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In Zeiten von Corona schlägt die Stunde von ARD und ZDF

Unruhige Zeiten erweisen sich als sichere Quotenbank für ARD und ZDF. "In der Corona-Krise wenden sich Menschen den Medienmarken zu, denen sie vertrauen", schlussfolgert aber auch zufrieden die Chefredakteurin der privaten Konkurrenz.

Sie ist aktuell ganz leise geworden, die Debatte um die vermeintliche Verzichtbarkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in seiner jetzigen Form. Das mag damit zu tun haben, dass neben der Corona-Krise allgemein wenig Themen Raum finden im öffentlichen Diskurs. Es mag aber auch daran liegen, dass die angespannte Pandemie-Lage den Angeboten von ARD und ZDF zu einem Relevanzschub verholfen hat, wie ihn die gebührenfinanzierten Anstalten lange nicht zu verzeichnen hatten.

Deutlich sichtbar wird das an einer Analyse der TV-Marktanteile, die nun für den Monat März veröffentlicht wurden. Das ZDF (14.1 Prozent) und Das Erste (11,9 Prozent) führen die Rangliste mit deutlichem Vorsprung vor dem privaten Mitbewerber RTL (8.5 Prozent) an. Zu SAT.1 (5,6), VOX (4,9) und ProSieben (4,1) klafft nochmals eine erhebliche Lücke.

Die Top-Quotenhits der Öffentlich-Rechtlichen waren von den "Tatort"-Krimis abgesehen ausschließlich Informationssendungen. Die altgediente "Tagesschau" ist für viele Menschen in unsicheren Zeiten die Nachrichtenquelle Nummer eins im Fernsehen. Bei fünf der zehn reichweitenstärksten TV-Sendungen im März handelt es sich um die ARD-Hauptnachrichten. In der Spitze schalteten 12,24 Millionen Menschen zu - bei einer "Tagesschau"-20-Uhr-Ausgabe vom 22. März. Auch die bei ARD und ZDF gezeigte "Ansprache der Bundeskanzlerin" zur Corona-Krise sowie verschiedene "ARD extras" zur "Corona-Lage" fanden ein hohes einstelliges Millionenpublikum. Die Abrufzahlen in den Mediatheken noch gar nicht eingerechnet.

Auch die Jungen entdecken ARD und ZDF wieder

Bei den jüngeren Zuschauern, die traditionell stärker den Privatsendern zugeneigt sind, waren Das Erste und das ZDF im März so hoch im Kurs wie seit der Fußball-WM 2018 nicht mehr. In der als "werberelevant" auserkorenen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sprangen nach satten Zugewinnen im Vergleich zum Vormonat 7,5 Prozent (ARD) respektive 6,5 Prozent (ZDF) Marktanteil heraus. Auch in diesem Zuschauersegment liegen "Tagesschau", "ARD extra" und die "Ansprache der Bundeskanzlerin" im März-Ranking ganz vorne. Erst auf Platz 6 folgt mit "The Masked Singer" (ProSieben) das erste Unterhaltungsprogramm eines Privatsenders.

Bemerkenswert, dass zugleich RTL in einer Pressemitteilung jubelt über ein "neues Allzeithoch" bei der "journalistischen Gesamtreichweite". Die Mediengruppe rechnet vor, im März "täglich fast 30 Millionen Zuschauer" mit ihren Informationsangeboten erreicht zu haben. Darin einkalkuliert sind "8,40 Millionen Unique User", die "die digitalen Plattformen von Angeboten wie ntv und RTL.de" täglich aufgerufen hätten. Der Nachrichtensender ntv erzielte allerdings auch in der linearen Verbreitung einen neuen Allzeitrekord von 1,6 Prozent Marktanteil.

"In der Corona-Krise wenden sich Menschen den Medienmarken zu, denen sie vertrauen", schlussfolgert RTL-Chefredakteurin und ntv-Geschäftsführerin Tanit Koch aus den beachtlichen Zahlen. Das ist fraglos die eine Lehre aus der veränderten Mediennutzung in Zeiten der Pandemie. Eine andere macht der TV-Streaming-Anbieter Zattoo in seiner Monatsanalyse öffentlich: "Derzeit wird insgesamt viel mehr ferngesehen. Die Anzahl der monatlich über Zattoo gestreamten Stunden lag im März um 13 Prozent höher als im Vergleichsmonat Januar." Das kann angesichts gesteigerter Verunsicherung und eingeschränkter Bewegungsfreiheit kaum überraschen. Ebensowenig wie die Tatsache, dass sämtliche Sport-Spartensender im März bitter bluten mussten.