WWE-Kult und Tragödie: Das wurde aus den DX-Stars

Sie waren eine der beliebtesten und berühmtesten Wrestling-Gruppierungen der Geschichte - und bei WWE wurde das auch angemessen gewürdigt.

Im Frührjahr 2019 zog die D-Generation X in die Ruhmeshalle der Showkampf-Liga ein, sowohl der Kern der Urformation mit Shawn Michaels, Triple H und Chyna, sowie auch die später hinzugestoßenen X-Pac und die New Age Outlaws (Road Dogg und Billy Gunn).

Warum die DX so legendär ist, was aus den Mitgliedern geworden ist: SPORT1 erklärt die Geschichte der Formation.

- Die Anfänge:

Shawn Michaels und Triple H, die beiden Ursprungsmitglieder der DX, waren Mitte der Neunziger Mitglieder eines berühmt-berüchtigten Backstage-Freundeskreises bei WWE, der so genannten Kliq - zusammen mit Kevin Nash (Diesel), Scott Hall (Razor Ramon) und Sean Waltman (The 1-2-3 Kid).

Nash und Hall (später auch Waltman) verließen die Liga 1996 und wechselten zur Konkurrenzliga World Championship Wrestling (WCW), wo sie Keimzelle der legendären Gruppierung The New World Order (nWo) wurden - und entscheidender Faktor dabei, dass WCW der damaligen WWF zwischenzeitlich die Marktführerschaft entriss.

Die unter Druck geratene WWF versuchte ein Jahr später, mit neuen, kontroversen Ideen das Ruder rumzureißen - eine davon: die DX.

Michaels und Triple H formten eine rebellische, politisch betont unkorrekte Fraktion, zusammen mit Triple Hs damaliger Freundin Chyna (Joanie Laurer) und der Achtziger-Legende "Ravishing" Rick Rude als Bodyguard.

Die DX kokettierte anfangs auch mit den realen Hintergründen ihrer Formation: "Das Business gehört der Kliq" sagte Michaels in einer frühen Promo-Ansprache in Anspielung auf Hall und Nash, die "expandiert" wären.

Der Name D-Generation X entwickelte sich vor der Kamera daraus, dass Rivale Bret "The Hitman" Hart Michaels und Triple H wiederholt als "degeneriert" beleidigte - was die als ironischen Ehrentitel annahmen.

- Der Boom:

Die Original-DX existierte nicht mal ein Jahr, aber prägte die Liga nachhaltig: Ihre Fehde gegen Bret Hart und seine Hart Foundation ist Legende - nicht zuletzt durch ihre Beteiligung am berühmten "Montreal Screwjob": Hart musste 1997 auf Geheiß von Liga-Boss Vince McMahon in seinem letzten WWF-Match gegen Michaels eine unabgesprochene Niederlage erleiden (Michaels gab erst Jahre später zu, dass er eingeweiht war). Ironischerweise war der Screwjob dann auch Auslöser für den Abgang von DX-Mitglied Rude zu WCW, er war erbost darüber, wie Hart behandelt wurde.

Unvergessen auch: die höhnischen Parodien ihrer Rivalen und die Story mit Stargast Mike Tyson, der sich der DX zum Schein anschloss - um bei WrestleMania 14 im Jahr 1998 dann doch Michaels' Herausforderer Stone Cold Steve Austin zum Champ zu machen.

Michaels trat danach wegen Rückenproblemen zurück, Austin wurde das neue Gesicht der Liga und der erfolgreichen "Attitude Era", aber auch die zweite Auflage der DX trug durch ihre Popularität entscheidend dazu bei, die WWF wieder zur Liga Nummer 1 zu machen.

Michaels wurde ersetzt durch den von WCW zurückkehrenden Waltman - fortan bekannt als X-Pac - und dem aufstrebenden Tag Team The New Age Outlaws (Billy Gunn und The Road Dogg).

Ihr berühmtester Moment: Die "Invasion" von Monday Nitro, in der sich die DX mit einem Armee-Jeep vor den Austragungsort der WCW-Konkurrenzshow stellte, die Liga mit einem Lautsprecher verspottete und die "Freilassung" von Hall und Nash forderte. Ein frecher Publicity-Stunt und einer der Höhepunkte des "Monday Night War" zwischen WWF und WCW.

- Auflösung und Wiedervereinigung:

Die DX wurde 1999 aufgelöst, als sich nacheinander Chyna und Triple H gegen sie wandten - Triple H legte darauf einen steilen Aufstieg zum erfolgreichen Erzschurken der Liga hin.

Ende des Jahres gab es eine Neuformation der DX als böse Handlanger von Triple H, die dann aber auch bald wieder endete.

2002 gab es eine Schein-Reunion von Triple H und dem genesenen Michaels - stattdessen wandte sich Triple H gegen Michaels und es gab eine lange, sehenswerte Comeback-Fehde für den Heartbreak Kid.

2006 fanden die beiden dann doch wieder zusammen und gründeten die Ur-DX neu, um sich einmal mehr mit WWE-Boss Vince McMahon anzulegen. Für viele Fans der Attitude Era entwickelte war diese Reinkarnation aber ein müder Aufguss, nach amüsantem Beginn lief sich der kindliche Humor tot, auf den die mittelalt gewordenen Michaels und Triple H damals setzten.

Auch die letzte Reunion von Michaels und Triple H 2018 für ein Legenden-Match gegen den Undertaker und Kane in Saudi-Arabien wird nur eine Fußnote der DX-Geschichte bleiben.

- Das wurde aus den Mitgliedern:

Triple H - seit 2003 verheiratet mit Vince McMahons Tochter Stephanie - ist mittlerweile für die Talentakquise zuständiger Vorstand bei WWE und immer noch gelegentlich im Ring aktiv. Michaels ist - das Kurz-Comeback für die Saudis ausgeklammert - seit achteinhalb Jahren in Wrestling-Rente und als Trainer beim Talententwicklungskader NXT aktiv.

Auch der Road Dogg (Brian Armstrong) arbeitet hinter den WWE-Kulissen, Ex-Partner Billy Gunn verlor 2015 seinen WWE-Job, als er bei einem Powerlifting-Wettbewerb durch einen Dopingtest fiel. Er wurde 2019 Chefproducer der neuen Liga AEW und ist auch noch als Independent-Wrestler aktiv, ebenso wie X-Pac. Ein tragisches Ende nahm es mit den zwei anderen Ursprungsmitgliedern der DX.

Rude verstarb 1999 mit nur 40 Jahren an einem Herzinfarkt infolge einer Medikamenten-Überdosis. Chyna - zur DX-Zeit und danach als Vorzeige-Powerfrau von WWE inszeniert, die teils auch gegen Männer antrat - erlebte nach ihrem WWE-Aus 2001 einen bitteren Abstieg zum Reality-B-Star.

Laurer nahm an einem öffentlichen Drogenentzug bei MTV teil, drehte mehrere Pornofilme, persönlicher Halt schien ihr zu fehlen. 2016 starb Chyna 46-jährig an einem tödlichen Mix aus Alkohol und Medikamenten.