Dieses Duell wird die NBA prägen

Es war aus heutiger Sicht ein echter Blockbuster-Trade, der am Abend des 21. Juni 2018 in New York stattfand.

In Phoenix und in Sacramento werden sich die Verantwortlichen mutmaßlich immer noch fragen, wie das passieren konnte. Nachdem im NBA-Draft 2018 DeAndre Ayton von den Suns gedraftet wurde und Marvin Bagley III zu den Kings ging, holten die Atlanta Hawks Luka Doncic an dritter Stelle.

Zwei Positionen später holten die Dallas Mavericks Trae Young und gaben ihn per Trade direkt an die Atlanta Hawks ab plus einen zusätzlichen Erstrunden-Pick für den Draft 2019. Im Gegenzug erhielten die Mavericks Doncic.

Eineinhalb Jahre nach diesem Tag hat Doncic mit gerade einmal 20 Jahren Chancen auf den MVP-Award und Young erreichte kürzlich zum zwölften Mal die Marke von mindestens 30 Punkten und zehn Assists in einem Spiel. Dadurch überholte er LeBron James, der bis zum Alter von 22 Jahren elf Spiele dieser Kategorie ablieferte.

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Doch welches der beiden Teams hat nun im Juni 2018 den besseren Deal gemacht?

Beide Teams haben von Draft-Trade profitiert

Die kurze Antwort lautet: Beide haben enorm davon profitiert. Geht man aber ins Detail, fällt beim Blick auf die Zahlen auf, dass Doncic mit 30 Punkte, 9,8 Rebounds und 9,2 Assists im Vergleich zu 28,4 Punkte, 4,1 Rebounds und 8,4 Assists von Young in den Standardkategorien die Nase vorne hat.

"Dass Luka so einschlägt, dass er so eine Saison spielt, hätte ich nicht gedacht", sagte Dirk Nowitzki auf SPORT1-Nachfrage. "Ich dachte eher, das zweite Jahr wird schwer, aber er hat sich weiter verbessert, im Wurf, in Entscheidungssituationen. Es macht richtig Spaß, ihm zuzuschauen."

Große Worte einer Legende, allerdings hat Young Vorteile beim Wurf von jenseits der Dreierlinie, wo er knapp 38 Prozent trifft, während Doncic zwar etwa einen Dreier mehr pro Partie nimmt, diese aber nur mit 32-prozentiger Wahrscheinlichkeit versenkt.

In der Defensive sind sowohl Young als auch Doncic nicht für ihre elitäre Verteidigungsarbeit gefürchtet.

Doch einer der beiden hat genug vom ständigen Vergleich. Es ist "nervig, immer nach dem Trade gefragt zu werden", räumte Young kürzlich bei ESPN ein und ergänzte: "Es sind zwei total unterschiedliche Situationen, zwei unterschiedliche Spieler. Er spielt gut, ich spiele gut. Lasst es einfach sein."

Young erinnert an Stephen Curry

Rein von der Spielweise her, hat der junge Hawks-Guard sicherlich Recht mit seiner Aussage, denn er selbst ist eher mit dem aktuell verletzten Stephen Curry zu vergleichen.

Dessen Werte im zweiten Jahr, die Saison 2010/11 (18,6 Punkte, 3,9 Rebounds, 5,8 Assists) können bei weitem nicht mit Youngs aktuellen Werten mithalten, jedoch ist die NBA aktuell so offensiv wie noch nie. Hingegen wurde in Currys zweitem NBA-Jahr noch etwas mehr Wert auf die Defense gelegt.

Während der dreimalige NBA-Champion wohl der beste Scorer in der Geschichte ist, beeindruckt Young vor allem mit seiner Gabe für Assists. Immer wieder kann der 21-Jährige seine Mitspieler in Szene setzen, ist aber auch jederzeit in der Lage selbst den Abschluss zu suchen. Kurzum: Young ist für sein Alter bereits erstaunlich reif und abgeklärt.

Natürlich ist ihm Doncic, der sich bereits mit 16 Jahren in der Euroleague beweisen durfte, etwas voraus und spielt beim besseren Team (16-7), während Young beim aktuell fünftschlechtesten Team der Liga (6-18) für die Highlights sorgt.

Jedoch haben die Hawks neben Young im diesjährigen Draft einen weiteren Spieler erhalten. Denn die Mavericks hatten zusätzlich noch einen geschützten Erstrunden-Pick nach Atlanta geschickt, um Doncic zu erhalten.

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Schlussspurt kostet Dallas wohl Draft-Pick

Wäre Dallas in der Draft-Reihenfolge unter den ersten fünf gelandet, hätten sie diesen behalten dürfen und wären wohl der klare Gewinner des Deals gewesen.

Doch nach einem starken, aber unnötigen Schlussspurt in der Abschiedssaison von Nowitzki – unter anderem wurden die Warriors geschlagen – war die Ausgangsposition für die Draft Lottery schlechter als gedacht. Bei der Auslosung wurde ihnen Platz zehn zugeteilt, sodass der Pick automatisch zu den Hawks wanderte.

Die Franchise aus dem US-Bundesstaat Georgia entschied sich für Cam Reddish, der zuvor am Duke-College spielte. Mit Statistiken von 8,2 Punkten, 3,8 Rebounds und 1,6 Assists deutet er zumindest sein Potenzial an, hat aber noch Probleme mit seinem Wurf (32 Prozent Wurfquote).

Letztendlich kann aktuell kein klarer Gewinner des Deals benannt werden, da sowohl Young, als auch Doncic in ihren Teams hervorragend funktionieren und die Hawks zusätzlich noch Reddish erhalten haben, um Doncics Vorsprung zu kompensieren.

Young und Doncic mit neuer Ära?

Wäre es nicht zu dem Deal gekommen, hätten beide Spieler wohl nicht ihre derzeitigen Leistungen zeigen können.

Rookie Young wäre bei den Mavericks unter Rick Carlisle nach seinem schweren Start wohl bereits außen vor gewesen; während Doncic in Atlanta wohl nicht von Beginn an so viel Verantwortung erhalten hätte, da es dort nicht so viel Erfahrung mit europäischen Stars gab wie in Dallas nach zwei Nowitzki-Jahrzehnten.

Nun scheint aber klar, dass Young und Doncic das nächste NBA-Jahrzehnt mit ihren Leistungen entscheidend mitprägen werden und eine ähnliche Rivalität wie einst "Magic" Johnson und Larry Bird austragen könnten.

Dabei wird sie der 21. Juni 2018 für immer verbinden.