Bund will angeschlagene Meyer Werft retten
Papenburg (dpa) - Bundeskanzler Olaf Scholz sichert der um ihre Existenz kämpfenden Meyer Werft die Unterstützung des Bundes zu. Details seien noch zu klären. «Aber eines kann ich heute klar zusagen: Der Bund trägt seinen Teil der Lösung bei», sagte der SPD-Politiker bei einer Betriebsversammlung der Werft im niedersächsischen Papenburg. «Die Meyer Werft ist ein Trumpf, den wir nicht aufgeben dürfen und den wir nicht aufgeben werden». Die Stellung Deutschlands als drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt erfordere eine starke maritime Wirtschaft.
Dem Kanzler zufolge laufen noch Gespräche mit Banken über die Finanzierung der neuen Schiffsaufträge. Zudem müsse noch der Bundestag dazu befragt werden, und man spreche auch mit der EU-Kommission. Er habe aber die klare Erwartung, dass alle anderen Beteiligten mitziehen, sagte Scholz: «Der Schiffbau hier in Papenburg und in der ganzen Region hat eine Zukunft.» Wie konkret die Rettung aussehen soll, sagte Scholz nicht.
Warum ist die Meyer Werft in der Krise?
Das Unternehmen braucht dringend sehr viel Geld - bis zum 15. September müssen die Einigungen dazu stehen. Insgesamt muss die Werft bis Ende 2027 zur Finanzierung von Schiffsneubauten fast 2,8 Milliarden Euro aufbringen. An mangelnden Aufträgen liege das nicht, heißt es. So verzeichnete die Meyer Werft erst vor einigen Tagen mit vier Kreuzfahrtschiffen für die Disney Cruise Line den nach eigenen Angaben größten Auftrag der Firmengeschichte.
Allerdings sind einige Verträge für Kreuzfahrtschiffe noch vor der Corona-Pandemie abgeschlossen worden und sehen keine Anpassung an die drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vor. Zudem werden in der Branche üblicherweise 80 Prozent des Baupreises erst bei Ablieferung des Schiffes gezahlt - den Bau muss die Werft also mit Krediten zwischenfinanzieren.
Anfang Juli hatte sich die Geschäftsführung der Meyer Werft bereits mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept geeinigt. 340 der mehr als 3.000 Stellen in Papenburg sollen demnach abgebaut werden. Darüber hinaus sollen ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat geschaffen und der Unternehmenssitz von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegt werden - das war eine Forderung der Politik.
Warum kämpft die Politik für eine Zukunft der Werft?
Ministerpräsident Weil betonte im Sommer, wenn es gute Gründe für die Annahme gebe, dass das Unternehmen eine Perspektive hat, werde Niedersachsen sich sehr dafür einsetzen, diese Zukunft auch möglich zu machen. «Das tun wir, weil wir Arbeitsplätze retten wollen», sagte der Regierungschef. Über die Stammbelegschaft und über Niedersachsen hinaus hingen «etliche Tausend Arbeitsplätze» von der Werft ab. Für die Meyer Gruppe arbeiten rund 7.000 Menschen - neben dem Standort Papenburg hat sie Werften in Rostock und im finnischen Turku.
Die Meyer Werft ist einer der weltweit führenden Hersteller von Kreuzfahrtschiffen und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Niedersachsen. Neben den Arbeitsplätzen gehe es aber auch darum, das Knowhow des zivilen Schiffbaus in Deutschland zu halten, hatte die Landesregierung argumentiert.