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ZDF verteidigt Markus Lanz gegen Zuschauer-Kritik: "Die gute Schule ein Stück weit vergessen"

Darf ein Talkmaster seinen Gästen ins Wort fallen? Auf der Facebook-Seite des ZDF wird diese Frage gerade heiß diskutiert. Ausschlaggebend war ein Zuschauerkommentar zu "Markus Lanz".

Markus Lanz fährt mit seiner Talkshow seit Pandemie-Beginn Top-Quoten ein. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)
Markus Lanz fährt mit seiner Talkshow seit Pandemie-Beginn Top-Quoten ein. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Ein reger Schlagabtausch zwischen den eingeladenen Gästen ist in Talkshows keine Seltenheit. Die Tatsache, dass aber ausgerechnet der Moderator und Talkmaster seinen Gästen häufiger ins Wort fällt, wird derzeit auf der Facebookseite des ZDF diskutiert. Am Montagmorgen beantwortete der Sender dort den Kommentar des Zuschauers Florian S. Dieser hatte mit Blick auf den Talkmaster Markus Lanz moniert: "Lanz kann nicht ausreden lassen!"

Manchmal müsse man die gute Schule ein Stück weit vergessen

"Wir alle haben gelernt, im Gespräch das Gegenüber ausreden zu lassen", antwortete das ZDF. Im Alltag sei das "ein ganz normales Gebot der Höflichkeit". Im Interview aber müsste man "die gute Schule manchmal ein Stück weit vergessen - im Dienst des Publikums": Die Aufgabe eines Journalisten sei es schließlich, kritische Nachfragen zu stellen, damit sich die Zuschauer durch "verschiedene relevante Aspekte" ein "Gesamtbild der Lage" machen könnten. Um dies zu erreichen, sei es für den Moderator manchmal nötig, "Interviewpartnern ins Wort zu fallen": "Etwa, wenn sie mit ihren Antworten den Fragen ausweichen."

Markus Lanz ist bekannt dafür, seinen Talkshow-Gästen auch mal ins Wort zu fallen.  (Bild: ZDF)
Markus Lanz ist bekannt dafür, seinen Talkshow-Gästen auch mal ins Wort zu fallen. (Bild: ZDF)

"Er unterbricht ja auch nicht jeden"

Der Sender fuhr fort: "Würden die Moderatoren die Antworten ihres Gegenübers nur abnicken, kämen viele Gegenargumente im Interview gar nicht zur Sprache." Außerdem müsste der Moderator darauf achten, dass die Sendezeit nicht überzogen werde, aber trotzdem alle Themen möglichst vielseitig beleuchtet würden.

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Auf Facebook findet diese Ansicht nicht nur Anerkennung: Eine Userin etwa bemerkte, Lanz könne sich "durchaus Zeit lassen, kritische Nachfragen erst am Ende eines Satzes des Gegenübers zu stellen". Ein ständiges Unterbrechen sei erstens unhöflich und erweckt zweitens den Eindruck, dass es dem Moderator weniger um kritische Nachfragen als um Selbstdarstellung gehe. Andere hingegen sehen die Verantwortung eher bei den Gästen: "Markus Lanz müsste dies weniger tun, wenn seine Gäste konkrete Antworten geben würden. Er unterbricht ja auch nicht jeden", schrieb eine weitere Userin.

Die Debatte um die Gesprächsführung Markus Lanz' sendet aus Sicht des ZDF auch ein positives Signal: Das Interesse an der Sendung liegt in diesen Tagen auf Rekordniveau. Der dreimal spätabendlich ausgstrahlte Talk beschert dem Mainzer Sender seit Beginn der Pandemie beständig Top-Quoten, es werden regelmäßig Marktanteile zwischen 10 und 20 Prozent verbucht. Eine Spitzenreichweite in absoluten Zahlen erreichte am 6. April die Ausgabe mit dem zugeschalteten Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. An diesem Abend schalteten fast drei Millionen Menschen ein.

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