Yahoo Jahresrückblick 2023: Die dreistesten Mogelpackungen
Das Jahr 2023 ist bald vorbei und es ist Zeit, einen Blick auf die vergangenen zwölf Monate zu werfen. 2023 war dominiert von Kriegen und Krisen. Doch auch fernab davon gab es viele Geschichten, Schlagzeilen, technologische Innovationen und einiges mehr. Es wird sicher als ein Jahr in Erinnerung bleiben, das die Welt nachhaltig geprägt hat.
Auch für Verbraucher gab es wieder Diskussionsstoff. Versteckte Preiserhöhungen waren auch in 2023 ein großes Thema. Die unverschämtesten Beispiele haben wir in diesem Jahresrückblick gesammelt.
Gleiche Verpackung - geschrumpfter Inhalt
Meist merken Verbraucher erst zu Hause, dass sich der Preis für ein Produkt erhöht hat – wenn überhaupt. Denn um Preiserhöhungen zu verstecken, greifen Hersteller ganz tief in die Trickkiste. In vielen Fällen wird schlicht und einfach der Inhalt geschrumpft, aber bei der Verpackung bleibt alles beim Alten. So lässt sich am Supermarktregal zumindest nicht auf den ersten Blick erkennen, dass sich etwas geändert hat. Erst wenn die Verpackung geöffnet wird, fällt auf, dass da etwas fehlt.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat es sich seit 2005 zur Aufgabe gemacht, solche Beispiele zu sammeln und zu veröffentlichen. Derzeit finden sich mehr als 1000 Produkte auf der aktuellen Mogelpackungsliste der Verbraucherschützer. Und auch in 2023 gab es wieder so einige Produkte, bei denen sich besonders viele Verbraucher beschwerten, weil sie sich abgezockt fühlten.
Januar: Wahl zur Mogelpackung des Jahres
Im Januar jeden Jahres lässt die Verbraucherzentrale Hamburg öffentlich online abstimmen, welches Produkt die größte Mogelpackung des vergangenen Jahres war. Die Verbraucher waren sich einig: Rama von Upfield sollte es sein.
Grund: Der Hersteller hatte den Inhalt von Rama von 500 Gramm auf 400 Gramm reduziert, verkauft sein Produkt aber nach wie vor im gleich großen Becher. Der Preis bleibt ebenfalls konstant bei 2,19 Euro. Damit kostet die Margarine nun satte 25 Prozent mehr.
Auch bei den ebenfalls von Upfield hergestellten Marken Sanella, Becel und Lätta gibt es ähnliche Füllmengenreduzierungen.
Februar: Schokolade, Tabak, Aufbackbrötchen und Joghurt
Immerhin: Im Februar kürte die Verbraucherzentrale kein Produkt zur Mogelpackung des Monats, versteckte Preiserhöhungen gab es aber trotzdem. Kunden reichten in Hamburg Beschwerden zu Joghurt der Andros Deutschland GmbH ein. Der Hersteller hatte die Inhalte aller Sorten der Marke Andros So Good so Veggie um 50 Gramm reduziert. Am Preis von 1,99 Euro ändert sich jedoch nichts. Damit ergibt sich eine Preiserhöhung von 14,3 Prozent.
Auch die Schokoladen der myChoco GmbH fielen der Shrinkflation zum Opfer. Die Tafeln wiegen nur noch 150 Gramm statt 180 Gramm. Bei Rewe kosten die myChoco-Produkte jedoch nach wie vor 2,79 Euro, macht unterm Strich 20 Prozent mehr.
Versteckte Preiserhöhungen wegen Füllmengenreduzierungen gab es zudem bei West Red Tabak (13,3 Prozent) der Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH und bei den Aufbackbrötchen Rewe Bio Mehrkorn Landbrötchen (7,1 Prozent).
März: Negativrekord bei der Marke Tuc
Im März gab es einen Negativ-Rekord vermelden: "127 Prozent höherer Preis bei den Tuc Bake Rolls. Das ist einzigartig in der Geschichte der Mogelpackungen. Aber auch die Vorgehensweise von Mondelez mit Hilfe von Rewe ist noch nie da gewesen", sagte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Denn anders als bei versteckten Preiserhöhungen üblich, hatte sich Mondelez etwas Neues einfallen lassen, wie die Verbraucherschützer herausfanden. Dem Lebensmittelkonzern gehört sowohl die Marke 7days, als auch Tuc. Die Bake Rolls von 7days wurden bei Rewe damals in 250-Gramm-Packungen zum Preis von 1,39 Euro verkauft.
