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Ihr wollt euren Job ohne Backup-Plan kündigen? Karriereexperten erklären, was ihr dabei bedenken solltet

In der jüngsten Microsoft-Umfrage zum Work Trend Index, an der 31.092 Vollzeitbeschäftigte und Selbständige in 31 Ländern teilnahmen, gaben mehr als 40 Prozent der Befragten an, dass sie im Jahr 2021 ihren Arbeitsplatz aufgeben wollten.

Viele Menschen hätten "Pandemie-Erleuchtungen" in Bezug auf ihre Arbeit und ihre Identität erlebt, so der Professor, der den Begriff "Great Resignation" geprägt hat, um den Ausbruch aus festen Arbeitsverhältnissen hin zu etwas Neuem zu beschreiben.

Das US Bureau of Labor Statistics gab an, dass allein im Juli vier Millionen US-Amerikaner ihren Arbeitsplatz wechselten. Eine Prudential-Umfrage unter 2.000 US-Amerikanern, die sich selbst als Vollzeitbeschäftigte bezeichneten, ergab, dass 26 Prozent der Befragten einen Arbeitsplatzwechsel planten.

Im Vereinigten Königreich und in Irland lag diese Zahl bei einer Umfrage von Personio unter rund 2.000 Arbeitnehmern in diesen Ländern bei 38 Prozent. Und in Deutschland ist, laut einer repräsentativen XING-Umfrage aus dem Jahr 2020, von rund 3.000 Teilnehmern jeder zweite offen für einen Jobwechsel. Business Insider hat drei Karriereexperten um ihre Einschätzung dazu gebeten, was Menschen bedenken sollten, bevor sie ihren Job ohne weitere Pläne kündigen.

Fragt euch, warum ihr kündigen wollt

Lily Valentin, Leiterin des Nordamerika-Geschäfts bei der Online-Jobbörse Adzuna, erklärte, dass man sich selbst zunächst eindringlich Fragen stellen müsse: "Habt ihr mit euch selbst Gespräche geführt, um zu klären, was euch an eurer Rolle nicht gefällt, und habt ihr auch geprüft, ob eure Unzufriedenheit auf ein Burnout zurückzuführen ist oder nicht?"

Wenn klar sei, dass die Arbeitsstelle selbst das Problem sei, schlägt Valentin vor, alle eure Fähigkeiten aufzulisten, um zu sehen, wie sie auf eine andere Rolle übertragen werden könnten und welche Qualifikationslücken ihr möglicherweise haben könntet. "Die Fähigkeiten, die ihr in zehn Jahren Arbeit im Einzelhandel erworben habt, lassen sich sehr gut auf das Gastgewerbe oder vielleicht auf das Büromanagement übertragen", sagt sie.

Recherchiert, wie lange ihr arbeitslos bleiben könnt

Valentin fügte hinzu, dass es je nach individueller Situation wichtig sei, nicht nur für die persönlichen Finanzen, sondern auch für andere notwendige oder überraschende Ausgaben zu planen. "Überlegt, wie lange ihr tatsächlich arbeitslos sein könnt, wenn ihr morgen kündigt", sagte sie und fügte hinzu: "Könnt ihr es euch leisten, das Gehalt zu verlieren?" Und falls ja, wie lange genau?

Dann geht es an die Suche nach dem neuen Job. Findet heraus, wie begehrt die Stellen sind, die euch interessieren, und prüft, was ihr für sie mitbringen müsst. Schaut euch die freien Stellen in eurer Region an und die LinkedIn-Profile der Mitarbeiter, um zu sehen, welche Qualifikationen sie haben. Wärt ihr in der Lage, sofort mit der Arbeit zu beginnen, oder müsstet ihr noch Kurse belegen und euren Lebenslauf ausbauen?

Ihr wollte nicht nur den Job, sondern gleich Branche oder den Beruf insgesamt wecheln? Billy Clark, einer der Autoren des Buches "The Little Book to Land Your Dream Job", empfiehlt in diesem Fall, sechs Monate lang freiberuflich in einem neuen Beruf zu arbeiten, um sicherzugehen, dass er gut zu euch passt. Gerade, wenn ihr eine kreative Tätigkeit wie etwa das Schreiben in Erwägung zieht, ist es laut Clark ein guter Anfang, freiberuflich zu arbeiten und in eurer Freizeit mit anderen Autoren zusammenzuarbeiten.

Bei einem Berufswechsel in höherem Alter, sagt Clark, müsse man sich darauf einstellen, eine niedrigere Position zu bekommen und mit jüngeren Kollegen zusammenzuarbeiten. "Diese mentale Hürde zu überwinden, ist die halbe Miete, aber wenn man erst einmal drin ist, geht der Prozess in der Regel schneller, weil man ja schon Lebenserfahrung hat", fügte er hinzu.

Kündigt so einvernehmlich wie möglich

Clark fügte hinzu, dass sich eure potenziellen Arbeitgeber in 99 Prozent der Fälle nicht an eure ehemaligen Arbeitgeber wenden würden, um über euch zu sprechen – aber nur, weil die Kandidaten in der Regel noch erwerbstätig sind. Wenn jemand arbeitslos ist, wird Arbeitszeugnis und eine Empfehlung für den Arbeitgeber sehr viel wichtiger, fügte er hinzu.

"Es ist wirklich wichtig, dass ihr bei einem Ausstieg professionell und freundschaftlich vorgeht und bei allen Beteiligten einen guten Eindruck hinterlasst, so dass die Leute, wenn sie diese Gespräche führen, nur Gutes über euch zu sagen haben", sagte Clark.

Jane Oates, die Präsidentin von WorkingNation, einer gemeinnützigen Non-Profit-Organisation zur Bekämpfung der US-Arbeitslosenkrise, erklärte, dass ein freundschaftlicher Abschied wichtig sei. "Seid nicht negativ. Macht den Job nicht schlecht, wenn ihr geht. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr die Personen irgendwann wiederseht", sagte sie.

Oates fügte hinzu, dass eine positive Geschichte über euren Ausstieg wichtig sei. Es helfe nicht nur bei Vorstellungsgesprächen, sondern verbessere auch die Chancen, beim Networking die richtigen Leute zu finden.
"Viele Leute sind nicht bereit, eine Empfehlung auszusprechen, wenn sie denken, dass man es nicht ernst meint", sagte sie. Und weiter: "Je spezifischer man bei der Kontaktaufnahme sein kann, desto wahrscheinlicher ist es, dass man erfolgreich ist."

Clark sagte, dass es akzeptabel sei, eine Lücke im Lebenslauf zu haben, fügte aber hinzu, dass es wichtig sei, in Vorstellungsgesprächen legitime Gründe für den Ausstieg zu nennen. Das zeige, dass man nicht etwa einfach keine Lust auf Arbeit hatte. "Es ist völlig in Ordnung, diese Lücke zu haben", sagte er. "Aber es kann ein wenig komplizierter werden, je länger sie andauert."

Dieser Text wurde von Mascha Wolf aus dem Englischen übersetzt und editiert. Das Original findet ihr hier.