Wirtschaft in Gefahr - US-Nobelpreisträger warnt vor höherem Bürgergeld in Deutschland

Zwei Männer stehen vor dem Jobcenter Treptow-Köpenick am Groß-Berliner Damm (Symbolfoto)<span class="copyright">Jens Kalaene/dpa</span>
Zwei Männer stehen vor dem Jobcenter Treptow-Köpenick am Groß-Berliner Damm (Symbolfoto)Jens Kalaene/dpa

Wirtschaftsnobelpreisträger David Card warnt davor, die Unterschiede zwischen Mindestlohn und Bürgergeld weiter sinken zu lassen. Er ist sich sicher, dass es „mehr Leistungsempfänger“ geben werde, wenn höhere Beträge ausgezahlt werden.

Der Wirtschafts-Nobelpreisträger David Card hat in einem Interview mit der „Bild“ seine kritische Sichtweise auf das Bürgergeld in Deutschland erläutert. Der renommierte Ökonom, der an der University of Berkeley in Kalifornien lehrt und 2021 den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, sieht erhebliche Probleme, wenn der Abstand zwischen Mindestlohn und Bürgergeld zu gering wird.

Erhöhte Zahl an Leistungsempfängern erwartet

Card warnt davor, dass eine Erhöhung des Bürgergeldes zu einer Zunahme der Leistungsempfänger führen könnte. „Es ist fraglich, ob das gesellschaftlich akzeptabel ist“, so Card zu „Bild“. Seine Prognose: „Es gibt mehr Leistungsempfänger, wenn höhere Beträge ausgezahlt werden.“ Dies betreffe nicht nur die Empfänger des Bürgergeldes, sondern auch Arbeitnehmer, die zusätzlich auf Sozialleistungen angewiesen sind, sowie Modelle zum bedingungslosen Grundeinkommen.

Produktivität der Volkswirtschaft in Gefahr

Card hebt hervor, dass jeder zusätzliche Dollar, der als Sozialleistung ausgezahlt wird, zu einer Reduzierung der Arbeitsleistung um einen Dollar führt. Dies könnte zu einem Rückgang der Produktivität in der Volkswirtschaft führen. Der Ökonom betont: „Die Arbeitsleistung geht zurück – die Produktivität der Volkswirtschaft sinkt!“

In Bezug auf die Migration betont Card, dass eine größere Bevölkerungszahl grundsätzlich zu einem höheren Geldvolumen in der Gesellschaft führt. Er sieht die Migration daher als positiv an. Sprachbarrieren seien in bestimmten Branchen, wie der Gastronomie und Pflege, kein Hindernis. Allerdings sieht er Probleme bei der Integration von Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt, da viele keine Arbeitserlaubnis hätten und oft die erforderlichen Zertifikate nicht vorweisen könnten.

Für Card ist Mindestlohn ein Erfolgsmodell

Card, der als „Mister Mindestlohn“ bekannt ist, widerlegt die Befürchtungen, dass die Einführung eines höheren Mindestlohns zu Job-Verlusten führen könnte. Seine Studien haben weltweit den Weg für die Einführung von Mindestlöhnen geebnet. Auch in Deutschland zeigte sich, dass die Einführung des Mindestlohns unter Angela Merkel kaum negative Effekte auf den Arbeitsmarkt hatte. Card betont: „Auch als Angela Merkel den Mindestlohn einführte, sagten viele Experten starke Job-Verluste voraus. Doch der Effekt war nahezu bei null!“