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Zerstückelte Leiche eines Kochs in Köln: Angeklagter und Opfer waren zerstritten

Bisher gibt es keine Hinweise auf den Tatort – das Urteil folgt am Donnerstag.

Nach mehr als dreimonatiger Verhandlung im Indizienprozess um die zerstückelte Leiche eines chinesischen Kochs sind die Positionen so gegensätzlich wie zu Beginn. Entsprechend fielen die Plädoyers aus. Während die Anklagebehörde vom Nachweis des Totschlags überzeugt ist und den angeklagten Koch Jitao W. wegen Totschlags für neun Jahre und sechs Monate Jahre hinter Gitter sehen will, hat Verteidiger Botor für seinen Mandanten einen Freispruch gefordert. Der Anwalt warf den Ermittlungsbehörden vor, zu wenig Hinweisen in der Aufklärung des Falles nachgegangen zu sein: „Reine Spekulation lösen den Fall nicht.“ So habe das Opfer in einem Jahr mehr als das Doppelte seines Netto-Jahreseinkommens seinen Eltern in die Heimat geschickt. Woher das Geld stamme – möglicherweise aus Drogengeschäften – sei offen geblieben. Zusätzlich zum Freispruch forderte der Anwalt eine Haftentschädigung für die elfmonatige Untersuchungshaft. Tatverdacht „erhärtet“ Für den Ankläger hat sich der Tatverdacht gegen Jitao W. nach der Beweisaufnahme „erhärtet, denn der Angeklagte hatte ein Motiv“. Für den Staatsanwalt steht fest: „Er hat sein Opfer auf nicht zu ermittelnde Art getötet und möglicherweise mit Hilfe eines unbekannt gebliebenen Dritten die Leiche zerteilt“. Die sorgfältig verpackten Leichenteile waren 2016 und 2017 in Plastiksäcken in Köln aufgetaucht, spielende Kinder hatten die Säcke am Rheinufer und in einem Waldstück gefunden. Die Rekonstruktion des Schädels und eine aufwendige molekularbiologische Untersuchung hatte in dem spektakulären Kriminalfall nach mehr als einem Jahr zur Identität des Toten geführt, der von seinem Landsmann nach einem Streit getötet worden sein soll. Beide kochten in einem hiesigen Chinarestaurant. Vor dem Lokal hatten Passanten die gewalttätige Auseinandersetzung der zwei Männer im Juli 2016 noch mitbekommen. Nach dem Streit hatte das Opfer gegen Mitternacht noch telefoniert und war danach spurlos verschwunden. Vier Tage später wurden erste Teile seiner Leiche gefunden. Auseinandersetzung als eigentliches Tatmotiv? Die gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Täter und Opfer ist für den Ankläger das eigentliche Tatmotiv. Als chinesischer Koch habe W. „durchaus Erfahrung mit Messern und dem Zerlegen von Fleisch“ gehabt. Rechtsmediziner hatten nach Begutachtung der Leichenteile von einer „zügigen und fachmännischen Vorgehensweise“ gesprochen. Jitao W. habe nach dem Streit sowohl „die Zeit gehabt, die Tat zu begehen als auch Spuren zu verwischen und die Leiche zu beseitigen“, führte der Ankläger aus. Zugleich räumte er ein: „Theoretisch denkbar, aber höchst unwahrscheinlich wäre ein Szenario mit einem unbekannt gebliebenen dritten Täter.“ Kein Hinweis auf den Tatort Jitao W., der 2018 an seiner neuen Arbeitsstelle in Rosenheim festgenommen wurde, hatte die Tat stets bestritten, im Prozess auf Anweisung seines Verteidigers geschwiegen, allerdings keinen Hehl daraus gemacht, dass er mit dem späteren Opfer auf Kriegsfuß stand. Dass der Umgang mit dem Opfer kein einfacher war, hatten mehrere Zeugen im Prozess ausgesagt. Einen Hinweis auf den Tatort oder auf die Todesursache hatte der Prozess nicht erbracht. Ein säuberlich abgeschnittener Fingernagel, der an einem Handtuch in den Plastiksäcken haftete und die DNA des Angeklagten nachwies, war das wesentliche Beweismittel für die Anklage. „Angeklagter, Opfer und Dritte“ hielten sich zeitweise in der Personalwohnung mit nur einem Badezimmer auf, teilten sich möglicherweise das Handtuch, hielt der Verteidiger dagegen. In dem Prozess hatte die Mutter des Opfers die weiteste Anreise: Sie war aus China gekommen und bestätigte im Zeugenstand, dass ihr Sohn Befürchtungen um sein Leben hatte, aber am Telefon nicht nur den Angeklagten, sondern auch einen Kollegen aus dem Restaurant als möglichen Kontrahenten genannt habe. Das Urteil soll am kommenden Donnerstag verkündet werden....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta