Wohlbefinden am Arbeitsplatz - So stärkt nachhaltige Führung die mentale Gesundheit

In einer Zeit, in der das Wohlbefinden am Arbeitsplatz immer wichtiger wird, zeigt Nachhaltigkeits-Spezialistin Anabel Ternès auf, wie nachhaltiges Führen die psychische Gesundheit der Mitarbeiter stärkt.

Welche Rolle spielt nachhaltiges Führen für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter?

Nachhaltiges Führen spielt eine zentrale Rolle für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter, denn es schafft eine Arbeitsumgebung, in der Wohlbefinden und langfristige Zufriedenheit gefördert werden. Ein nachhaltiger Führungsstil berücksichtigt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale und ökologische Aspekte, was sich positiv auf das Arbeitsklima auswirkt und die Resilienz der Mitarbeiter stärkt.

Das Unternehmen Patagonie zeigt das sehr gut. Es handelt durch seine holistisch verstandene nachhaltige Geschäftsstrategie nicht nur ökologisch, sondern auch sozial verantwortlich. Die Unternehmensführung legt großen Wert darauf, dass Mitarbeiter eine gesunde Work-Life-Balance haben und unterstützt flexible Arbeitszeiten sowie Sabbaticals. Dies trägt erheblich zur mentalen Gesundheit der Mitarbeiter bei, da es ihnen ermöglicht, Stress abzubauen und ihre Arbeit mit persönlichen Bedürfnissen in Einklang zu bringen.

Auch Unilever kann hier als Beispiel genannt werden, das im Rahmen seiner „Sustainable Living Plan“-Initiative Programme zur Förderung des Wohlbefindens und der mentalen Gesundheit seiner Mitarbeiter eingeführt hat. Diese Maßnahmen beinhalten Workshops zu Stressmanagement und die Schaffung eines unterstützenden Arbeitsumfelds, in dem die psychische Gesundheit offen thematisiert wird. Solche Initiativen zeigen, wie nachhaltige Führung dazu beiträgt, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeiter sicher und wertgeschätzt fühlen, was letztlich ihre psychische Gesundheit stärkt. Letztendlich bildet nachhaltige Führung einen Schlüsselfaktor für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz.

Wie können Führungskräfte ein nachhaltiges Arbeitsumfeld schaffen, das die mentale Gesundheit fördert?

Führungskräfte tun gut daran, eine Kultur des Vertrauens, der Offenheit und der Wertschätzung zu etablieren. Ein zentraler Ansatz ist es, regelmäßige und ehrliche Kommunikation zu fördern, bei der Mitarbeiter die Möglichkeit haben, ihre Bedenken und Bedürfnisse offen anzusprechen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben.

SAP zum Beispiel hat in den letzten Jahren verstärkt auf das Thema mentale Gesundheit gesetzt. Ihr Programm „Are You OK?“ ermöglicht Mitarbeitern, sich anonym Unterstützung zu holen und über Stressbewältigung und mentale Gesundheit zu informieren. Dies wird durch Schulungen für Führungskräfte ergänzt, die damit Anzeichen von Stress oder Burnout bei ihren Mitarbeitern frühzeitig erkennen und angemessen reagieren sollen.

Hier sind einige konkrete Tipps für Führungskräfte:

1. Flexibilität bieten: Ermöglichen Sie flexible Arbeitszeiten und Remote-Arbeit, um den Mitarbeitern mehr Kontrolle über ihre Work-Life-Balance zu geben.

2. Mentale Gesundheit enttabuisieren: Sprechen Sie offen über mentale Gesundheit und bieten Sie regelmäßig Schulungen oder Workshops an. Dies hilft, das Thema zu normalisieren und Mitarbeiter dazu zu ermutigen, bei Bedarf Hilfe zu suchen.

3. Regelmäßige Pausen fördern: Schaffen Sie eine Kultur, in der regelmäßige Pausen als notwendig und positiv angesehen werden. Setzen Sie ein Beispiel, indem Sie selbst Pausen machen und dies auch von Ihren Teams erwarten. Es gibt Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter mitbestimmen, dass nach Dienstschluss keine E-Mails mehr versendet werden dürfen, um den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, wirklich abzuschalten.

