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Wie Apple in China Fuß fasste, wo andere Tech-Giganten scheiterten

Was ist das Besondere an Apple? Man ist versucht, diese Frage zu beantworten, nachdem das Unternehmen am Donnerstag Geschichte schrieb und zum ersten börsennotierten US–Unternehmen wurde, das mit 1 Billion Dollar (860 Mrd. Euro) bewertet wurde.

Es könnte an Apples innovativer Technologie oder den hochwertigen Premiumprodukten liegen. Oder an dem smarten Geschäftsmodell, das darauf abzielt, ein geschlossenes eigenes Ökosystem aufzubauen. Aber was Apple von anderen Spitzenreitern im 1-Milliarden-Dollar-Rennen unterscheidet, könnte auch China sein.

In China stellt Apple nicht nur iPhones her, sondern der weltgrößte Smartphone-Markt macht auch etwa ein Fünftel des Umsatzes von Apple aus. Während andere US-Tech-Riesen in China entweder blockiert (Facebook und Google) oder marginalisiert (Amazon) werden, ist es Apple gelungen, dort eine starke Präsenz aufzubauen. Als Apple die aktuellen Quartalszahlen am vergangenen Mittwoch bekannt gab, durfte es gegenüber dem Vorjahresquartal ein Wachstum von 19% in Großchina verkünden. Es war das vierte Quartal in Folge, in dem ein zweistelliges Wachstum in dieser Region verzeichnet wurde.

Im ersten Quartal 2018 machten iPhones laut Counterpoint Research 13% des chinesischen Smartphone-Marktes aus. Obwohl Apple von lokalen Akteuren wie Huawei herausgefordert wird – der chinesische Hersteller hat Apple beim Verkauf von Smartphones zum ersten Mal überholt – gibt der Zugang zum weltweit am schnellsten wachsenden Verbrauchermarkt mit 550 Millionen Menschen in der Mittelklasse dem Ergebnis von Apple einen großen Schub. Hier ist eine Aufstellung, was Apple getan hat, um sich in China einen Namen zu machen.

Marketing als Statussymbbol

ARCHIVFOTO: Ein Mann kauft auf einer Straße in Hongkong ein neues iPhone X von jemandem, der es gerade in einem Apple Store gekauft hat, China, 3. November 2017. REUTERS/Bobby Yip
ARCHIVFOTO: Ein Mann kauft auf einer Straße in Hongkong ein neues iPhone X von jemandem, der es gerade in einem Apple Store gekauft hat, China, 3. November 2017. REUTERS/Bobby Yip

Seit 2008 nutzt Apple zahlreiche Kanäle und arbeitet mit lokalen Unternehmen zusammen, um seine Handys in China mainstreamfähig zu machen. Wenn andere Händler Handys hinter Glas einschließen, lässt Apple seine Handys zur Ansicht offen liegen, damit die Verbraucher sie anfassen und erkunden können. Apple betreibt mittlerweile mehr als 40 Filialen in China und plant, weitere in Städten im Landesinneren zu eröffnen.

Apple hat in China eine große Präsenz aufgebaut, sowohl online als auch mit herkömmlichen Geschäften. (Getty/AFP)
Apple hat in China eine große Präsenz aufgebaut, sowohl online als auch mit herkömmlichen Geschäften. (Getty/AFP)

In den USA ist das iPhone ein Premiumprodukt und in China noch mehr. Die meisten Menschen können sich hier mit ihrem monatlichen Einkommen kein 860 € teures iPhone X leisten. Aber das Image eines hochwertigen Geräts, das sich nur wenige leisten können, hat das iPhone noch begehrter gemacht. Der Besitz des neuesten iPhone-Modells wird in der Regel mit Prestige assoziiert.

Als Apple 2015 das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus auf den Markt brachte, erreichte die Begeisterung ihren Höhepunkt. Chinesische Verbraucher feierten die größeren Bildschirme, auch wenn China nicht zu den ersten Ländern gehörte, in denen Apple das Produkt auf den Markt brachte. Es entstand ein Schwarzmarkt, um iPhones aus Übersee zu handeln und mit Preisaufschlag an Chinesen zu verkaufen. In diesem Quartal verdoppelte sich der Umsatz von Apple in China auf 10,8 Mrd. Euro.

„Chinesische Verbraucher sind verrückt nach aufstrebenden Statussymbolen mit großen Logos“, sagt Shaun Rein, Gründer der China Market Research Group, der glaubt, dass das iPhone dadurch zu einem „erschwinglichen Luxusprodukt“ wird.

Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften

Tim Cook spricht auf einem China Development Forum in Beijing. (Reuters)
Tim Cook spricht auf einem China Development Forum in Beijing. (Reuters)

Für ausländische Unternehmen in China kann der Umgang mit der lokalen Regierung eine große Tortur sein. Internetfirmen, die in den USA gegründet wurden, stehen in der Regel unter dem Druck der chinesischen Zensur.

Apples CEO Tim Cook steht in engem Kontakt zur chinesischen Regierung. Er nimmt aktiv an staatlichen Konferenzen teil und hält Vorträge. Auf Druck von Beijing hat Apple alle Virtual Private Networks (VPN) aus dem App Store in China entfernt. Menschen innerhalb des Landes nutzen VPN, um die Internetzensur zu umgehen. Anfang des Jahres hat Apple die iCloud-Accounts chinesischer Nutzer in ein staatliches Rechenzentrum in China verlagert, was Bedenken aufkommen lässt, dass dies der chinesischen Regierung eine Hintertür für den Zugriff auf die iCloud-Daten der Nutzer öffnen könnte.

Für Apple steht in China besonders viel auf dem Spiel. Als Google vor neun Jahren den Markt verließ, nahm es einfach seine Server mit und schloss einige Büros. Aber die Regierung hat Apples gesamtes Geschäft unter Kontrolle. „Selbst Apple verkauft nicht an chinesische Konsumenten, sondern bezieht Produkte aus China. Sie können es sich nicht leisten, die chinesische Regierung zu verärgern, denn wenn sie das tun, wird sie ihr gesamtes Geschäft zerstören“, erklärt Rein Yahoo Finance.

Andere Silicon Valley-Giganten verfolgen Apples Erfolg aufmerksam. Facebook hat erfolglos eine Tochtergesellschaft in China registriert, während Google angeblich eine zensierte Suchmaschine für China entwickelt.

„Apple ist ein Beispiel, dem Google folgen will, wenn es um Regulierung und Lobbying geht“, sagte Rein.

Krystal Hu