Warum zaubern so wenige Frauen?

Magic Victoria will Zuschauer und Leser verzaubern

Magic Victoria ist eine der wenigen Magierinnen unter vielen männlichen Kollegen. Bevor sie sich auf die Bühne wagte, studierte sie BWL und Film - und hat gerade ihr erstes Buch veröffentlicht: "Was, wenn alles möglich wäre?" (teNeues Media, 19,90 Euro). Warum die Männer die Zauberer-Branche dominieren und wie man mehr Magie in den Alltag bringt, erklärt Jennifer Schmidt-Rüdt alias Magic Victoria im Interview mit spot on news.

Es gibt sehr wenige Frauen unter den Zauberkünstlern. Woran liegt das?

Magic Victoria: Es ist tatsächlich eine absolute Männerdomäne und es gibt verschiedene Theorien dazu, warum das so ist: Zum einen heißt es, dass es eine Ingenieurs-Art des Denkens braucht. Diese Illusionen zu entwickeln, gilt als eine sehr männerlastige Arbeit. Man muss logisch denken können und es ist viel Kreativität gefordert. Im Magischen Zirkel saß ich früher mit 80 Männern alleine am Tisch. Dabei habe ich als Frau durchaus Vorteile: Ich präsentierte Magie mit viel Emotionen.

Haben Sie einen knapp bekleideten männlichen Assistenten?

Magic Victoria: Ich habe für meine neue Show kurz darüber nachgedacht. Einfach, um mal mit dem Klischee zu spielen. Man hat als Zauberkünstler unendlich viele Möglichkeiten. Ich kann Requisiten austauschen, die Geschichte anpassen. Die Leute unterschätzen immer, wie viel Arbeit dahinter steckt. Es dauert bis zu zwei Jahre, bis alles funktioniert. Magie ist die Schnittstelle aus Wissenschaft und Kunst. Am Ende ist für mich einfach wichtig, dass die Leute mit einem guten Gefühl aus der Show gehen.

Was ist der Magische Zirkel?

Magic Victoria: Das ist die Berufsvereinigung von Zauberkünstlern und Europas größte Zauberer-Vereinigung. Darin sind Profi-Magier und Amateur-Zauberer vertreten. Auch Siegfried von Siegfried und Roy ist noch Mitglied. Bei den Treffen werden auch Geheimnisse ausgetauscht. Allerdings ist es nicht einfach, da rein zu kommen. Es gibt eine Prüfung in Theorie und Praxis. Ein bisschen wie in "Harry Potter"...

Haben Sie Vorbilder?

Magic Victoria: Weniger in der Zauberbranche selbst. Ich bin großer Fan von Walt Disney, das war ein echter Visionär, der viele Träume verwirklicht und viele verrückte Dinge in Angriff genommen hat. Ich finde aber auch Oprah Winfrey sehr faszinierend, sie hat sehr viel Energie, wenn sie auf einer Bühne steht. Einen männlichen Kollegen zum Vorbild zu nehmen, fände ich schwer. Viele Sachen hatten auch einfach ihre Zeit, wie die Shows von Siegfried und Roy, die sind ein bisschen in den 80ern hängen geblieben. Die Magie hat sich weiterentwickelt. David Copperfield tritt immer noch auf, er funktioniert über seine Person, weil er von sich aus schon mystisch wirkt.

Welche Widerstände mussten Sie überwinden, um als Magierin Ihr Geld verdienen zu können?

Magic Victoria: Die Magie hat mich immer begleitet, auch in der Schule war ich schon die Zauberin. Ich habe mit der Magie meinen Führerschein und meine Studiengänge, BWL und Film, finanziert. Dass ich beides abgeschlossen habe, hilft beispielsweise sehr bei Terminen mit den Banken. Es ist schließlich nicht nur das Zaubern, sondern ich muss auch ein Unternehmen führen. Es gehört tatsächlich Mut dazu, diesen Schritt zu wagen, vor allem in Deutschland. In den USA und Großbritannien wird man als Magier völlig anders angesehen. Man wird verehrt, weil die Menschen dort Magie einfach lieben, wie man nicht nur an "Harry Potter" sieht. Die Deutschen sind da nicht so einfach zu faszinieren.

Mit Ihrem Buch "Was, wenn alles möglich wäre?" wollen Sie Magie auch in das Leben Ihrer Leser bringen. Wie kann Magie im Alltag helfen?

Magic Victoria: Magie zeigt, dass das Unmögliche und Träume wahr werden können, dass es immer Wege gibt. Das Buch soll motivieren, anders zu denken, neue Wege zu gehen, um Dinge zu erreichen. Wenn ich jeden Tag immer nur die gleichen Gedanken denke, ändert sich nichts im Leben. Ein neuer Gedanke ist der Beginn, die Ereignisse folgen dann. Man muss sich dafür aber Raum und Zeit nehmen. Die Magie setzt häufig in den Momenten ein, in denen man nichts tut. Geistesblitze kommen nicht umsonst oft in der Sauna oder der Badewanne. Allerdings muss man schon im Vorfeld Wissen angehäuft haben.

Haben Sie Tipps, wie man sofort mehr Magie in den Alltag bringen kann?

Magic Victoria: Das klappt zum Beispiel, wenn ich bewusst etwas mache, dass ich noch nie gemacht habe. Es reicht schon, statt des Lieblings-Restaurants mal woanders essen zu gehen. Hilfreich ist auch, die Morgenroutine zu ändern: Die ersten 15 Minuten des Tages sind sehr wichtig, statt Smartphone könnte man sich Zeit für sich selbst nehmen. Viel Magie bringt auch, im Hier und Jetzt präsent zu sein. Viele Leute sind irgendwo mit ihren Gedanken, nur nicht bei der Person, mit der sie gerade zu tun haben.

Foto(s): Sonja Allgaier