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"Ist das wirklich Europa?": Joko und Klaas machen auf Flüchtlingselend in Moria aufmerksam

Können auch ernst: Joko Winterscheidt (links) und Klaas Heufer-Umlauf. (Bild: ProSieben / Jens Hartmann)

Dieses Duo kann viel mehr als nur Quatsch zu machen: Nach "Männerwelten" und einer Sendung gegen Rechtspopulismus haben Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf nun das Elend von Flüchtlingen beleuchtet. Die 15-minütige Doku "A Short Story of Moria" wird man nicht so schnell vergessen.

Elend, Dreck, erbärmliche Zeltverschläge als Zuhause und dann das große Feuer: Welche Lebensumstände im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos herrschten und herrschen, war nach der Zerstörung des Lagers vielerorts zu lesen. In einer neuen Ausgabe von "Joko und Klaas live" am Mittwochabend nutzte das Entertainerduo die 15 Minuten Sendezeit, die sie zuvor in der Show "Joko & Klaas gegen ProSieben" gegen ihren Haussender gewonnen hatten, um mit dem Kurzfilm "A Short Story of Moria" auf die menschenunwürdige Lage der Flüchtlinge dort aufmerksam zu machen. Schon im Vorhinein warnte Klaas Heufer-Umlauf, die Bilder seien "am Rande des Erträglichen, wenn man es sich nur anschauen muss" und "nicht für Kinder geeignet" - er sollte Recht behalten.

Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt hatten für den knapp 15-minütigen Film Milad Ebrahimi als Gesprächspartner aufgetan. Der 21-Jährige flüchtete aus Afghanistan und strandete nach zwei erfolglosen Versuchen vor neun Monaten auf Lesbos. "Es war der größte Fehler meines Lebens, dass ich auf diese Insel gekommen bin", sagt er heute.

Handyvideos zeigten das rücksichtslose Verhalten der griechischen Küstenwache, die bei den ersten zwei Anläufen der Flüchtlinge, Griechenland zu erreichen, unter anderem den Motor zerstörten, das Boot aufs offene Meer zurückzogen und die Menschen auf dem völlig überfüllten Schlauchboot ihrem Schicksal überließen - bis sie die türkische Küstenwache nach Stunden ohne Essen und Trinken zurück aufs türkische Festland brachte.

"Als wir den Dreck sahen, waren wir einfach nur enttäuscht"

Erst beim dritten Mal sei Ebrahimi und den anderen Flüchtlingen die Überfahrt bis nach Lesbos gelungen - ein Hoffnungsschimmer: "Wir konnten uns endlich wieder lebendig fühlen und ein neues Leben beginnen", dachte er. Die Realität im Lager von Moria sei jedoch ein Schock gewesen, wie sich der gebürtige Afghane erinnerte: "Als wir den Dreck sahen, waren wir einfach nur enttäuscht." Dazu zeigten Videoaufnahmen die unhaltbaren Zustände: mangelhafte Wasserversorgung, die menschenunwürdigen Zeltbehausungen im hoffnungslos überfüllten Lager und katastrophale Lebensmittelversorgung. "Ist das wirklich Europa?", fragte Ebrahimi resigniert in die Kamera.

Auch vom Brand in Moria zeigte "A Short Story of Moria" Videomaterial, das erschüttert zurückließ, etwa kleine Kinder, die von den Tränengas-Attacken der griechischen Polizisten getroffen wurden. "Wir waren von Europa enttäuscht", erklärte Milad, "wir waren vom Leben enttäuscht". Durch das Feuer sei nun "die ganze Welt zum Hinsehen gezwungen" worden. Ebrahimis trauriges Resümee am Ende des Kurzfilms: "Wir haben erwartet, dass es in Europa Frieden und Gerechtigkeit gibt. Dass Menschen sich gegenseitig respektieren und Menschenrechte besitzen. Für all das habe ich beschlossen nach Europa zu gehen."

Grauenvolle Lebensbedingungen "nur zwei Flugstunden von uns entfernt"

Bereits in der Vergangenheit hatten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf ihre gewonnen 15 Minuten Sendezeit genutzt, um auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen. Für großes Medienecho sorgte unter anderem der Beitrag "Männerwelten", der Sexismus thematisierte. Auch eine Sendung über Rechtspopulismus initiierte das Duo bereits.

Die Idee zu "A Short Story of Moria" sei den beiden schon vor einem Monat gekommen, direkt im Anschluss an die Aufzeichnung der gestern ausgestrahlten Ausgabe von "Joko & Klaas gegen ProSieben". "Nur zwei Flugstunden von uns entfernt" würden grauenvolle Lebensumstände herrschen, wie Heufer-Umlauf betonte. Kollege Winterscheidt fügte hinzu: "Wir wissen, dass es keine einfache Lösung gibt, aber wir wollen auf die Zustände aufmerksam machen."