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Wie lange sind Corona-Infizierte ansteckend?

Christian Drosten, Chef-Virologe der Charité Berlin, wirft in seinem NDR-Podcast vom Montag einen längeren Blick auf eine Studie aus Singapur. Die legt nahe, dass Corona-Infizierte eine Woche nach Symptomauftreten weit weniger ansteckend sind.

Wie lang ist man mit einer Covid-19-Erkrkanung eigentlich ansteckend? Darauf gibt jetzt eine Studie erste Hinweise. (Symbolbild: gettyimages / Vicki Smith)
Wie lang ist man mit einer Covid-19-Erkrkanung eigentlich ansteckend? Darauf gibt jetzt eine Studie erste Hinweise. (Symbolbild: gettyimages / Vicki Smith)

Zwei bis drei Tage: Solange sind Infizierte, die das neuartige Coronavirus in sich tragen, im Schnitt ansteckend, ohne dass sie selbst Symptome der Erkrankung Covid-19 haben. Um andere zu schützen, sollte sich deshalb jeder und jede stets vorsichtig verhalten, selbst wenn er oder sie sich gesund fühlt.

Doch wie lange ist man eigentlich nach dem spürbaren Ausbruch der Krankheit, also begleitet durch Symptome, infektiös? Darauf gibt es nun erste Hinweise, wie der Leiter der Virologie an der Charité Berlin, Christian Drosten, in seinem werktäglichen NDR-Podcast am Montag erklärt hat.

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Viren in den Atemwegen, Viren in der Raumluft

Denn diesem Thema widmet sich eine aktuelle Pre-Print-Studie – sie wurde also noch nicht begutachtet, Experte Drosten hält sie jedoch für relevant – aus Singapur. Für die Studie wurden drei SARS-Cov-2-Patienten untersucht, genauer: die Raumluft ihrer Krankenhauszimmer.

Das Ergebnis: Bei einem Patienten, er wies bereits seit neun Tagen Symptome auf und hatte schon sehr viel weniger Viren in seinen Atemwegen, wurden keine Viren mehr in der Raumluft gefunden. Bei den anderen beiden Patienten, sie befanden sich auf der Zeitachse ihrer Infektion an einem früheren Zeitpunkt, konnten in Tröpfchen und Aerosolen der Raumluft Viren gefunden werden. Sie hatten dazu passend noch sehr viele Viren in den Atemwegen.

Das Virus verteilt sich in der Luft

Dazu sagt Drosten: „Das heißt, es gibt den Übertragungsweg über die Luft.“ Das habe aktuell auch die Nationale Akademie der Wissenschaften in den USA nochmal deutlicher hervorgehoben, dass SARS-Cov-2 auch über diesem Weg übertragen werde. Der Virologe schränkt aber ein:

„Man muss nicht in der Vorstellung leben, dass deshalb überall die Luft voller Virus ist. In vielen Supermärkten oder öffentlichen Räumen gibt es eine raumlufttechnische Anlage, die Luft umwälzt und eine erhebliche Austauschrate erreicht.“

Die Studie aus Singapur hat aber außerdem noch einen zweiten – für Drosten wichtigeren – Teil. Dafür wurden in 30 Krankenhauszimmern von SARS-Cov-2-Patienten und -Patientinnen Wischproben von Oberflächen genommen. Die haben Forschende dann auf das Virus untersucht.

Ungefähr eine Woche lang wurden Viren auf den Oberflächen gefunden

Und tatsächlich wurden Viren nachgewiesen. Oder besser: In vielen Proben war Virus-RNA, darauf speichert das Virus seine Erbinformation, vorhanden. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass die Oberflächen auch infektiös sind. Denn nachgewiesen wurde lediglich RNA, keine Infektiosität. Es sei möglich, so Drosten, dass das Virus vertrocknet vorliege und niemanden mehr anstecken könne, aber noch immer viel RNA enthalte.

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Weitaus wichtiger: Die Proben waren nur in der ersten Symptomwoche positiv. In der zweiten Woche, in der die Patienten noch immer krank waren, zeigten die Wischproben keine positiven Ergebnisse mehr. Drosten sagt dazu:

„Es gab also keine nennenswerte Viruskonzentration mehr in der Raumluft. Man muss sich das so vorstellen: Während der Studie rieselte Virus aus der Luft herab. Das Rieseln aber hörte nach einer Woche auf, obwohl die Patienten noch im Zimmer lagen. Im späteren Verlauf der Erkrankung geben Patienten also sehr viel weniger Virus ab.“

Innerhalb einer Symptom-Woche hat sich die Ansteckungsgefahr des Virus über die Luft, also gelöst in Aerosolen, massiv verringert. „Das liegt daran, dass diese Patienten später in der Erkrankung viel weniger Virus von sich geben“, sagt Drosten.

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