4. Zugang zu Ressourcen bieten: Stellen Sie sicher, dass Mitarbeiter Zugang zu Programmen und Ressourcen haben, die ihre mentale Gesundheit unterstützen, wie zum Beispiel Beratungshotlines, Meditations-Apps oder interne Mentorenprogramme.

Welche Strategien zur Förderung der mentalen Gesundheit sind in einem nachhaltigen Unternehmen am effektivsten?

Am effektivsten sind Strategien zur Förderung der mentalen Gesundheit dann, wenn sie ganzheitlich und langfristig ausgerichtet sind. Nachhaltigkeit bedeutet hier nicht nur ökologische Verantwortung, sondern auch die Fürsorge für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Ein nachhaltiges Unternehmen erkennt, dass die mentale Gesundheit der Mitarbeiter entscheidend für den langfristigen Erfolg ist.

Ein gutes Beispiel ist die DM Drogerie Markt-Kette. Das Unternehmen legt großen Wert auf eine wertebasierte Unternehmensführung und hat Programme entwickelt, die die mentale Gesundheit der Mitarbeiter fördern. Bei dm gibt es unter anderem das Programm „Gesund bei dm“, das nicht nur körperliche, sondern auch psychische Gesundheit adressiert. Hier werden regelmäßige Gesundheitschecks, Workshops zu Stressmanagement und Achtsamkeit sowie persönliche Beratungsgespräche angeboten.

Aber was kann man konkret tun?

1. Achtsamkeitstraining integrieren: Führen Sie Achtsamkeitstrainings oder Meditation in den Arbeitsalltag ein. Dies kann durch kurze tägliche Übungen oder durch regelmäßige Workshops geschehen.

2. Gesundheitsfördernde Arbeitsplätze schaffen: Sorgen Sie für ergonomische Arbeitsplätze, die das körperliche und geistige Wohlbefinden unterstützen. Ruheräume und Bereiche für kreative Pausen tragen beispielsweise dazu bei, dass Mitarbeiter sich zwischendurch entspannen und neue Energie tanken können.

3. Regelmäßige Feedback-Gespräche führen: Ermöglichen Sie regelmäßige, ehrliche Feedback-Gespräche, in denen auch das persönliche Wohlbefinden thematisiert wird. Dies fördert ein vertrauensvolles Arbeitsklima und hilft, Probleme frühzeitig zu erkennen.

4. Flexible Arbeitsmodelle anbieten: Bieten Sie flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur Remote-Arbeit an. Dies hilft den Mitarbeitern, ihre Arbeit besser mit ihrem Privatleben zu vereinbaren und Stress zu reduzieren.

Können Sie Beispiele für erfolgreiche nachhaltige Führungspraktiken geben, die einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit hatten?

Ein gutes Beispiel für erfolgreiche nachhaltige Führungspraktiken, die einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit der Mitarbeiter hatten, ist das Unternehmen Otto. Der Versandhändler hat schon früh erkannt, wie wichtig es ist, eine Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu schaffen. Otto bietet seinen Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, was erheblich dazu beiträgt, Stress zu reduzieren und die mentale Gesundheit zu fördern.

Einer der inspirierendsten Tipps, den ich geben kann, ist die Einführung von regelmäßigen Achtsamkeitsübungen. Achtsamkeit hilft, im Moment zu leben und Stress abzubauen bzw. mit den Herausforderungen des Arbeitsalltags besser umzugehen.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass eine offene Kommunikation im Team entscheidend ist. In meinem eigenen Unternehmen habe ich wöchentliche Check-ins eingeführt, bei denen jeder die Möglichkeit hat, offen über seine aktuellen Herausforderungen und Erfolge zu sprechen. Das schafft nicht nur Vertrauen, sondern ermöglicht es auch, Probleme frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Zusammengefasst sind es die Flexibilität, Achtsamkeit und eine offene Kommunikation, die nachhaltige Führung ausmachen und einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit der Mitarbeiter haben.