Wildschwein Banana lässt sich nicht von Rinderherde trennen

Seit mehr als zwei Monaten lebt eine Wildschwein-Dame unter Rindern. Der Versuch, Banana zu fangen und umzusiedeln, ist vorerst gescheitert. Die Bache will von ihrer Herde nicht weichen. Zumindest Weihnachten darf sie noch mit ihrer Wahlfamilie verbringen.

Banana scheuert sich an den Hörnern ihrer Freunde, rennt im Schweinsgalopp über die Wiese und wühlt im Dreck. Das deutschlandweit bekannt gewordene Wildschwein-Mädchen genießt die verbleibende Zeit mit ihrer Wahlfamilie. Seit zweieinhalb Monaten teilt sie eine Weide mit derzeit acht Ochsen. Doch jetzt steht die Trennung an. Eigentlich. Ehe die Tiere in den Stall kommen, sollte das Wildschwein eingefangen und umgesiedelt werden. Doch das ist schwerer als gedacht. Banana hängt an ihrer Herde.

Die Geschichte hat Herzen erwärmt, als im schleswig-holsteinischen Mörel im Kreis Rendsburg-Eckernförde das offensichtlich verwaiste Wildschwein von einer Rinderherde adoptiert wurde. Die junge Bache war, so vermuten ihre Pfleger, unterernährt und wurde deshalb von ihrer Rotte verstoßen. Mörels Ex-Bürgermeister und Jäger Reimer Tank päppelte das geschätzt ein Jahr alte Tier darum mit ordentlich Mais auf. Wochenlang besuchte er nahezu täglich das Schwein.

Dirk Reese, der Besitzer der Herde, wunderte sich, wie schnell und gut Banana integriert wurde. Der Arzt und Landwirt hält die junge Bache für „sehr clever“. Wenn potentielle Gefahr drohe, verstecke sie sich zwischen der Herde. Das müssen auch die Schweinefänger schnell feststellen, die Banana kurz vor Weihnachten in einen Anhänger verfrachten wollten. Die neue Heimat des eigenwilligen Wildschweins soll der Erlebniswald Trappenkamp werden. In einem großen, begehbaren Schaugehege warten dort Gleichgesinnte und „artgerechtere Spielkameraden“ auf sie. Doch es scheint, als wolle Banana noch nicht von ihren gehörnten Freunden weichen.

Der nächste Fangversuch startet erst nach Weihnachten

Trotz des Einsatzes von mehreren Helfern, leckeren Lockmitteln und bittenden Rufen scheiterte die vorweihnachtliche Fangaktion. Immer wieder entwischte Banana, schlug Haken und wich den Treibern geschickt aus. Neben Landwirt Dirk Reese und Sohn Niels waren Marcel Zickermann und Gerd Lüthje von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten beteiligt. Mitarbeiter des Erlebniswalds Trappenkamp drapierten ein Fangnetz neben dem Futtertrog, um Banana beim Fressen zu überraschen.

Jagd- und Forstwirt Zickermann, der auch das Trappenkamp-Saugatter betreut, gilt laut der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung als „Schweineflüsterer“. Doch seine Attacken blieben erfolglos: Banana verschlang zwar die Köder, saftige Apfelstücke, doch erwischen ließ sie sich nicht. Zickermann landete mehrmals auf dem Boden. „Wir haben noch nie ein Schwein aus einer Rinderherde herausgefangen – das ist eine Ausnahmesituation“, sagte er gegenüber der SHZ. Wahrscheinlich denke sie inzwischen, sie sei selbst eine Kuh. Nach schweißtreibenden aber erfolglosen Annäherungsversuchen wurde die Fangaktion abgebrochen, auch um die Herde nicht nervös zu machen. Zumindest die Feiertage darf Banana nun noch in der vertrauten Herde verbringen.

Banana und ihre Freunde sind keine Ausnahme: Erst Anfang Oktober suchte sich nahe Meensen bei Göttingen ein vermutlich verwaister Frischling eine Rinder-Familie. Das kleine Wildschwein trägt inzwischen den Namen Johann. 2010 hatte ebenfalls im Landkreis Göttingen das Wildschwein Friederike für Entzücken gesorgt. Sie hatte sich einer Herde von Galloway-Rindern angeschlossen.

Fotos: dpa

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