„Wurde der falsche Eindruck erweckt“ - Ex-Boss Diess gibt Ampel Mitschuld an der VW-Krise
Er selbst war mit seinen Sparplänen bei VW gescheitert. Jetzt gibt Ex-Konzernchef Diess seinem Nachfolger Rückendeckung. Und gibt der Ampel-Koalition Mitschuld an der Krise.
Der frühere VW-Chef Herbert Diess hält den harten Sparkurs bei Volkswagen für unvermeidlich. Europas größter Autobauer habe „Hausaufgaben zu machen, Produktivität zu verbessern und Effizienz zu steigern“, sagte er dem Magazin „Stern“. Das betreffe besonders die deutschen Standorte der Kernmarke VW. „Das sind Themen, die man lange vor sich hergeschoben hat.“
Das Unternehmen leide darunter, dass zu wenige E-Fahrzeuge verkauft würden, sagte er. „Das ist eine Herausforderung.“ Davon unabhängig sei die Marke VW auch im internen Konzernvergleich zu ertragsschwach. Diess hatte bereits vor drei Jahren, als er noch Konzernchef war, von 30.000 Stellen gesprochen, die bei der Kernmarke wegfallen könnten - und hatte dafür von allen Seiten Kritik geerntet. Ein Jahr später musste er den Platz an der Konzernspitze räumen.
Ex-VW-Boss Diess gibt Ampel Mitschuld an der VW-Krise
Im Zusammenhang mit der Krise spiele laut Diess auch die deutsche Politik in dieser Transformation eine „unglückliche Rolle, weil sie viele Dinge offenlässt“, argumentiert der 65-Jährige.
„Den Käufer eines Autos hätte sie kaum mehr verunsichern können als mit der Fata Morgana von synthetischen Kraftstoffen. Da wurde der falsche Eindruck erweckt, man könnte Verbrennerautos und Tankstellennetze einfach CO2-neutral weiterbetreiben“, so der frühere VW-Boss.
Hinzu kommt die Förderpolitik für neue Elektroautos. Vergangene Woche hat das Bundeskabinett eine steuerliche Förderung für Dienstwagen mit E-Antrieb beschlossen, um den Absatz von Elektrofahrzeugen wieder anzukurbeln. Die Nachfrage nach E-Autos war stark zurückgegangen, nachdem die staatliche Förderung eingestellt wurde. Die Bundesregierung hatte den sogenannten Umweltbonus im Dezember abrupt beendet, was auf Sparzwänge im Haushalt zurückzuführen war.
Volkswagen hatte Anfang September angekündigt, den Sparkurs bei der Kernmarke VW deutlich zu verschärfen. Betriebsbedingte Kündigungen und auch Werksschließungen werden nicht länger ausgeschlossen. Die seit 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt. Betriebsrat und Gewerkschaft kündigten massiven Widerstand an.