Wichtiges Konjunkturbarometer - Ifo-Index fällt erneut: „Hat sich als Fehlsignal erwiesen“

Eines der wichtigsten Konjunkturbarometer Deutschlands ist abermals gefallen.<span class="copyright">Christian Charisius/dpa</span>
Eines der wichtigsten Konjunkturbarometer Deutschlands ist abermals gefallen.Christian Charisius/dpa

Bereits zum vierten Mal in Folge ist mit dem ifo-Index einer der wichtigsten Konjunkturindikatoren in Deutschland gefallen. Damit sei endgültig klar, dass die kurzfristige Erholung im Frühjahr ein Fehlsignal war, sagen Ökonomen. Für das Wachstum in diesem Jahr sehen die Volkswirte schwarz.

Nur 86,6 Punkte, nach 87,0 Zählern im Juli: Mit dem ifo-Geschäftsklimaindex ist einer der wichtigsten Konjunkturindikatoren im August weiter gefallen. Sowohl die Wirtschaftslage als auch die Erwartungen bewerteten die Unternehmen schlechter. „Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in die Krise“, kommentiert ifo-Präsident Clemens Fuest die Zahlen.

Der immer größere Pessimismus der deutschen Wirtschaft treibt auch andere Ökonomen um. „Nach dem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal gibt es keine Entwarnung für Deutschlands Wirtschaft“, sagt DZ-Bank-Konjunkturanalyst Christoph Swonke im Hinblick auf die Zahlen.

Laut Swonke fehlen derzeit schlicht Impulse, welche die wirtschaftliche Schwächephase beenden könnten. „Die Nachfrage aus dem In- und Ausland ist weiterhin schwach und klare Signale der Wirtschaftspolitik fehlen. Daher bleibt die Verunsicherung unter den Unternehmen und Verbrauchern hoch.“

„Die zwischenzeitliche Erholung hat sich endgültig als Fehlsignal erwiesen“

„Unter dem Strich deuten die jüngsten Konjunkturindikatoren auf einen nur schwachen Start ins dritte Quartal hin. Von einer spürbaren Erholung ist derzeit wenig zu sehen“, sagte indes Volkswirt Marc Schattenberg von der Deutschen Bank. Und auch Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen urteilt in einem Kommentar eindeutig über die Zahlen: „Die zwischenzeitliche Erholung in den ersten Monaten dieses Jahres hat sich endgültig als Fehlsignal erwiesen.“

Laut Solveen notiere die Subkomponente der Erwartungen - ein Teilindex, der widerspiegelt, wie die Unternehmen ihre Aussichten beurteilen - nun nur noch wenig höher als zu Jahresbeginn. Allerding schwanke dieser Teil des Geschäftsklimaindizes deutlich. Die Lagebeurteilung wiederum weise „seit drei Jahren einen klaren Abwärtstrend“ auf.

Das sei ungewöhnlich, so Solveen. „Eine der Stärken des Ifo-Geschäftsklimas als Frühindikator für die deutsche Wirtschaft ist normalerweise gerade, dass es auf die Erwartungen und damit das ‚Bauchgefühl‘ der Befragten setzt.“ Dadurch deute der Index Trendwenden früher an als andere Stimmungsbarometer.

Leider, erklärt Solveen, wurden die Konjunkturhoffnungen der Firmen in den vergangenen zwei Jahren immer wieder enttäuscht. So hätten die Firmen beispielsweise im vergangenen Jahr die Wirkung der Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) unter- und den Effekt fallender Energiepreise überschätzt.

Die aktuell düstere Stimmung lasse sich unterdessen nicht so leicht erklären. „So mag die Anpassung an das höhere Zinsniveau länger dauern als gedacht, und die Unsicherheit bei den Konsumenten scheint länger anzuhalten. Hinzu kommen die zahlreichen strukturellen Problem der deutschen Wirtschaft, die die unterliegende Dynamik der Wirtschaft bremsen“, schreibt Solveen.

Ökonomen sehen allenfalls Chance auf winziges Wachstum in diesem Jahr

Einig sind sich alle drei Ökonomen aber in einem – Wachstum ist einfach nicht in Sicht. „Wir rechnen für Deutschland in diesem Jahr nur noch mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent“, verkündet DZ-Bank-Analyst Swonke. Volkswirt Schattenberg zweifelt sogar ganz an einem Zuwachs: „Die große Frage ist nun, ob es für die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 noch zu einem kleinen Wachstum reicht.“

Commerzbank-Experte Solveen prognostiziert ebenfalls nur noch ein minimales Wachstum im zweiten Halbjahr, auf das gesamte Jahr gesehen sogar nur eine Stagnation.

Auch für die Zeit nach diesem wirtschaftlich blutleeren Jahr kommende Jahr sieht Solveen schwarz: „Für das kommende Jahr dürften die meisten Wachstumsprognosen immer noch zu hoch sein. Wir rechnen für das Jahr 2025 nur mit einem mageren Plus von 0,5 Prozent.“