Wieder Tote bei neuen Protesten in Venezuela

Bei neuen Protesten im krisengeschüttelten Venezuela sind mindestens zwei weitere Menschen getötet worden. Damit sind dem blutigen Machtkampf, der seit April andauert, bisher mindestens 24 Menschen zum Opfer gefallen. Mindestens zwölf Menschen starben bei Demonstrationen, weitere zwölf bei Unruhen und Plünderungen. Mit den täglichen Protestzügen will die Opposition Neuwahlen durchsetzen. Hunderttausende Menschen sind erneut auf die Straßen gegangen, um gegen den sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro zu protestieren. In der Hauptstatdt Caracas legten sie mit einem Marsch eine der zentralen Autobahnen lahm. Die Opposition will mit täglichen Protestzügen Neuwahlen durchsetzen. Venezuela leidet unter einer schweren Versorgungskrise. “Wir sind es müde”, sagt eine Demonstrantin. “Junge Leute verlassen das Land, weil sie hier keine Zukunft haben. Wir haben Gewalt und Tote, alles wegen dieser kriminellen Regierung. Wir wollen, dass das aufhört, und der einzige Weg, wie wir eine Änderung der Verhältnisse erreichen können, ist, indem wir weiter friedlich protestieren.” Das aus mehreren Parteien bestehende Bündnis “demokratische Einheit” fordert freie Wahlen und warnt vor der Errichtung einer Diktatur. Das Parlament ist seit Monaten de facto machtlos, da Maduro mit Hilfe der Justiz und Notstandsdekreten an der Legislative vorbeiregiert. Venezuela steckt trotz seiner Ölreserven in der schlimmste Versorgungskrise seiner Geschichte gerutscht. Schlangen vor oft leeren Supermärkten und Menschen, die im Müll nach Essbaren suchen, sind Alltag. Antibiotika, Diabetes- und Epilepsiemedikamente gibt es fast nirgendwo mehr. Angehörige müssen für Kinder in Krankenhäusern Sauerstoff und Medizin auf dem Schwarzmarkt selbst kaufen. Die Kindersterblichkeit ist stark gestiegen.Zudem hat die Gewalt zugenommen: 2016 wurden fast 28 500 Menschen ermordet. Präsident Maduro lehnt Neuwahlen kategorisch ab. Die Demonstranten wüssten nicht, was die Regierung in der Lage sei zu tun, sagte er in einem Interview. Maduro hat kürzlich angekündigt, 500 000 Milizen mit Gewehren auszurüsten. Maduro war 2013 zum Nachfolger des verstorbenen Hugo Chávez gewählt worden, kommt aber anders als Chávez nicht aus dem Militär. Die Opposition hofft auf einen Bruch des Militärs mit der Regierung, um ein weiteres Blutvergießen zu vermeiden.