Nun bringt Mondelez das Produkt aber unter der teureren Marke Tuc mit nur noch 150 Gramm Inhalt für 1,89 Euro unter die Leute. In einer Stellungnahme begründete der Hersteller den Schritt mit gestiegenen Kosten durch Inflation und teilte weiter mit: "Die Marke 7 Days gibt es weiterhin. Mondelēz International hat sich jedoch entschieden, Snacking-Kompetenzen unter etablierten Marken stärker zu bündeln. Daher führen wir salzige Snacks wie Brotchips in Deutschland unter unserer Crackermarke TUC."
April: Preiserhöhungen bis zu 47 Prozent
Die höchste Preiserhöhung gab es im April bei dem Produkt Spreewälder Vegetarischer Feinkostsalat. Die Golßener Lebensmittel GmbH & Co. Produktions KG füllt nur noch 150 Gramm statt wie zuvor 200 Gramm in die Becher ab. Gleichzeitig steigt der Preis bei Rewe von 1,99 Euro auf 2,19 Euro. Damit kostet das Produkt nun stolze 46,7 Prozent mehr.
Bei Bohlsener Mühle Keksfreunde Schoko sah es auf den ersten Blick dagegen aus, als sei der Preis um 1 Euro gesunken, doch der Preis wurde nicht proportional zum gleichzeitig geschrumpften Inhalt angepasst. Die Füllmenge wurde nämlich von 250 Gramm auf 125 Gramm halbiert. Der Preis sank aber nicht um die Hälfte, sondern nur um ein Drittel von 2,99 Euro auf 1,99 Euro – Kunden zahlen nun also 33 Prozent mehr.
Ebenfalls im April landeten elf Joghurt-Sorten der Marke Alpro auf der Mogelpackungsliste. Der Hersteller Danone reduzierte den Inhalt um 100 Gramm auf 400 Gramm, verkauft wird aber weiterhin für 1,99 Euro – macht unterm Strich 25 Prozent mehr.
Mai-Mogelpackung des Monats: Stieleis von Mondelez
Kurz vor Beginn der Eissaison schossen die Preise für Stieleis von Mondelez in die Höhe. Der Lebensmittelkonzern hat die Füllmengen seiner Marken Milka, Oreo, Daim und Toblerone erheblich verkleinert. Die Anzahl in den Sammelpackungen wurde reduziert und auch das Eis selbst geschrumpft. Kunden zahlen nun bis zu 63 Prozent mehr.
Dafür gab es von der Verbraucherzentrale eine Breitseite in Form des Awards Mogelpackung des Monats Mai.
Auch für andere Stieleismarken wie Nogger, Himbi oder Mars erhöhten sich durch Füllmengenreduzierungen im Frühjahr die Preise.
Juni: Schokoladen-Tricks bei Aldi
Im Juni durfte sich Aldi Nord den Titel Mogelpackung des Monats bei der Verbraucherzentrale Hamburg abholen. Bei dem Discounter gab es bei den Schokoladesorten Chocolat Amandes, die unter der Eigenmarke Moser Roth verkauft werden, plötzlich größere Verpackungen mit mehr Tafeln. Der Verkaufspreis sank sogar um 10 Cent.
Trotzdem blieb es bei den Kunden nicht unbemerkt, dass getrickst wurde, die Täfelchen plötzlich viel leichter und dünner waren und die Schokolade tatsächlich 15 Prozent teurer wurde. "Wir haben in den letzten Wochen etliche Beschwerden zu einer versteckten Preiserhöhung bei Aldi Nord erhalten. In diesem Fall zieht Aldi Nord alle Register, um diese bestmöglich zu vertuschen", so die Verbraucherzentrale dazu.
Fühlt ihr euch da nicht über den Tisch gezogen, fragten die Verbraucherschützer zu diesem Thema im Juni auf Ihrer Facebook-Seite. Die Nutzer ließen viele wütende Smilies da und teilten den Beitrag fleißig.
Juli: Mogelpackung des Monats geht an Lorenz Snack-World
Den Schmäh-Preis Mogelpackung des Monats vergab die Verbraucherzentrale im Juli an Lorenz Snack-World. Neben den Erdnusslocken schrumpfte der Hersteller die Inhalte bei Roasted Crunchips, Saltless Cocktail Mix, Nicnac's XL, Nicnac's Party Pack und beim Nicnac's Riegel.
Kunden zahlen seitdem für die verschiedenen Produkte bis zu 28 Prozent mehr. Bei Lorenz Snack-World seien solche versteckten Preiserhöhungen leider kein Einzelfall, wie die Verbraucherzentrale damals erklärte: "Die Schrumpfung bei den Erdnußlocken ist nicht die erste ihrer Art. Innerhalb von sechs Jahren hat Lorenz den Inhalt pro Tüte gleich dreimal verringert."
September: Heftige Preiserhöhung bei Listerine
Nach der Sommerpause im August, reagierte die Verbraucherzentrale auf zahlreiche Beschwerden und vergab den Titel Mogelpackung des Monats September an Listerine vom Hersteller Johnson & Johnson. Der füllte nur noch 500 statt 600 Milliliter Mundspülung in seine Flaschen ab und im Handel wird das Produkt trotzdem teilweise teurer als zuvor verkauft. Durch die doppelte Preiserhöhung kommt es zu einem Preisanstieg von bis zu 33,5 Prozent.
