600.000 Gläubige strömen zu Papstmesse in Osttimor
Bei seinem Besuch in Osttimor hat Papst Franziskus mit hunderttausenden Gläubigen einen Gottesdienst gefeiert. Rund 600.000 Menschen strömten am Dienstag zu der Messe in der Hauptstadt Dili, wie der Vatikan unter Berufung auf Behördenangaben mitteilte. Damit war fast jeder zweite Einwohner des südostasiatischen Inselstaats auf den Beinen, um den Papst zu sehen.
Der Besuch in dem mehrheitlich katholischen Land ist nach Indonesien und Papua Neuguinea die dritte Etappe der zwölftägigen Asienreise des Pontifex. Viele Gläubige in Osttimor hatten sich schon am frühen Morgen auf den Weg gemacht, um sich die besten Plätze bei der Messe zu sichern. Die Feuerwehr besprühte die wartenden Menschen angesichts der großen Hitze mit Wasser und viele schützten sich mit weiß-gelben Schirmen in den Farben des Vatikans vor der Sonne.
José Da Costa Guterres machte sich trotz einer Beinverletzung, die er bei einem Unfall erlitten hatte, auf den Weg zur Papstmesse. Von dem eineinhalbstündigen Fußmarsch zum Ort der Messe ließ es sich nicht abschrecken. "Ich bin heute sehr glücklich, denn ich spüre ein Gefühl, das ich noch nie zuvor gespürt habe", sagte der 49-Jährige. "Heute habe ich das Gefühl, dass Christus in meinem Herzen ist."
Franziskus würdigte während der Messe die Geburtenrate in Osttimor. "Wie wunderbar, dass es hier in Osttimor so viele Kinder gibt", sagte er. "Wir können sehen, dass es in jedem Winkel eures Landes von Leben wimmelt."
Nach dem Ende des Gottesdienstes mahnte er die Gläubigen, "auf die Krokodile zu achten, die eure Kultur, eure Geschichte verändern wollen" und "die viel beißen". Offenbar war dies als Kritik an Ländern gedacht, die anderen Nationen ihre Werte aufzwingen wollen. Zum Abschluss ließ sich Franziskus mit seinem Papamobil durch die Menge fahren.
Am Dienstagmorgen hatte der Papst in einer Ansprache vor Gläubigen in einer Kathedrale in Dili dazu aufgerufen, den "Duft des Evangeliums" gegen Alkoholismus, Gewalt und mangelnden Respekt vor Frauen zu verbreiten.
Zum Auftakt seines Besuchs in Osttimor hatte der 87-Jährige am Montag in einer Rede vor Regierungsvertretern und Diplomaten in Dili dazu aufgerufen, Kindesmissbrauch entschieden entgegenzutreten. Die katholische Kirche in Osttimor war in den vergangenen Jahren von mehreren Missbrauchsskandalen erschüttert worden. "Wir sind alle aufgerufen, alles zu tun, um jede Art von Missbrauch zu verhindern", sagte der Papst.
Franziskus ist der erste Papst, der seit der Unabhängigkeit Osttimors von Indonesien im Jahr 2002 das Land besucht. 98 Prozent der 1,3 Millionen Bewohner der ehemaligen portugiesischen Kolonie sind Katholiken. Osttimor zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Für den Papst-Besuch hat die Regierung umgerechnet mehr als zehn Millionen Euro ausgegeben. Allein der Altar für die Messe mit Franziskus kostete rund eine Million Euro.
Die hohen Ausgaben sowie Polizeieinsätze zur Umsiedlung von Straßenhändlern in Dili im Vorfeld des Papst-Besuches sorgten für Kritik. Auf Videos war zu sehen, wie Polizisten Verkaufsstände zertrümmerten.
Franziskus hatte seinen zwölftägigen Besuch in Asien und der Pazifikregion vor einer Woche in Indonesien begonnen. Anschließend reiste er nach Papua-Neuguinea weiter. Nach Osttimor steht schließlich noch Singapur auf dem Reiseprogramm des seit längerem gesundheitlich angeschlagenen Papstes.
Während seiner bisher längsten Auslandsreise wird das Oberhaupt der katholischen Kirche insgesamt rund 32.000 Kilometer zurücklegen und 43 Stunden im Flugzeug verbringen. Die Reise war ursprünglich für 2020 geplant, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben und findet nun drei Monate vor Franziskus' 88. Geburtstag statt.
bfi/ma