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Haftbefehl gegen mutmaßlichen antisemitischen Schläger

An dieser Straßenecke waren zwei Kippa tragende Männer attackiert worden. Foto: Paul Zinken
An dieser Straßenecke waren zwei Kippa tragende Männer attackiert worden. Foto: Paul Zinken

Der kurze Film zeigt, wie der Täter auf den jungen Israeli losgeht und ihn mit einem Gürtel schlägt und «Jude, Jude» schreit. Die Empörung ist groß. Sogar die Kanzlerin äußert sich. Gegen den mutmaßlichen Täter wird Haftbefehl erlassen.

Berlin (dpa) - Nach dem antisemitischen Angriff auf einen jungen Israeli und seinen Begleiter in Berlin ist gegen den mutmaßlichen Täter Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung erlassen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Der 19-Jährige befindet sich laut Polizei in Untersuchungshaft. «Er hat sich zur Sache nicht eingelassen.» Der Beschuldigte hatte sich zuvor der Polizei gestellt. Der mutmaßliche Täter ist ein Flüchtling aus Syrien, der seit 2015 in Deutschland ist.

Außenminister Heiko Maas verurteilte die jüngsten antisemitischen Vorfälle in Deutschland als «beschämend». «Das zeigt, wir müssen auch heute noch gegen jede Form von Antisemitismus sehr klar Stellung beziehen», sagte er in Berlin bei einer Festveranstaltung zum 70. Gründungsjubiläum Israels. «Unsere Verantwortung, uns schützend vor jüdisches Leben zu stellen, die endet nie.»

Für Antisemitismus gebe es keine «Bagatellgrenzen», betonte der SPD-Politiker. «Solange jüdische Schulen und die Synagogen in Deutschland von der Polizei geschützt werden müssen, solange junge Männer auf offener Straße verprügelt werden, nur weil sie eine Kippa tragen, und solange Preise für judenfeindliche Provokationen verliehen werden, ist das beschämend.»

Der 21-jährige Israeli und sein Freund waren am Dienstagabend im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg unterwegs, dabei trugen sie Kippas - die traditionellen jüdischen Kopfbedeckungen. Auf der Straße wurden sie von drei arabisch sprechenden Männern antisemitisch beschimpft. Einer der Männer schlug mit einem Gürtel auf den 21-Jährigen ein und versuchte, ihn mit einer Flasche zu schlagen. Schließlich flohen der Angreifer und seine Begleiter.

Der Angriff hatte empörte Reaktionen von Politikern und Vertretern anderer Institutionen ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem «schrecklichen Vorfall» und betonte: «Der Kampf gegen antisemitische Ausschreitungen muss gewonnen werden.»

Die Kriminalpolizei hatte den mutmaßlichen Angreifer bereits identifiziert, bevor er sich stellte. Zeugen hatten sich bei der Polizei gemeldet und Hinweise zu dem Mann gegeben. Auf dem Video, das der angegriffene Israeli gefilmt und ins Internet gestellt hatte, war das Gesicht des Täters gut zu erkennen. Wo der Beschuldigte lebt, teilte die Polizei bislang nicht mit. Auch zu möglichen Vorstrafen und seinen beiden Begleitern gab es keine Informationen.

Das 21-jährige Opfer ist nach eigener Aussage kein Jude. Der Mann sagte aber in der Fernsehsendung «Stern TV»: «Ich bin unter Juden aufgewachsen, meine ganzen Freunde in Israel sind Juden, ich habe auch Juden unter meinen Verwandten. Es hat etwas mit mir zu tun, und es ist sehr wichtig für mich.» Die Kippa habe er erst vor ein paar Tagen in Israel von einem Freund geschenkt bekommen, erzählte er an anderer Stelle. Trotz Warnungen habe er in Berlin die Erfahrung machen wollen, eine Kippa zu tragen.

Mike Samuel Delberg, Repräsentant der Jüdischen Gemeinde, sagte, an dem Angriff ändere sich nichts durch die Tatsache, dass das Opfer kein Jude sei. «Die Tat richtete sich gegen jüdische Symbole und gegen Juden.»

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, forderte eine realistische Abbildung von muslimischem Antisemitismus in der Kriminalstatistik. Danach würden 90 Prozent dieser Taten von Rechtsradikalen begangen, sagte Klein der Tageszeitung «Die Welt». «Von Juden in Deutschland höre ich aber etwas anderes. Vor allem der muslimische Antisemitismus ist stärker, als es in der Statistik zum Ausdruck kommt.» Klein betonte: «Es stimmt: Judenhass hat auch ein hässliches islamistisches Gesicht und kann auch einen muslimischen Hintergrund haben. Antisemitismus ist in vielen islamischen Ländern verbreitet. Der wird oft nach Deutschland mitgebracht.»