Hochwasser in Deutschland - Ein Dokument ist im Schadensfall besonders wichtig
Schwere Unwetter fegen über Deutschland. Welches Dokument im Schadensfall wichtig ist, lesen Sie hier.
Es werden schwere Unwetter über Deutschland erwartet. Die Haushalte sollten alle Sicherheitsvorkehrungen treffen, um Haus und Auto zu schützen. In vielen Fällen sind die Wetterphänomene jedoch so heftig, dass es zu schweren Schäden kommen kann.
Als Faustregel gilt, dass die meisten Geschäftsbedingungen der meisten Versicherer erst ab Windstärke 8 von einem Sturm sprechen. Bei dieser Windstärke fegt der Wind mit einer Geschwindigkeit von mindestens 62 Kilometern pro Stunde durch Ortschaften.
Aus diesem Grund müssen Geschädigte oft zwingend einen Nachweis einreichen, dass die Windstärke am Versicherungsort über diesem Wert lag.
Es handelt sich dabei um ein „Wettergutachten“. Den entsprechender Nachweis kann bei einem Wetterdienst oder dem Wetteramt im Wohnort angefordert werden.
„Wir empfehlen deshalb, im Sinne der zusätzlich möglichen Beweiserleichterung alle Schäden an anderen Gebäuden in der Umgebung zu dokumentieren und Kontakt zu anderen betroffenen Gebäudeeigentümerinnen und Gebäudeeigentümern zu suchen“, erklärt David Sahlender von der Versicherungsrechtskanzlei Wittig Ünalp.
Für Geschädigte gilt: Je mehr Nachweise sie bringen, desto besser.
Wie gehen Betroffene im Schadensfall richtig vor?
Haushalte sollten unbedingt Videos und Fotos machen und die Schäden genau dokumentieren. Notieren Sie, wann genau der Schaden entstanden ist (Uhrzeit und Datum). Ordnen Sie die Fotos und Videos nach den Kategorien Haus, Möbel und Auto. Schicken Sie diese Dateien zusammen mit der Schadensmeldung an Ihre zuständige Versicherung.
Dies geschieht am besten über die Online-Formulare Ihrer Versicherung. Da die Telefonleitungen der großen Versicherer nach dem Unwetter in der Regel überlastet sind, sollten Sie Schäden ausschließlich über das Internet melden. Informieren Sie gleichzeitig Ihren Versicherungsberater über den Schadensfall. In der Regel schickt die Versicherung nach Eingang der Schadensmeldung eine Bestätigungsmail. Bewahren Sie diese unbedingt auf.
Welche Versicherung ist jetzt zuständig?
Unwetterschäden an Immobilien sind nicht automatisch durch eine Gebäude- oder Hausratversicherung abgedeckt.
Reine Gebäude- oder Hausratversicherungen kommen beispielsweise nicht für Schäden auf, die durch die Einwirkung von Naturgewalten entstehen. Dazu zählen typischerweise Schäden durch Starkregen, Hagel, Blitzschlag, Tornados, Lawinen oder Überschwemmungen. Gegenüber FOCUS Online erklären Verbraucherzentralen, dass nur die Hälfte aller Privathäuser gegen Schäden durch Hochwasser und Überschwemmung versichert ist.
Wer sein Haus oder seine Wohnung auch gegen Unwetter versichern will, braucht zusätzlich eine Elementarschadenversicherung. Diese ist allerdings an Bedingungen geknüpft.
So will die Versicherung zum Beispiel wissen, wie der Schaden entstanden ist. Auch deshalb sollten Betroffene Fotos und Videos von innen und außen machen. Die Elementarschadenversicherung gibt es nicht separat, sondern nur als Zusatz zu einer bestehenden Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung.
Prüfen Sie umgehend alle Schäden
Viele Sturmschäden am Haus und im Garten sind offensichtlich und sichtbar.
Manches aber entdeckt man erst viel später. Betroffene sollten nach dem Unwetter gezielt nach Schäden suchen, um Spätfolgen zu vermeiden. Besonders folgende Punkte sollten Sie beachten:
Schäden am Dach
Feuchteschäden am Dachstuhl und an Fenstern
Stabilität der Bäume im Garten
Verstopfte, beschädigte oder wackelige Regenrinnen
Wann kann ich mit einer Entschädigung rechnen?
Geduld ist gefragt. Die Auszahlung der Versicherungssumme dauert oft sehr lange, vor allem wenn es um größere Summen geht. Das liegt daran, dass die Versicherungen jeden Schadensfall mit eigenen Gutachtern genau prüfen.
Was kann man tun, wenn die Versicherung nicht zahlt?
Haben Sie keine Elementarversicherung abgeschlossen und stellt sich die Versicherung quer, hilft möglicherweise der Bund und das Land. Entsprechende Anträge gibt es dazu allerdings noch nicht. Betroffene können Rechnungen für Reparaturen außerdem bei der Steuererklärung für 2022 einreichen, diese werden dann berücksichtigt.
Wer zahlt, wenn das Auto beschädigt wurde?
Für Unwetterschäden am Auto, Motorrad, Wohnmobil oder Wohnanhänger kann eine Teilkaskoversicherung aufkommen. Diese greift nämlich grundsätzlich bei Schäden, für die keine dritte Person verantwortlich gemacht werden kann, informiert der Bund der Versicherten (BdV).
Somit sind Fahrzeuge von Orkanböen, Sturm, Hagel, Blitzschlag oder Brand abgesichert und es besteht Schutz bei Beschädigung, Zerstörung, Totalschaden oder Verlust des Fahrzeugs und der mitversicherten Teile.
Kaskoversichert ist der Wiederbeschaffungsaufwand des Fahrzeugs. Je nach Tarif können unterschiedliche Selbstbehalte vereinbart werden, so der BdV. Wer nur die vorgeschriebene Kfz-Haftpflichtversicherung hat, muss den Schaden aus eigener Tasche zahlen.
Auch hier gilt: Fotos und Videos machen, Zeiten dokumentieren, den Sachverhalt schildern und den Schaden bei der Versicherung angeben.
Was gilt für Mieter?
Ist die Wohnung aufgrund der Unwetterschäden nur eingeschränkt oder gar nicht nutzbar, haben sie das Recht auf Mietminderung, erklärt der Mieterverein München. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Fenster und Türen beschädigt wurden. Der Mangel muss dem Vermieter aber vorher angezeigt werden. Gut ist es, wenn Mieter die Schäden dazu auch dokumentieren. Auch hier gilt: Nachweise bringen, darunter Fotos, Videos, Dokumente von der Wetterstation.
Je nach Ausmaß sind Minderungen in verschiedener Höhe möglich: Bei Unbewohnbarkeit kann die Miete um 100 Prozent gekürzt werden. Sind die Schäden weniger groß, fällt auch die Minderung geringer aus.