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Wunderkind für Instagram-Jünger - Das Motorola X4 im Test

Hurra, Sticker und Filter! Wer gerne viele Fotos in die Welt jagt, könnte an den eingebauten Kameraoptionen des Moto X4 Spaß haben. Foto: Alexander Heinl/dpa-tmn
Hurra, Sticker und Filter! Wer gerne viele Fotos in die Welt jagt, könnte an den eingebauten Kameraoptionen des Moto X4 Spaß haben. Foto: Alexander Heinl/dpa-tmn

Womit lockt man Teenager und junge Erwachsene an? Mit dem kürzesten Weg für Fotos in soziale Netzwerke, denkt man sich bei Motorola. Das Moto X4 ist die Umsetzung dieser Idee. Ein Smartphone, das wie gemacht ist für Jünger von Instagram und Co. Ein Praxistest.

Berlin (dpa/tmn) - Mit dem Moto X4 fällt man auf. Das liegt allein schon am seltsam silberblau funkelnden und edlen Metall-Glas-Gehäuse des wuchtigen Smartphones.

Motorola richtet sich mit dem Mittelklasse-Androiden an die Zielgruppe weit unter 30 - an Nutzer, für die Instagram und Snapchat beinahe schon wieder zu alt sind. Bei diesem Smartphone dreht sich alles um Fotos, ihre Bearbeitung und Verbreitung - und das zu einem relativ geringen Preis.

Zwei Kameralösungen stehen dafür bereit. Eine Doppellinse auf der Rückseite mit einmal 12 Megapixeln (MP) Normalwinkel und 8 MP Weitwinkel, dazu eine Doppelblitz-LED und ein flotter Autofokus. Das Gespann beherrscht die mittlerweile üblichen Tricks: Fotos mit Tiefenunschärfe und nachträglicher Fokussierung, Full-HD- und 4K-Video, Gesichter erkennen und Barcodes scannen.

Auf Wunsch lassen sich im Profi-Modus viele Einstellungen von Hand wählen. Außerdem gibt es einen lustigen Filtermodus, der Gesichter erkennt und sie mit Geweih, Katzenohren, Einhornhörnern oder Astronautenhelmen versieht. Weil die Aufnahme schon im quadratischen Instaformat geschossen wird, kann sie mit einem Klick ins Netz.

Für Selfies, Livestreams und sonstige Imagepflege gibt es eine 16-MP-Frontkamera. Auch sie beherrscht die Gesichtsfilter und kann mit dem «Bildverschönerungsmodus» einige durchfeierte Nächte aus dem Gesicht glätten - möge die Jugend zumindest digital ewig andauern. Etwas unverständlich ist der Panorama-Selfie-Modus. Trotz mehrerer Versuche gelingt kein Bild ohne Fehler. Vielleicht einfach eine Frage des Alters.

Für ein Gerät dieser Preisklasse können sich die Kameralösungen durchaus sehen lassen. Vor allem der Tiefeneffekt liefert ansehnliche Bilder. Wunder sollte man aber nicht erwarten. So verzeichnet das Weitwinkelobjektiv massiv, und die Qualität der Aufnahmen mit Gesichtsfilter taugt nicht für mehr als einen Schnappschuss. Das Experimentieren mit den Kameras macht trotzdem Spaß, mit weiteren Apps aus dem Play Store sind kreativen Fotolösungen keine Grenzen gesetzt.

Auch sonst ist das Moto X4 ein solides Telefon - im besten Sinne. Das relativ pure Android 7 wirkt optisch etwas veraltet, verzichtet dafür aber bis auf einige Ausnahmen auf unnützen Spielkram. Der Achtkernprozessor bringt Apps flüssig auf den Bildschirm und berechnet flott Fotoeffekte. Eine Akkuladung reicht gut für einen Tag mit vielen Bildern. Nutzer haben außerdem die Wahl, den Steckplatz für die zweite SIM-Karte lieber für eine Speicherkarte zu nutzen. Dann ist auch der mit 32 Gigabyte Speicher eher mittelgroß bemessene Speicher kein Problem mehr.

Als Alleinstellungsmerkmal liefert Motorola mit Moto Display und Moto Actions ein praktisches Bedienkonzept. Im Display erscheinen dann Kurzinfos zu eingehenden Nachrichten. Mit einem Fingertipp lassen sich auch bei gesperrtem Display Apps bedienen und Infos abrufen. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Gesten für Schnellzugriffe, und der Fingerabdrucksensor lässt sich zum Ersatz für die Android-Bedienungsleiste machen. Praktisch.

Weniger gelungen ist (noch) die in die Kamera integrierte Objekterkennung. Sie soll Objekte analysieren und relevante Informationen im Netz ausspucken. Schritt eins klappt meist gut. Die Kamera erkennt etwa problemlos eine Banane. Warum dann allerdings der Wikipedia-Artikel über die «blaue Banane» genannte Bevölkerungszone der EU erscheint? Ein Geheimnis. Um Obst dreht sich kein einziger Suchtreffer. Anderes Beispiel: Die Software erkennt eine Bierflasche und dass sie aus Glas ist, nennt die richtige Marke - und verweist auf einen Versandhändler für Apothekenflaschen. Vor der Machtübernahme durch die künstliche Intelligenz muss man sich (noch) nicht fürchten.

Ebenfalls nicht funktionstüchtig: Amazons Sprachassistent Alexa. Beim Start der App erfährt man nur, dass Moto Alexa in unserer Region noch nicht funktioniert. Macht aber nichts, der Google Assistant funktioniert tadellos.

Was richtig nervt: Bei der Einrichtung will Motorola erst erhebliche Nutzerdaten für «die Verbesserung» des Services erheben. Dann wird versucht, diverse Apps unter dem Deckmantel der «Personalisierung» unterzuschieben. Schlussendlich wird man mehr oder weniger zur Nutzung der vorinstallierten Outlook-App «überzeugt». Nur wer aufpasst wie ein Höllenhund, umgeht diesen Bloatware- und Promo-Spießroutenlauf. Ebenfalls schon ab Werk an Bord ist das Karrierenetzwerk LinkedIN - es ist fraglich, ob sich solch kundenunfreundliches Verhalten für Motorola lohnt.

Fazit: Für knapp 350 Euro ist das Moto X4 ein konkurrenztüchtiges Android-Smartphone mit einem robusten, eleganten Design und cleveren Kamera-Lösungen. Auch das hauseigene Bedienkonzept gefällt. Und: Es hat einen 3,5-Millimeter-Kopfhörerstecker. Luft nach oben gibt es noch bei den Zusatzlösungen wie der Objekterkennung oder Alexa. Was nicht klappt, muss auch nicht auf das Telefon.