Was wissen wir über das Schicksal der russischen Militärstützpunkte in Syrien?
Nach dem dramatischen Sturz von Präsident Baschar al-Assad, einem Verbündeten des Kremls, hängt das Schicksal der wertvollen russischen Luft- und Marinestützpunkte auf syrischem Gebiet in der Schwebe.
Russland hat zwei Militärstützpunkte in Syrien: den Marinestützpunkt Tartus an der Mittelmeerküste und den Luftwaffenstützpunkt Khmeimim in der Nähe der Hafenstadt Latakia. Sie gelten als die strategisch wichtigsten militärischen Außenposten des Kremls.
Der Standort Tartus ist besonders kritisch, da er Russland den einzigen direkten Zugang zum Mittelmeer und eine Basis zur Durchführung von Marineübungen, zur Stationierung von Kriegsschiffen und sogar zur Aufnahme von Atom-U-Booten bietet.
Laut der russischen Nachrichtenagentur TASS haben syrische Rebellenkämpfer jedoch bereits die vollständige Kontrolle über die Provinz Latakia übernommen, in der sich beide Stützpunkte befinden.
Der Kreml erklärt, er unternehme Schritte, um "in Syrien Kontakt mit denjenigen aufzunehmen, die in der Lage sind, die Sicherheit der Militärbasen zu gewährleisten", so Sprecher Dmitri Peskow.
Russische Staatsmedien haben auch behauptet, Moskau habe das Schicksal der Stützpunkte im Rahmen eines Abkommens gesichert, bei dem Baschar al-Assad und seiner Familie Zuflucht in Russland angeboten wurde.
Zieht Russland militärische Einrichtungen ab?
Es gibt jedoch eine Reihe von Berichten, auch von russischen Militärbloggern, die darauf hindeuten, dass sich Russland von seinen Stützpunkten zurückzieht.
Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes zieht Russland seine Waffen und militärische Ausrüstung ab und evakuiert seine Truppen aus den syrischen Stützpunkten.
"Um sich aus Syrien zurückzuziehen, haben die Russen eine Karawane von Militärtransportflugzeugen entsandt, die die verbleibenden Truppen, Waffen und militärische Ausrüstung verladen", so der ukrainische Militärgeheimdienst (HUR) in einer Erklärung.
Nach Angaben von Reuters deuten Satellitenbilder des russischen Stützpunkts Tartus darauf hin, dass mindestens drei Kriegsschiffe den Hafen verlassen haben und etwa 13 km vor der Küste vor Anker gegangen sind.
Die in den USA ansässige Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) zitiert unter die Behauptung des OSINT-Analysten MT Anderson ( ), dass ein Großteil der russischen Flotte den Hafen verlassen habe und 8 km vor der Küste vor Anker liege.
"Satellitenbilder vom 9. Dezember zeigen auch, dass russische Schiffe - wahrscheinlich die Fregatte 'Admiral Gorschkow' der Gorschow-Klasse, die Fregatte 'Admiral Grigorowitsch' der Grigorowitsch-Klasse, das U-Boot 'Noworossijsk' der Kilo-Klasse und das Ölschiff 'Wjasma' der Kaliningradneft-Klasse - auf der Reede etwa acht Kilometer westlich des Hafens eine Warteschleife fahren", so das ISW.
Euronews war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels nicht in der Lage, diese Behauptungen unabhängig zu verifizieren.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat erklärt, dass die russischen Kriegsschiffe auf ihrer Basis in Tartus bleiben würden.
Was würde ein erzwungener Rückzug für den Kreml bedeuten?
Der Verlust seiner militärischen Präsenz in Syrien wäre ein großer Rückschlag für Russland.
Geografisch und strategisch gesehen ist Tartus für Moskau ein wichtiger Standort für den Transit militärischer Mittel in afrikanische Länder, in denen es operiert.
Das ISW warnt, dass der Verlust der russischen Stützpunkte in Syrien "wahrscheinlich die russische Logistik, die Nachschubbemühungen und die Rotationen des Afrikakorps stören und insbesondere Russlands Operationen und Machtprojektion in Libyen und Subsahara-Afrika schwächen wird".
Der rasche Sturz des al-Assad-Regimes hat Russland und seinen Ambitionen, seinen Einfluss im Nahen Osten auszuweiten, bereits einen Schlag versetzt.
Die blitzschnelle Einnahme von Damaskus durch die Rebellen ist zum Teil auf die fehlende Unterstützung des Kremls zurückzuführen, der sich auf den Krieg in der Ukraine konzentriert.
"Der Sturz des Regimes ging viel schneller und weniger blutig vonstatten, als sich irgendjemand hätte vorstellen können - vor allem in dem Glauben, dass Russland und der Iran Assad weiterhin unterstützen würden. Die Aushöhlung des Regimes führte schließlich dazu, dass es dem Vormarsch der Rebellen nicht mehr standhalten konnte", so Julien Barnes-Dacey vom European Council on Foreign Relations.
Russische Staatsmedien, die sich auf Kreml-Quellen berufen, behaupten jedoch, dass das Regime in Moskau darauf abzielt, sich während des Machtwechsels mit den Rebellen zusammenzutun, um letztlich seine Militärbasen auf syrischem Gebiet zu sichern.