Viel Kritik gab es bei diesem Fall auch für die Vorgehensweise in Sachen Verpackung. "Der geringere Inhalt wird vom Hersteller gut vertuscht. Die Flasche ist gleich groß geblieben, aber schmaler geworden. Das fällt aber nur auf, wenn man die alte Packung direkt daneben hält", so die Verbraucherzentrale auf ihrer Facebook-Seite.
Oktober: Preisaufschlag für Fruchtgummis von Katjes
Im Oktober war die Marke Katjes ein echter Aufreger für die Facebook-Follower der Verbraucherzentrale.
Denn der Inhalt der Fruchtgummi-Tüten wurde erneut reduziert, bis zu 25 Gramm weniger gibt es nun fürs gleiche Geld. Seit Mitte 2022 wurden die Süßwaren damit um insgesamt 20 Prozent teurer. Thematisiert wurde auch wieder einmal unnötig anfallender Verpackungsmüll. "Trotz Nachhaltigkeitsversprechen verkleinert der Süßwarenhersteller Katjes nur den Inhalt aber nicht die Tüte. Über 700.000 Plastiktüten mehr werden jetzt für 1.000 Tonnen Fruchtgummis benötigt", so die Verbraucherzentrale Hamburg.
Betroffen sind die normalen Standardtüten mit Produkten wie Yoghurt-Gums, Fred Ferkel oder Grün-Ohr-Hasen, Lakritzprodukte wie Katzen Pfötchen und die größeren Packungen der Marke Katjes Family, zu denen zum Beispiel die Sorten Winegums, Milchkater oder Katjes VitaMinis gehören.
Insgesamt seien wahrscheinlich mehr als 30 Sorten von der Schrumpfkur betroffen.
November: Tee von Aldi zur Mogelpackung des Monats gewählt
Füllmenge reduziert, Preis erhöht und gleichzeitig wird mehr Verpackungsmüll produziert – dafür gab es im November erneut einen Rüffel für Aldi Nord. Grund: der Discounter trickst bei seinem Gutbio Fencheltee. Bereits in der Vergangenheit fiel Aldi bei seinen Eigenmarken wiederholt durch versteckte Preiserhöhungen auf.
Auf der Mogelpackungsliste der Verbraucherzentrale landeten in diesem Jahr unter anderem Moser Roth Schokolade, Sockey Wildlachs und Jack's Lammsteak. Die versteckte Preiserhöhung beim Gutbio-Fencheltee fand die Verbraucherzentrale allerdings "besonders dreist" und vergab dafür die Negativauszeichnung Mogelpackung des Monats November.
Der Inhalt der Beutel des Fencheltees sank von drei auf zwei Gramm, die Anzahl der Beutel in der Packung von 25 auf 20 Stück. Insgesamt stecken nur noch 40 statt 75 Gramm Tee in der Packung. Die Beutel sind zusätzlich noch einmal einzeln verpackt und der Teekarton ist größer, als der alte.
Obwohl der Verkaufspreis von 1,49 Euro auf 1,19 Euro gefallen ist, ergibt sich somit eine Preiserhöhung von 50 Prozent.
Petition gegen Shrinkflation
Preiserhöhungen durch Füllmengenreduzierungen sind für Verbraucher im Alltag nur schwer zu erkennen. Deshalb fordert die Verbraucherzentrale Hamburg nun gemeinsam mit der Verbraucherorganisation foodwatch eine Kennzeichnung der Produkte, bei denen der Inhalt geschrumpft wurde. Dafür hat foodwatch hier eine Petition an Bundesumweltministerin Steffi Lemke und die Bundesregierung ins Leben gerufen, bei der jeder mitmachen kann. Zu Redaktionsschluss gab es bereits rund 40.000 Verbraucher, die das Vorhaben unterstützen.
Helfen Sie mit!
Mogelpackungen und versteckte Preiserhöhungen sind leider keine Seltenheit. Beim Einkaufen bleibt oft nicht die Zeit, jedes Mal das Kleingedruckte auf den Verpackungen zu lesen. Deshalb hat es sich die Verbraucherzentrale Hamburg zur Aufgabe gemacht, immer wieder auf Mogelpackungen hinzuweisen.
Wenn Ihnen auch Mogelpackungen auffallen, freut sich die Verbraucherzentrale Hamburg über eine kurze Meldung per E-Mail an ernaehrung@vzhh.de oder über das Kontaktformular auf ihrer Internetseite.
Weitere Informationen zu aktuellen Mogelpackungen finden Sie auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg und auf der Facebook-Seite der Verbraucherschützer.
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