Wirtschaft sieht «Gründungsmisere» in Deutschland

DIHK-Präsident Eric Schweitzer: «Deutschland steckt in einer Gründungsmisere». Foto: Hannibal Hanschke / Archiv

Die Wirtschaft beklagt eine «Gründungsmisere» in Deutschland. Nach Daten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) nimmt die Bereitschaft zur Gründung eines eigenen Unternehmens immer mehr ab, wie die Tageszeitung «Die Welt» berichtet.

Die Zahl der Beratungsgespräche bei den Kammern sei 2014 um drei Prozent auf 227 703 zurückgegangen, der vierte Rückgang in Folge und ein neuer Negativrekord, schreibt das Blatt unter Berufung auf den «Gründerreport 2015» des DIHK.

«Deutschland steckt in einer Gründungsmisere», zitiert die Zeitung DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Vor zehn Jahren habe es noch rund 406 000 solcher Gründungsgespräche gegeben, 2011 noch 361 000. Neben der demografischen Entwicklung und der guten laufenden Konjunktur macht Schweitzer auch die Bundesregierung für den Gründermangel verantwortlich. Die derzeitige Wirtschaftspolitik sei «alles andere als Werbung für Unternehmensgründungen», sagte Schweitzer und nannte unter anderem den Mindestlohn, das Entgeltgleichheitsgesetz und Regulierungen bei der Zeitarbeit.

Einziger Hoffnungsschimmer sind laut DIHK Gründer mit Migrationshintergrund: Fast jeder fünfte Gründer (19 Prozent) in der IHK-Gründungsberatung hat mittlerweile ausländische Wurzeln - ein Plus um fünf Prozentpunkte gegenüber dem Jahr 2007. Die Migranten zeigten sich gut vorbereitet und wollen rasch im Markt Fuß fassen, sagte Schweitzer. Allerdings sähen 78 Prozent der IHK-Gründungsberater «Qualifikationsbedarf beim kaufmännischen Handwerkszeug» wie Kostensteigerungen oder Planrechnungen. Fast 70 Prozent der Migranten müssten zudem ihre Sprachkenntnisse verbessern.