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Von Zauberhand zu Flutschfinger - wie reagiert Gladbach?

"Yann Sommer - Immer da, wenn man ihn braucht!"

So betitelte Borussia Mönchengladbach zumindest ein kurioses Video, das den Schweizer in Anlehnung an seine Reaktion gegen den FC Bayern abfeierte und anschließend viral ging.

Sommer half mit seinen Fingern dabei, die Fernbedienung, Klopapier oder ein Trikot zu erreichen.

Auch am Donnerstag war Sommer das ein oder andere Mal zur Stelle. Einmal jedoch patzte der Schlussmann im Europa-League-Spiel gegen Basaksehir Istanbul folgenschwer. (Service: TABELLEN der Europa League)

Sommer patzt

Es lief die 44. Minute, die Borussia führte im finalen Gruppenspiel gegen den türkischen Spitzenklub mit 1:0.

Irfan Kahveci zog aus der Distanz, aus etwa 30 Metern, ab. Ein eigentlich haltbarer Schuss, auch wenn Sommer den Ball erst spät sah, da Landsmann Nico Elvedi in seinem Sichtfeld stand.

Doch beim Versuch, den Schuss zur Seite abzulenken, klatschte sich Sommer den Ball selbst ins Netz.

Wie schon gegen Bayern, als Sommer Joshuas Kimmichs Versuch im Nachfassen in letzter Sekunde vor dem kompletten Überschreiten der Torlinie stoppte, versuchte der 30-Jährige, dem Ball noch hinterher zu greifen.

Doch dieses Mal kam das Nachfassen zu spät – und der Ball kullerte ins Netz. Sommers anschließender Blick sprach Bände.

Gladbach scheidet aus

Am Ende des Abends stand für die Borussia eine überraschende 1:2-Pleite und ein enttäuschendes vorzeitiges Aus in der Europa League.

Sommer als Alleinschuldigen für die Pleite herzunehmen, wäre aber eine völlig verkehrte Schlussfolgerung. Denn zum einen hätte Gladbach ein 1:1 zum Weiterkommen gereicht. Und der kleinste Torwart der Bundesliga parierte in 70. Minute gegen Crivelli Enzo reaktionsschnell und verhinderte damit einen früheren Rückstand.

Stefan Lainer sprach bei DAZN zwar von "dummen, unnötigen Gegentoren", auch Denis Zakaria sah "unnötige Fehler".

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Ansonsten war von öffentlicher Kritik wenig zu sehen - wohlwissend, dass Sommer, der zuletzt seinen Vertrag bis 2023 verlängert hatte, seinem Team in dieser Saison bereits mehrfach Punkte gerettet hat.

Thuram verpasst späten Ausgleich

In der 90. Minute war Sommer beim letztlich entscheidenden 1:2 machtlos, die Fehler hatten andere gemacht. Zakaria leistete sich ein unnötiges Foul, aus dem folgenden Freistoß resultierte schließlich der Treffer.

Und dieser war nur dadurch möglich, weil Crivelli nach der unfreiwilligen Kopfballvorlage von Elvedi völlig allein gelassen vor Sommer auftauchte.

Und hätten Alassane Plea (87.) und Marcus Thuram (90.+2) ihre Meister bei ihren Kopfbällen nicht in Istanbul-Keeper Günok beziehungsweise dem Pfosten gefunden, wäre Sommers Patzer wohl ohnehin nur eine kuriose Randnotiz gewesen.

Wie reagiert Gladbach?

Spannend wird, wie Sommer und das gesamte Team auf den Tiefschlag reagieren. Bisher verlief die Saison, abgesehen von der bitteren Pleite im Pokal gegen Dortmund, nahezu optimal.

In der Bundesliga thront die Mannschaft von Marco Rose an der Tabellenspitze, der Vorsprung auf den FC Bayern beträgt gar schon sieben Punkte. Könnte das Aus sogar hilfreich für die Titelträume in der Bundesliga sein? (Service: Bundesliga-Tabelle)

Die Gladbacher können sich nun komplett auf die Liga konzentrieren, die doppelte oder gar dreifache Belastung, die die Konkurrenten um Bayern, Dortmund und Leipzig haben, fällt weg.

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"Je weiter wir in der Champions League kommen, desto schwieriger wird es, jedes Mal die Kräfte für die Bundesliga zu haben. Deshalb ist es umso ärgerlicher, dass wir jetzt mit so vielen Punkten hinten sind", monierte Bayerns Joshua Kimmich zuletzt mit Blick auf die kräftezehrende Mehrfachbelastung, die sich als Nachteil im Titelkampf auswirken könnte.

Rose muss Spieler bei Laune halten

Allerdings könnte sich der Europa-K.o. auch als Fluch erweisen. "Das ist eine große Enttäuschung für uns, für den Verein und die Fans", sagte Marco Rose bei RTL: " Die Stimmung ist jetzt natürlich gekippt."

Auch für die interne Stimmung könnte das Aus unerfreuliche Folgen haben.

Bisher konnte Rose alle seine Spieler bei Laune halten, da die regelmäßigen Spiele unter der Woche Möglichkeiten zur Rotation gaben.

"Ich habe großes Vertrauen in unseren gesamten Kader. Deswegen muss und will ich alle Jungs auch zum Spielen bringen", sagte Rose vor dem entscheidenden Gruppenspiel.

Diese Aufgabe zu meistern, wird bei nur noch einem verbleibenden Wettbewerb umso kniffliger.

Wolfsburg veralbert Gladbach

Trotz aller Enttäuschung versuchte Rose direkt, den Blick nach vorne zu richten: "Wir spielen am Sonntag gegen Wolfsburg, da müssen wir wieder da sein." (Bundesliga: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach, So. ab 15.30 Uhr im LIVETICKER)

An Motivation sollte es spätestens nach dem Tweet auf der US-Seite der Wölfe, der sich über das Aus der Borussia lustig machte, nicht mangeln.

"Es ist extrem wichtig, dass wir unsere Punkte holen und das Maximale einfahren", machte Lainer mit Blick auf die verbleibenden Spiele vor der Winterpause (in Wolfsburg, gegen Paderborn, bei Hertha) deutlich.

Mut macht eine Statistik: Nach allen fünf europäischen Partien gab es für das Rose-Team einen Sieg (Düsseldorf/2:1, Augsburg/5:1, Frankfurt/4:2, Bremen/3:1, Freiburg 4:2).

Allerdings hatte die Borussia dabei nicht ein schmerzhaftes Aus nicht zu verdauen. Nicht, dass Sommer und Co. rückblickend am 12. Dezember zwei Titelträume durch die Finger geflutscht sind.