ZDF-Doku - Unternehmer spricht sich für mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland aus

Günter Fella (links) weiß seine Angestellten mit Fluchterfahrung zu schätzen: "Jemand, der so eine Flucht hinter sich hat, der kommt in dem Alter in einer ganz anderen Reife zu dir."<span class="copyright">ZDF/Ulf Behrens</span>
Günter Fella (links) weiß seine Angestellten mit Fluchterfahrung zu schätzen: "Jemand, der so eine Flucht hinter sich hat, der kommt in dem Alter in einer ganz anderen Reife zu dir."ZDF/Ulf Behrens

Die Konkurrenz aus China und der notorische Fachkräftemangel machen der deutschen Wirtschaft zu schaffen. In einer ZDF-Doku plädiert ein Unternehmer aus Unterfranken deshalb für mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland. In seinem eigenen Betrieb sind bereits 35 Prozent der Mitarbeiter nicht deutsch.

Ja, der deutschen Wirtschaft ging es schon mal besser. Das weiß auch Filmemacher Kersten Schüßler, der sich für die WISO-Dokumentation „Die fetten Jahre sind vorbei - Was die Wirtschaft jetzt braucht“ (Montag, 12. August, 19.25 Uhr, im ZDF und vorab in der ZDFmediathek) in Deutschland umgesehen hat. Denn die wirtschaftliche Flaute, so wird im Film deutlich, ist nicht allein Corona und der Energiekrise zuzuschreiben.

Eine große Herausforderung für den deutschen Mittelstand: die chinesische Konkurrenz. „Für Deutschland ist es mit Sicherheit so, dass wir in der Solarbranche keine große Chance mehr haben“, sagt etwa Wirtschaftswissenschaftlerin Monika Schnitzer mit Blick auf die Energiewende. „Die chinesischen Anbieter sind einfach durch die großen Mengen, die sie produzieren, in ihrer Technologie so weit und in ihren Kosten so weit unten, dass es ganz schwer sein wird für uns, das aufzuholen.“

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ZDF/Julian Krause

Gewährleistet die Bundesregierung etwa keine „fairen Wettbewerbsbedingungen“?

Bestätigen kann dies Gunter Erfurt. Der CEO von Solar-Hersteller Meyer Burger fordert, „faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen“. Er erklärt: „Wenn eine Weltregion mit Hunderten Milliarden ihre eigene Industrie fördert, dann braucht es ein Instrument, wenn man mitspielen will, dass das Ganze korrigiert.“ Weil der deutsche Staat dies „der gesamten Industrie verweigert“ habe, sei Erfurts Unternehmen gezwungen gewesen, die Modulfertigung in Europa stillzulegen und die Produktion in die USA auszulagern.

„Solange alle anderen da fördern, wird es schwierig für Deutschland, mitzuhalten“, weiß auch Ökonom Tom Krebs. „Diese fairen Wettbewerbsbedingungen müsste die Bundesregierung eigentlich gewährleisten.“ Bei der Produktion von Solarmodulen sei es dafür bereits zu spät, glaubt Gunter Erfurt. „Ich will es nicht Wirtschaftskrieg nennen, aber es wird mit harten Bandagen gefochten.“ Seine Branche sei ein mahnendes Beispiel, „was in der Automobilindustrie oder anderen Industrien nicht geschehen sollte“, schlägt der Unternehmer Alarm.

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ZDF/Ulf Behrens

 

Es sei ein „harter Abschied von gestern“, heißt es im Film. Klar sei aber auch, dass es nun um die Zukunft gehe. Und die, mahnt Volkswirtschaftler Peter Bofinger, liege vor allem in den Händen der Politik. Er fordert, eine gänzlich neue Strategie zu verfolgen. „Relativ zur Wirtschaftsleistung liegt unsere Staatsverschuldung mit etwa 63 Prozent am unteren Rand der Verschuldung, die in den anderen großen Volkswirtschaften vorherrscht“, erklärt er im Film und stellt klar: „Wir haben im internationalen Vergleich gar kein Verschuldungsproblem. Deswegen ist es ja so verrückt, dass wir jetzt die Schuldenbremse so in den Vordergrund stellen.“

„Die Welt muss ja zusammenarbeiten“

Doch nicht nur die unzureichende Förderung des Staats und der Druck aus Fernost belasten die hiesige Wirtschaft. Auch der Fachkräftemangel macht vielen Unternehmen zu schaffen. Martina Römmelt-Fella weiß: Ohne internationale Arbeitskräfte geht heute nichts mehr.

„Wir haben 1990 angefangen, da hatten wir einen Mitarbeiter, der eben nicht deutschstämmig war“, erinnert sich die Geschäftsführerin eines unterfränkischen Maschinenbaubetriebs. „Mittlerweile haben wir 35 Prozent Anteil an nicht deutschen Mitarbeitern.“ Im Familienbetrieb arbeiten demnach Menschen aus Ländern wie Polen, Bosnien, Serbien, Pakistan, Marokko und Kolumbien. „Das ist sehr schön“, findet Römmelt-Fella, „weil die Welt muss ja zusammenarbeiten.“

Auch ihr Mann und Geschäftspartner Günter Fella weiß seine Mitarbeiter zu schätzen. Junge Menschen mit Fluchterfahrung seien sogar eine Bereicherung für seinen Betrieb. „Jemand, der so eine Flucht hinter sich hat, der kommt in dem Alter in einer ganz anderen Reife zu dir, als wenn einer nur Computer spielt“, weiß Fella. Seine Frau pflichtet ihm bei: „Momentan möchten alle, dass alles so bleibt, wie es ist. Und das kann nicht stattfinden. Wir müssen uns verändern.“