Yahoo Sport TV-Kritik zur WM: Welke schwach, Kramer titelreif

Nicht nur für die Fußballprofis ist die WM zu Ende, sondern auch für zahlreiche Kommentatoren, Moderatoren und TV-Experten. Wir werfen einen abschließenden Blick auf die vielen Fernseh-Nasen – hier kommt die TV-Weltmeisterschaft. Wer wäre nach der Vorrunde besser heimgefahren? Und wer steht im Finale?

Die Yahoo Sport TV-Kritik (Bild: gettyimages)
Die Yahoo Sport TV-Kritik (Bild: gettyimages)

Vorrunden-Aus:

Oliver Welke (ZDF)
Hätte DAS Interview der WM führen können, als DFB-Manager Oliver Bierhoff nach dem Aus von La Mannschaft live bei ihm im Studio saß. Doch leider stellte Welke nur weichgespülte Fragen. Am Ende war es Titan Oliver Kahn zu verdanken, dass überhaupt so etwas wie Brisanz in dieser Gesprächssituation zu spüren war. Welke abgesehen davon solide, die Bierhoff-Nummer haut aber natürlich rein.

Claudia Neumann (ZDF)
“Osako hat mit seinen sieben Toren großen Anteil am Klassenerhalt von Mainz 05, spielte dort eine gute Saison.” – Neumann hat es uns bei dieser WM mit dem einen oder anderen Schnitzer echt nicht leichtgemacht, das steht fest. Sie aber für ihre Stimme oder ihr Geschlecht zu verurteilen, geht einfach gar nicht.

Philipp Lahm & Jessi Wellmer (ARD)
Die Weltmeister von 2014 waren einfach nicht gut drauf, das hat man auch Philipp Lahm angemerkt: Inhaltlich kam in den Gesprächen mit ARD-Frau Wellmer einfach zu oft zu wenig rüber. Beispiel gefällig? Bitte sehr: „Schaut man so ein WM-Auftaktspiel eigentlich gemeinsam mit der Mannschaft, wenn man nicht selbst dran teilnimmt? So auf der Couch mit Wasabi-Nüsschen und Salzstangen? Ich kann ja gleich in die Küche gehen und dir einen kleinen Obstteller schneiden.“ Lahm: „Das kriege ich auch noch alleine hin.“

Palina Rojinski (ARD)
Von Fußball soviel Ahnung wie eine Scheibe Brot – gut, das ist grundsätzlich kein Beinbruch, aber das kann man sicherlich charmanter verkaufen. Wirkte wann immer es ums runde Leder ging, sehr unbeholfen und unglücklich. Dafür wirklich erfrischend und sehenswert: Ihre Einspielfilme über Land und Leute in Russland. Hier deutlich mehr als nur eine Fernanda Brandao 2.0.

Achtelfinale:

Gerhard Delling (ARD)
Was sollen wir sagen – wir vermissen Günther Netzer. Delling alleine fühlte sich immer noch falsch an, dennoch: Mit seiner Routine strahlte er katrinmüllerhohensteinesk einfach eine Gelassenheit aus, die ihm im Direktkontakt mit Spielern und Funktionären der DFB-Elf einfach so schnell keiner nachmacht. Entschärfte gerade nach der 0:1-Auftaktpleite gegen Mexiko und vermittelte uns das Gefühl, dass es doch “nur” Fußball ist. Irgendwie gut. Versiebte dafür aber das Field-Interview mit Toni Kroos nach dessen Last-Minute-Freistoß gegen Schweden, als er eher als eine Art Stichwortgeber fungierte und es komplett verpasste, die DFB-Elf auch mal kritisch zu hinterfragen.

Wolff Fuss (Sky)
Sprüche-Generator Fuss machte auch zur WM einen gigantischen Job, wurde währenddessen sogar Vater (Glückwunsch, auch an Mama Anna Kraft), einziges Problem nur: Ihm hörte keiner zu. Sky versendete sämtliche Fuß-Auftritte im neuen Kanal Sky Q oder via Sky Ultra HD-Channel. Da hat aktuell selbst der erzkatholische Sonntagsgottesdient mehr Zuhörer.

Viertelfinale:


Oliver Schmidt (ZDF)
Der Kommentator dürfte seinen Nachfolger-Status von Béla Réthy endgültig zementiert haben, glänzte vor allem bei der deutschen Auftaktniederlage gegen Mexiko mit der nötigen Kritik, blieb sachlich und wurde an den richtigen Stellen emotional. Das fiel sogar einem Großteil der sonst so negativ eingestellten Twitter-Gemeinde auf – und das soll schon was heißen.

Halbfinale:

Alexander Bommes (ARD)
Stark sein sehr ehrlich-persönliches Plädoyer für die ZDF-Kollegin Claudia Neumann in WM-Woche 2 und auch sonst eine Bank. WM ist keine Quizshow, Bommes weiß trotzdem alles. Und einen neuen Spitznamen für Kollege Matthias Opdenhövel kennen wir jetzt auch: Aus Opdi wurde Matti.


Finale:

Christoph Kramer (ZDF)
Schiri, ist das hier das WM-Finale? Kramer musste zwar aufgrund des Gladbacher Trainingsstarts nach der WM-Vorrunde die ZDF-Segel streichen, in unserem Ranking aber steht er im Endspiel. Wirkte sehr, sehr aufgeräumt dafür, dass er mal ordentlich einen vor die Omme bekommen hat. Ernsthaft: Souveränes Experten-Debüt eines ja noch aktiven (!) Profikickers. Dass die gut bolzen UND mehr als drei Sätze geradeaus sprechen können, gibt’s ja nun auch wirklich selten genug. (TV-)Karriere nach der Karriere so gut wie sicher.

Hannes Wolf (ARD)
DER Gewinner der WM. Bei Wolf hatte man stets das Gefühl, etwas zu lernen – mit Freude. Wie ein cooler Lehrer, der pfiffigen Unterricht macht. Super sympathisch und bescheiden sein Auftritt, als es darum ging, die Lorbeeren für seinen Ex-Spieler Benjamin Pavard einzuheimsen. Experten-Weltmeister 2018!