ZDF-Pannentag: Jochen Breyer jammert über das "verflixte Luder Olympia"
Seit dem ersten deutschen Gold für Lukas Märtens wartet das ZDF darauf, das nächste olympische Edelmetall live kommentieren zu können. An Tag sieben der Spiele von Paris ging wieder mal eine Menge schief. Vor allem beim ZDF.
Blöd, blöd, blöd. Seit Tagen dürfen immer nur die ARD-Kollegen live siegestrunken ausrasten, sozusagen inbrünstig "sostmeiern", wenn Team Deutschland Medaillen gewinnt. Und auch an Tag sieben wurde es nix mit Gold, Silber oder Bronze (Stand: 19.47 Uhr). Alexander Zverev (Tennis) raus, Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner nur Fünfte statt Bronze, Geher Christopher Linke nur 19. In den Finals klappte nix. "Das ist das verflixte Luder Olympia", brachte es Jochen Breyer jammernd auf den Punkt, "da hat man monate-, jahrelang alles gegeben für einen Moment, ein Rennen - und dann geht's schief." Aber geteiltes Leid ist halbes Leid: Das ZDF passte sich der unglücklichen Athletenform an.
Es war ein Tag der Missgeschicke. Es begann früh, als sich Ruder-Hoffnung Alexandra Föster (22) um den Finaleinzug mühte. Sie und ZDF-Kommentator Norbert Galeske gaben wirklich alles - umsonst. Egal, wie Föster hinterher paddelte, Galeske war noch bis 500 Meter vor dem Ziel bester Dinge: "Das muss uns alles noch nicht beunruhigen." Schließlich laute Fösters Motto ja "Man soll immer im Leben an das Beste glauben". Das half aber nicht. Im Endspurt verlor Föster die Kraft und Galeske den Überblick. "Sie ist völlig überdreht, der Körper spielt nicht mit", kommentierte er mitleidend Bilder, die Föster zusammengesunken im Boot zeigten. Galeske folgerte: "Sie kommt nicht mal ins Ziel." Die Grafik belehrte ihn eines Besseren: Föster war Vierte geworden.
Der Fauxpas war nicht der einzige für das ZDF an einem regelrechten Seuchentag. Und dann wollte KMH auch noch Jochen Breyer aus dem Studio schmeißen!
Tag der ZDF-Pannen: Aussetzer bei Rudern und Tennis
Die Ruder-Pointe: Bei Olympia ist an jeder Ecke was los. Deshalb kann man live nicht überall sein. Deshalb wurde der Ruderlauf von Föster leicht zeitversetzt gesendet und von Galeske ebenso kommentiert. Nach dem Zieleinlauf mischten sich aber Live-Bilder von der erschöpften Föster in die Aufzeichnung, die Galeske den Durchblick verlieren und plötzlich Fake News verbreiten ließen. Vierte statt Kapitulation - kann ja mal passieren.
Gab es beim Rudern ein paar Bilder zur falschen Zeit zu viel, fehlten sie dem ZDF beim Tennis. Da verzweifelten Kommentator Aris Donzelli und Expertin Andrea Petkovic, weil es auf - ihrem - Bildschirm minutenlang immer wieder zu Aussetzern und Standbildern kam. Nach Barmen ("Bei uns ist Standbild, das friert immer wieder ein") und Flehen und Hadern ("Das gibt es doch gar nicht") kapitulierte Donzelli: "Wir müssen jetzt zurück ins Studio geben. So kann man kein Tennis kommentieren."
Weil es mit der Schalte ins Studio aber auch nicht klappte, kamen die Zuschauer - mit ungetrübt schön laufendem Bild - in den puren Genuss einiger Schlagwechsel von Zverev und dem Italiener Lorenzo Musetti. Auch mal schön, so ohne Dazwischengequatsche. Leider wurde dann doch ins Studio gezappt, wo plötzlich Katrin Müller-Hohenstein neben Jochen Breyer "gerade noch rechtzeitig ins Bild gesprungen" war. Per Flop oder Fosbury? Leichtathletik beginnt doch erst morgen!
