„Dieses Zeug wirkt, Mann“ - Corona-„Wundermittel“ gegen Krebs? Mel Gibsons Aussagen sind brandgefährlich
In einem Podcast hat US-Schauspieler Mel Gibson das Wurmmedikament Ivermectin als Heilmittel für Krebs angepriesen. Demnach hätten sich drei krebskranke Freunde des Regisseurs selber damit behandelt – und geheilt. Doch das Medikament birgt Gefahren.
Krebskranke Menschen haben nur einen Wunsch: wieder gesund zu werden. Viele klammern sich an jede noch so kleine Hoffnung auf Heilung . Diese wird teils von erfolgversprechenden Studienergebnissen geschürt, teils von verheißungsvollen, aber irreführenden Aussagen. So wie jenen von US-Schauspieler Mel Gibson.
Im Gespräch mit Komiker Joe Rogan für den Podcast „The Joe Rogan Experience“ berichtet er von drei Freunden, die allesamt Krebs im vierten Stadium gehabt, diesen jedoch besiegt hätten – angeblich mit Hilfe des Medikaments Ivermectin, das bei Mensch und Tier gegen Parasitenbefall eingesetzt wird.
Außerdem hätten sie „Hydrochlorid oder so etwas getrunken“, sagt Gibson und meint damit vermutlich Chlordioxid, das ebenfalls als bekanntes Pseudo-Medikament gegen Krebs gilt. „Dieses Zeug wirkt, Mann“, ist der Regisseur überzeugt.
Experten warnen vor Mel Gibsons Ivermectin-Empfehlung
Doch Experten warnen vor einer Selbstbehandlung mit diesen Mitteln.
So schreibt die Canadian Cancer Society auf X: „Während Joe Rogans Podcast am 9. Januar hat Mel Gibson Medikamente beworben, die keine wissenschaftlich erwiesenen Krebsmedikamente sind. Falschinformationen über Krebsbehandlungen sind gefährlich, grausam, unverantwortlich und geben Krebskranken sowie ihren Angehörigen falsche Hoffnung.“
Auf der ganzen Welt würden Wissenschaftler ihr Leben der Erforschung der besten Krebsbehandlungen widmen. „Operation, Bestrahlung und anerkannte Krebsmedikamente wie Chemotherapie sind sicher und sie verhindern nachweislich das Wachstum und die Verbreitung von Krebszellen“, heißt es in dem Statement.
Ivermection als Medikament gegen Krebs – was ist dran?
Die Wirkung von Ivermectin als mögliches Krebsmedikament wird in der Forschung schon seit Jahren diskutiert. Manche Studien zeigten, dass das Entwurmungsmittel, welches häufiger bei Tieren wie Pferden, Rindern und Schafen zum Einsatz kommt, möglicherweise das Wachstum von Krebszellen hemmen kann.
Allerdings handelte es sich bei den Untersuchungen vorrangig um Laborversuche. Keine der Studien testete Ivermectin direkt am Menschen. Daher betonen die an den Studien beteiligten Wissenschaftler, dass weitere umfassende Forschung mit menschlichen Probanden und klinischen Studien nötig sei.
Nur so könne man herausfinden, ob sich aus den vorklinischen Beobachtungen letztlich Vorteile für die Behandlung von Krebs ergeben. Auch die Wissenschaftler warnen vor Experimenten.
„Es ist wichtig hervorzuheben, dass von der Selbst-Medikation oder dem Gebrauch von Ivermectin außerhalb der von der Arzneimittelzulassungsbehörde zugelassenen Indikation dringend abgeraten wird“, schlussfolgern zum Beispiel die Forscher der Nova Southeastern University in Clearwater (USA) in einer Studie aus dem Jahre 2024 . Hohe Dosierungen können schließlich giftig für den Körper sein und schwere Nebenwirkungen wie Krampfanfälle, Herz- und Lungenprobleme verursachen.
„Es ist unerlässlich, eine Gesundheitsfachkraft für eine angemessene Diagnose und Behandlung zu konsultieren", mahnen die Forscher daher.
Wurmmittel taugte doch nicht als Corona-Medikament
Doch nicht nur als mögliches Krebs-, sondern auch als Corona-Wirkstoff stand Ivermectin hoch im Kurs – zumindest zu Beginn der Pandemie. Damals hatten Labortests mit dem Wurmmittel ergeben, dass es eventuell die Vermehrung von Sars-CoV-2 verhindert. Einige Menschen therapierten sich angesichts dieser Erkenntnisse selbst mit dem Medikament, um sich vor Covid-19 zu schützen – teilweise mit tödlichen Folgen.
Schließlich ergab jedoch eine große Übersichtsarbeit, die 14 Studien zu dem Thema berücksichtigte, dass Ivermectin weder vor einer Corona-Infektion schützt noch den Gesundheitszustand von Infizierten verbessert.