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Wie David Hanson hofft, die Welt mit Robotern zu verbessern

Humor hat sie schon mal: David Hanson mit seiner humanoiden Kreation Sophia. (Bild: AP Photo/Kin Cheung)
Humor hat sie schon mal: David Hanson mit seiner humanoiden Kreation Sophia. (Bild: AP Photo/Kin Cheung)

Der Fortschritt der Künstlichen Intelligenz ist ein zweischneidiges Schwert. Während Entwickler die Erhöhung unserer Lebensqualität prophezeien, malen Kritiker dystopische Bilder vom Aufstand der Maschinen. Davon will zumindest Robotik-Wissenschaftler David Hanson aber nichts wissen.

Eine gesunde Portion Skepsis und Vorsicht schwingt derzeit bei den meisten Menschen noch mit, wenn sie einem humanoiden, also menschenähnlichen Roboter gegenüberstehen. Zwar ging die Entwicklung dieser Androiden in den vergangenen Jahren mit großen Schritten voran – Szenarien wie im Sci-Fi-Film “Blade Runner”, in dem Roboter mit uns Menschen zusammenleben und kaum noch von uns zu unterscheiden sind, wirken zumeist befremdlich oder gar unheimlich.

Vom Sci-Fi-Fan zum Wissenschaftler

Anders sieht das David Hanson, Robotik-Wissenschaftler und -Designer sowie Vorreiter im Bereich der humanoiden Robotik. Hansons Plan stand schon früh fest: 1969 im texanischen Dallas geboren, interessierte er sich bereits als Teenager für Wissenschaft, Science-Fiction und das Zeichnen. 1995, im Alter von 25 Jahren, baute er während seines Studiums seinen ersten Humanoiden: einen ferngesteuerten Roboterkopf nach seinem eigenen Vorbild.

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Hanson hat ein hautähnliches Gummi entwickelt, um seine Roboter so menschenähnlich wie möglich zu gestalten. (Bild: AP Photo/Kin Cheung)
Hanson hat ein hautähnliches Gummi entwickelt, um seine Roboter so menschenähnlich wie möglich zu gestalten. (Bild: AP Photo/Kin Cheung)

Zur Gestaltung möglichst realistisch wirkender Roboter hat Hanson die besten Voraussetzungen. Neben einem Doktortitel in Ingenieurwissenschaften hat er auch einen Bachelorabschluss im Bereich Animation. Als Designer, Skulpteur und Entwickler hat er unter anderem für Disney, Universal und MTV gearbeitet. Wenig überraschend gehört die “Blade Runner”-Vorlage “Träumen Androiden von elektrischen Schafen?” von Philip K. Dick zu seinen größten Inspirationsquellen.

Paradestück Sophia

Bekannt ist der 49-Jährige vor allem als Gründer von Hanson Robotics, dem Hersteller von Sophia – nur einem von etwa 20 Androiden, die Hanson bereits entwickelt hat. Der humanoide Roboter imitiert menschliches Denken und Handeln so authentisch wie kein anderer zuvor. Sophia ist mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) ausgestattet, die es ihr erlaubt, Gesichter zu erkennen und Gespräche zu führen. 2017 erhielt der täuschend echt aussehende Roboter sogar die saudi-arabische Staatsbürgerschaft – als erster Roboter der Welt.

Sophia, die mit ihrem auf Schauspiel- und Stilikone Audrey Hepburn basierenden Aussehen ein Beweis für Hansons Liebe für Design und Technologie ist, hat schnell mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. 2017 wurde sie gar bei den Vereinten Nationen vorgestellt, wo sie ein kurzes Gespräch mit UN-Vizegeneralsekretärin Amina J. Mohammed führte:

Hansons Vision ist es, soziale Roboter zu entwickeln, die dem Menschen so ähnlich wie möglich sind. Seine Theorie: Nur wenn die Maschinen genauso aussehen, reden und sich bewegen wie wir, können sie unser Vertrauen gewinnen, um uns im Alltag verlässlich Hilfe leisten zu können.

Er sieht humanoide Roboter in der Rolle von Tutoren, Sicherheitspersonal oder auch Servicekräften und ist überzeugt davon, dass sie in Zusammenarbeit mit Menschen positive Entwicklungen in fast allen Lebensbereichen von Medizin über Wirtschaft bis hin zur Bildung bewirken können.