"Wollen dich hier nicht haben": KMH schickt Jochen Breyer nach Hause
Jochen Breyer hatte einen Geistesblitz: "Aris und Andrea könnten ja ihr Handy nehmen und den Live-Stream gucken und den kommentieren." Aber KMH war nicht zum Scherzen aufgelegt: "Du kannst nach Hause gehen, mit solchen Ideen wollen wir dich nicht im Studio haben."
Breyer war am Ende seiner Schicht ziemlich wach. Das hätte er besser ein paar Stunden vorher sein sollen, als ihm der enttäuschte Geher Christopher Linke gegenüber saß. Der hatte außer den üblichen Standards der Enttäuschten ("Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe alles gegeben") durchaus Interessantes zu sagen, nämlich Sportlerlebenswichtiges. "Man wird nach dem erreichten Platz abgerechnet, man braucht eine Top-8-Platzierung, um in Deutschland die optimale Förderung fürs nächste Jahr zu kriegen." Das ist für Linke jetzt ein echtes Problem: "Ich muss einen Schritt zurück machen und trotzdem mit weniger Förderung die gleiche Leistung bringen."
Ah, endlich Tiefgang, endlich mal Tacheles, endlich mal ein Blick hinter das Friede-Freude-Eierkuchen-Jubel-Feeling der Dabei-sein-ist-alles-Festpiele. Da fasste Breyer angesichts solch tollen Studiogast-Materials doch sicher knallhart nach, oder? Nein, tat er nicht. "Ach so, hm, ja. Verstehe", war alles, was er einsilbig stammelte.
Jochen Breyer: Interview-Ausrutscher mit Andrea Petkovic
Vielleicht wollte er möglichst wenig sagen, bevor er was Falsches sagte. So wie am Morgen, als er mit Andrea Petkovic über das Karriereende von Angelique Kerber sprach und sich prompt verhaspelte. Die große Kerber-Bewundererin Petkovic gestand, dass sie selbst nach der Niederlage gelitten hatte und, nach kurzer, schlafloser Nacht, "ziemlich viel Make-up drauf". Kerber sei immer "ein Vorbild für mich" gewesen, schade sei nur, dass Kerber "150 Mal gegen mich gewonnen" habe.
Da wollte der nette Breyer richtig nett sein und meinte: "Das sagt nur etwas über Angelique aus, nicht über dich." Welchen Blödsinn er da verzapfte, muss ihm selbst aufgefallen sein. Kurz darauf setzte er mit Bezug auf die harte Nacht und die Schminke jedenfalls flötend nach: "Und man sieht dir gar nix an, du siehst fantastisch aus." Petkovic wäre fast auf der Schleimspur ausgerutscht, obwohl sie gar nicht im Studio war.
Alexander Zverev: Verbale Rückhand für Interviewerin Amelie Stiefvatter
Am späten Nachmittag dann hatte Breyer Feierabend - und Alexander Zverev auch. Matt, schlapp, wirkte er, das hatten schon die Experten Donzelli und Petkovic ("Ist's die Hitze, hat er was gegessen, das ihm nicht bekommen ist?") erkannt. Die Aufgabe, der gerade bitter gescheiterten großen deutschen Medaillenhoffnung (immerhin trat Zverev als Olympia-Titelverteidiger an), den Abend komplett zu vermiesen, übernahm dann Amelie Stiefvatter im ZDF-Interview.
"Ich kenne Sie als Kämpfer, aber man hat gesehen, dass Sie es nicht geschafft haben, ihr Kämpferherz auf den Platz zu bringen. Warum?" Ganz spontan fiel einem da Toni Kroos und die Zeitspanne von "90 Minuten für ne ordentliche Frage" ein, dabei hatte Zverevs Leiden und leidenschaftlicher Kampf sogar über zwei Stunden gedauert. Oder das Mertesacker Eistonnen-Interview von 2014 ("Was wollt ihr eigentlich?"). Zverev entschied sich für die goldene Mitte: "Tja", seufzte er bitter, "das ist einfach zu sagen, wenn man hinterm Mikrofon steht." Seine größte Leistung war, dass er das Interview durchzog. Profi eben.
An Tag sieben galt aber für das ZDF: Da war nicht das beste Interviewer-Material am Start. Kein Wunder, dass keiner gewinnen will, wenn das ZDF überträgt. Aber es kann, um mit Alexandra Fösters Lebensmotto zu sprechen, schon wieder besser werden. Kann ...