüber nach, was in den nächsten Wochen und Monaten passieren wird. Die Lage ist nicht besonders rosig, für alle."

Der 38-Jährige lebt mit seiner Ehefrau Isabell, seinem siebenjährigen Sohn Mika und seiner dreijährigen Tochter Leni in Kreuzlingen in der Schweiz. Und in Zeiten von Corona ist auch bei den Glocks Homeschooling angesagt. "Mit dem Jungen habe ich heute Morgen schon Rechenaufgaben geübt", erzählt er.

Timo Glock: Wie hält man die Kinder bei Laune?

"Natürlich ist es sehr schön, mit der Familie mehr Zeit verbringen zu können als sonst in dieser Jahreszeit. Aber ich denke, dass sich alle Eltern von kleinen Kindern ein Programm die nächsten fünf oder sechs Wochen überlegen müssen, wie man die Kinder bei Laune hält", ist es für Glock derzeit durchaus eine Herausforderung, Kinder und Training unter einen Hut zu bringen.

Einer, der diese Herausforderung kennt, ist DTM-Champion Rene Rast: Der Audi-Pilot lebt in Bregenz am Bodensee - mit seiner Freundin Diana und dem dreijährigen Sohn Liam. Auch der Mindener sagt: "Über Langeweile kann ich mich nicht beklagen, ich habe wirklich viel zu tun."

Rene Rast: "Viel auf der Rolle gefahren"

Seit Januar befindet er sich in einem intensiven Trainingsprogramm, konzentriert sich vor allem auf das Radfahren. "Jetzt draußen zu fahren ist wegen der Verbote, die wir zum Teil in Österreich haben, ein bisschen schwieriger, aber ich bin in den letzten Wochen viel auf der Rolle gefahren", verweist er gegenüber 'Ran' auf seinen Rollentrainer, mit dem er das Fahrrad auch in der Wohnung nutzen kann. " Jetzt kann man natürlich sein Fitnesslevel ordentlich aufbauen."

Zudem sei er "groß ins Online-Gaming eingestiegen", grinst Rast, der seinen Simulator im Keller bislang nur zur intensiven Vorbereitung auf die DTM-Rennen genutzt hatte, aber nicht an Sim-Racing-Veranstaltungen teilnahm. Durch die lange Rennpause wurde aber nun auch er schwach - und besiegte bereits Formel-1-Star und Sim-Racing-Freak Max Verstappen im direkten Duell.

Was er sonst so treibt? " Es gibt viele Dinge, die jetzt über E-Mail geregelt werden, es finden viele Telefonkonferenzen statt. Und ich habe zuhause eine Wand gestrichen", schmunzelt er.

Wittmann: Werkstatt verhindert Lagerkoller

Bodenständig geht es auch bei Rasts BMW-Rivalen Marco Wittmann zu. Der Fürther ist gelernter Karosseriebauer und hilft in der Kfz-Werkstatt seines Vaters Herbert Wittmann aus. "Als Handwerker dürfen wir aktuell noch arbeiten, was für mich ein ganz guter Ausgleich ist", erzählt der zweimalige DTM-Meister gegenüber 'Ran'. "Daher fällt mir die Decke zum Glück noch nicht auf den Kopf."

Wittmann arbeitet übrigens nicht nur in Zeiten von Corona in der Werkstatt mit, sondern auch im Alltag, wenn er nicht gerade mit BMW durch die Welt reist. Aber auch der Sport kommt bei ihm derzeit nicht zu kurz: "Ich habe noch nie so viel Sport gemacht wie aktuell", gibt der BMW-Pilot zu, der derzeit regelmäßig am Laufband Kilometer macht.

Sein Glück: Auch Freundin Maria betreibt gerne Sport. "Wir machen uns gegenseitig fit", bestätigt er. "Das motiviert natürlich mehr, aber ab und zu macht man natürlich auch sein eigenes Programm." Eines kann er aber nicht abstreiten: "Das Auto und das Rennfahren fehlt mir extrem. Die Gesundheit aller Menschen geht dennoch vor und hat Priorität Nummer 1."

Philipp Eng: Einkaufen für die Eltern

Wie Wittmann in der Werkstatt unterstützt auch BMW-Kollege Philipp Eng derzeit seine Familie. Allerdings auf eine andere Art und Weise. "Ich gehe für meine Eltern, die schon ein bisschen älter sind, immer einkaufen", verweist der Salzburger im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' auf seine Eltern, die bereits über 70 Jahre alt sind. "Ich kenne alle Supermärkte inzwischen in- und auswendig."

Sich selbst habe er bereits "ordentlich eingedeckt", sagt der 30-Jährige. "Ich bin aber keiner, der sich zehn Säcke Klopapier kauft. Dann kaufe ich sie ja jemand anderem weg. Die Geschäfte sind ja alle offen. Und ich finde nicht, dass wir da nur an uns selbst denken sollten, schon gar nicht in dieser Zeit."

Eng lebt alleine in seinem Haus in Mondsee und verbringt derzeit so viel Zeit wie kaum ein anderer im hauseigenen Rennsimulator: Neben BMW-Sim-Racing-Einsätzen trat er auch beim offiziellen Formel-1-Sim-Race für Red Bull an - und auch kommendes Wochenende ist Eng mit Einsätzen eingedeckt.

Müller: "So nach zehn Tagen ist es schon saukomisch"

Während der BMW-Pilot seit zehn Jahren Sim-Racing betreibt, ist Vizemeister Nico Müller ein kompletter Neuling. Vor zwei Wochen wurde sein Simulator nach Thun geliefert, vor einer Woche fuhr er sein erstes Rennen. "Ich habe zweimal in die verkehrte Richtung geschaut", grinst er. "Die Pro-Sim-Racer sind schon extrem schnell unterwegs. Und auf das Niveau zu kommen, da brauch ich noch ein paar Wochen."

Müller, der nach dem DTM-Saisonende gleich in die Formel-E-Saison startete, hatte ursprünglich vor, die Krise zu nutzen, um seine Akkus aufzuladen. "Ich habe mir gedacht: Jetzt nutzt du die Zeit und holst die Winterpause nach, die bei mir ja dieses Jahr durch das Formel-E-Engagement ein bisschen kürzer ausgefallen ist als sonst."

Der Schweizer arbeitete vor allem an seiner Fitness, saß viel auf dem Fahrrad, "aber irgendwann, so nach zehn Tagen, ist es schon saukomisch, muss ich sagen. Denn man weiß noch immer nicht, wann es genau losgeht." Seine Reaktion? "Ich habe mir einen Simulator zugelegt und versuche, mich damit ein bisschen abzulenken, damit ich das Rennfeeling aufleben lassen kann."

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