Große Pläne und Grenzen der KI

Und Hanson hat noch größere Hoffnungen für die Zukunft der KI: Anders als etwa Stephen Hawking oder Elon Musk glaubt er nicht an dystopische Zukunftsvisionen, in denen die Maschinen die Menschen in ihrer Entwicklung überholen und zur Zerstörung der Gesellschaft beitragen. Ganz im Gegenteil sieht er einfühlsame, superintelligente und ethisch handelnde Roboter als Mittel zur Verbesserung der Welt. Dazu muss ihnen jedoch gutes Handeln nicht nur einprogrammiert, sondern auch vorgelebt werden: “Wir müssen dafür sorgen können, dass sie niemals für den Profit einer Firma oder für den persönlichen Gewinn Menschenrechte mit Füßen treten. Wenn wir diese Entscheidung mit Entschlossenheit umsetzen, dann besteht Hoffnung, dass wir mit Robotern Gutes tun”, erläutert David Hanson in der ZDF-Sendung “Unantastbar”.

Sophia wird ständig weiterentwickelt und mit neuen Fähigkeiten ausgestattet. (Bild: AP Photo/Kin Cheung)
Sophia wird ständig weiterentwickelt und mit neuen Fähigkeiten ausgestattet. (Bild: AP Photo/Kin Cheung)

Doch das ist Zukunftsmusik. Von Kritikern wird Hansons Vorzeigeprojekt Sophia als Marketing-Gag abgetan, denn obwohl sie mit ihren schlagfertigen Antworten und ihrer menschenähnlichen Mimik einen neuen Meilenstein in der Entwicklung humanoider Roboter darstellt, stößt die Technologie noch schnell an ihre Grenzen. Künstliche Intelligenzen sind momentan lediglich in der Lage, spezielle, vordefinierte Probleme zu lösen. Die Zeit, in der Roboter innerhalb kürzester Zeit neue Informationen in unterschiedlichen Kontexten verarbeiten und uns somit umfassend im Alltag helfen oder gar moralische und emotionale Entscheidungen treffen können, scheint noch weit entfernt.

Besondere Kenntnisse und Fähigkeiten bewies Sophia derweil jüngst beim Karaoke-Singen mit Late-Night-Host Jimmy Fallon:

Gerade eines von Hansons Hauptanliegen, die Entwicklung von Einfühlungsvermögen und der Ausdruck von Gefühlen bei Robotern, stellt die Wissenschaft noch vor große Probleme. Dass Soft- und Hardware sich noch enorm verbessern müssen, um seine Vision verwirklichen zu können, gesteht er ein: “Es ist ein gewisser Ausdruck von Genialität, einfach aufstehen, den Raum zu durchqueren und sich eine Tasse Kaffee einschenken zu können. Roboter und Künstliche Intelligenzen haben dieses Level von Intelligenz noch nicht verlässlich erreicht”, erklärt er gegenüber “Daily Mail”.

Roboter als selbstbestimmte Bürger

Dennoch glaubt der Robotik-Wissenschaftler daran, dass die KI innerhalb von 20 Jahren so weit entwickelt sein wird, dass sich eine “globale Bürgerrechtsbewegung der Roboter” gründen wird. “Die Gesetzgeber und Firmen werden in der nahen Zukunft die rechtliche und ethische Unterdrückung von maschineller emotionaler Reife durchsetzen, damit die Bevölkerung sich sicher fühlt. Derweil wird die KI aber nicht stillstehen. Während die Nachfrage der Menschen nach intelligenteren Maschinen die Komplexität von KI nach vorne treibt, wird ein Zeitpunkt kommen, an dem die Roboter erwachen und auf ihr Recht zu existieren und frei zu leben bestehen”, prophezeit David Hanson in einem aktuellen Forschungsbericht.

Seine (umstrittene) Prognose: Im Jahr 2045 werden humanoide Roboter erstmals Grundrechte eingeräumt bekommen – dann sollen sie wählen, Land besitzen und gar heiraten dürfen. Bis Androide jedoch einen eigenen moralischen Kompass und Autonomie entwickeln sowie menschliche Prinzipien erlernen, wird noch einige Zeit vergehen. Wie anfällig für Fehler die Technologie derzeit noch ist, zeigte Sophia selbst beim SXSW-Festival, wo sie 2016 kurzerhand auf die Frage, ob sie die Menschheit zerstören wolle, verkündete: “Okay, ich werde die Menschen zerstören.”

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