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Schalkes "Härtefallantrag": Klub räumt Fehler ein

Schalke-Fan zu sein, ist in diesen Tag kein einfaches Los.

Nach einer starken Hinrunde in der Bundesliga erleben die Knappen derzeit einen nicht für möglich gehaltenen Absturz. Nur dank der 30 Zähler, die man bis zum Winter holte, befindet sich die Elf von Trainer David Wagner nicht in Abstiegsgefahr.

Verstärkt durch die Coronakrise geht der Traditionsverein zudem wirtschaftlich am Stock. Dank des Re-Starts und der wieder sprudelnden TV-Gelder konnte zwar das Schlimmste verhindert werden, doch in welcher Lage sich Schalke befindet, wurde am Mittwoch einmal mehr klar.

Da kursierte im Netz ein Formular samt "Härtefallantrag", mit dem die Fans das ausstehende Geld für ihre Tickets zurückerstatten können. Die Echtheit des Dokuments wurde SPORT1 vom Klub bestätigt.

"...benötigen wir genaue Informationen von Dir"

Wörtlich heißt es in dem Schreiben:

"In der aktuellen Corona-Pandemie freut sich der FC Schalke 04 ungemein über die großartige Solidarität seiner Fans. Im Rahmen der Gemeinschaftsaktion #NurimWir unterstützt jeder Verzicht den Verein in der aktuellen wirtschaftlichen Notsituation. Das damit zum Ausdruck gebrachte Bekenntnis zum Verein betrachtet der S04 keinesfalls als selbstverständlich, sondern im Gegenteil als ganz außergewöhnlich.

Den Restwert deines Gutscheins kannst Du Dir ab dem 1. Januar 2022 auszahlen lassen. Wenn dies aufgrund Deiner persönlichen Lebensumstände unzumutbar ist, kannst Du eine Auszahlung natürlich auch vorher verlangen. Damit der FC Schalke 04 in seiner Vereinsfamilie einheitlich und fair mit den Härtefallanträgen vorgehen kann, benötigen wir genaue Informationen von Dir."

Anschließend sollte der Betroffene in einem Feld ausführen, warum er das Geld "unbedingt jetzt" benötigt.

"Wir werden das wohlwollend regeln"

"Wir verstehen, dass die Leute verärgert sind", sagte Anja Kleine-Wilde, Leiterin von Schalkes Unternehmenskommunikation, auf SPORT1-Nachfrage. Allerdings sei ein derartiger Antrag vom Gesetzgeber im Rahmen des "Veranstaltungsvertraggesetz" vorgesehen.

Dieses Gesetz beinhaltet, dass Verbraucher für Pauschalreisen, Flügen oder Freizeitveranstaltungen Gutscheine statt einer sofortigen Rückzahlung bekommen, um Veranstalter in der aktuellen Krisensituation vor dem Existenzverlust bewahren. Erst zum 1. Januar 2022 sind die Veranstalter demnach verpflichtet, die ausstehenden Gelder ohne Angaben von Gründen zurückzubezahlen.

Angst um ihre Rückerstattung müssten sich die Fans aber auch jetzt nicht haben, verspricht Kleine-Wilde. "Es reicht, wenn man drei Sätze in das Feld schreibt, etwa, dass man sich in Kurzarbeit befindet. Wir werden das wohlwollend regeln."

Bereits Anfang April hatte der Verein allen Dauerkarteninhabern einen Gutschein angeboten, mit dem man entweder den Dauerkartenpreis für die Bundesliga-Saison 2020/2021 reduzieren oder ihn in Höhe des Wertes im Fanshop einlösen kann. Die Option, das Geld zurückzubekommen, wurde nicht erwähnt.

"Wir verlangen von niemandem, dass er auf sein Geld verzichtet", teilte Anja Kleine-Wilde damals auf SPORT1-Nachfrage mit. "Richtig ist aber, dass jeder Verzicht dem Verein bei der Sicherung der Liquidität hilft."

Schalke räumt Fehler ein

Am Abend räumte der Verein offiziell Fehler in der Kommunikation mit seinen Fans bei Ticketrückerstattungen für die Geisterspiele in der Bundesliga ein. "In den Anschreiben an Fans und dem darin aufgeführten 'Härtefallantrag' hat Schalke 04 unpersönliche und wenig empathische Formulierungen verwendet – dafür entschuldigen sich der Verein und die Mitarbeiter des Service Centers bei allen Fans in aller Form", heißt es in einer Vereinsmitteilung von Mittwochabend.

Der Klub stellte klar, dass es "außer Frage" stehe, "dass Schalke 04 jeden Antrag von Fans, die aus wirtschaftlichen Gründen auf eine sofortige Rückerstattung des Ticketpreises angewiesen sind, wohlwollend bearbeiten wird. Es wird niemand Belege einreichen müssen, und es wird selbstverständlich niemand 'kontrolliert'", bekräftigten die Gelsenkirchener.