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Zu Ehren seiner Mutter trug ein Teenager in Florida eine Gedenkhalskette auf einem Messebesuch. Als die Polizei sie sah, wurde er rausgeworfen.

Foto: Firstcoastnews.com
Foto: Firstcoastnews.com

Am 3. November wurde ein Teenager von der Polizei aufgefordert, die Jacksonville Messe in Florida zu verlassen, nachdem er sich geweigert hatte, seine Gedenkkette – eine Hommage an seine verstorbene Mutter – unter sein T-Shirt zu stecken, um sie zu verbergen. Nach Angaben von Vertretern beider Seiten geleiteten vier Beamte ihn und einen weiteren Jugendlichen vom Gelände, ohne den Eintrittspreis zu erstatten.

Der Vorfall hat in der Gemeinde für große Spannungen gesorgt. Amy Donofrio, eine Mentorin des Teenagers, nannte dies einen Fall von rassistischer Profilerstellung. Eine Sprecherin der Jacksonville Messe, Gayle Hart, nannte es eine „heikle“ Situation, die leider „viel Kummer verursacht“ hat.

Gedenkschmuck und -kleidung sind auf Anraten des Jacksonville Sheriff Office (JSO) auf der Messe verboten, sagt Hart gegenüber Yahoo Lifestyle, „weil es mit schlechtem Benehmen assoziiert wird.“ Sie sagt, das JSO sei auch das Team, das diese Regel durchsetze. „Der Leutnant, mit dem ich gesprochen habe, sagte, es sei dasselbe, wie man beim Besuch einer Bank keine Sonnenbrille oder einen Hut tragen darf.“ Donofrio ging jedoch einen Schritt weiter und sagte: ”Ich habe letzte Woche den Leiter der Banden-Einheit [der JSOs] angerufen und seine Aussage war, dass diese Gedenkkleidung meistens mit Banden zusammenhängt.“

Obwohl die Identität des Teenagers nicht enthüllt wird, bestätigte Donofrio, dass er definitiv nicht mit Bandenaktivitäten verbunden ist. Sie sagt, er sei Mitglied der Evac-Bewegung, einer Gemeinschaft, die Donofrio gegründet hat, um gefährdete Jugendliche (sie nennt sie „Hoffnungsträger“) mit der Absicht zusammenzubringen, „schmerzhafte persönliche Tragödien in positive Veränderungen umzuwandeln“. So entwickeln die Jugendlichen Fähigkeiten als Jugendleiter – eine Gruppe traf sich während dessen Amtszeit sogar mit Präsident Barack Obama. Sie nehmen auch oft an Diskussionsrunden mit der Polizei teil. Der fragliche Teenager, sagte sie zu Yahoo Lifestyle, „hat eine gute Beziehung zu dem Chef der Banden-Einheit“ bei der JSO.

Präsident Obama trifft am 3. November 2016 mit Jugendlichen aus dem Evac Movement in Jacksonville, Florida, zusammen. (Foto: Pete Souza / Weißes Haus)
Präsident Obama trifft am 3. November 2016 mit Jugendlichen aus dem Evac Movement in Jacksonville, Florida, zusammen. (Foto: Pete Souza / Weißes Haus)

Donofrio, die in der Nacht des Vorfalls nicht anwesend war, erzählte, wie die Teenager ihr die Vorfälle dieser Nacht beschrieben hatten. „Zwei der Evac-Jungs gingen zur Messe und zahlten jeweils eine Eintrittsgebühr von 25 US-Dollar“, sagt sie. „Dort bestehen sehr hohe Sicherheitsmaßnahmen. Die Sicherheitskräfte fassten seine Halskette, als er durch einen Metalldetektor ging.“ Die Jungs liefen danach eine halbe Stunde lang herum, bevor vier Offiziere begannen, auf sie aufmerksam zu werden.

Einer der Beamten näherte sich den Jungen und bat einen von ihnen, seine Hose hochzuziehen, sagt sie. Dann wandte er sich an den fraglichen Teenager und befahl ihm, die Gedenkkette mit dem Foto seiner Mutter ins T-Shirt zu stecken. „Er sagte: ‚Sir, ich werde sie nicht verstecken. Es ist meine Mutter und ich habe ein gesetzliches Recht, sie zu tragen‘, sagt Donofrio. Sie behauptet, das Verbot von Gedenkstücken sei nicht Teil einer Kleiderordnung gewesen, von der sie oder die Jungen damals wussten, und dass die Richtlinie, die ihr später mitgeteilt wurde, besagt, dass beim Tragen von Gedenkschmuck der Eintritt verweigert wird.

In einer Erklärung an den Nachrichtenkanal First Coast News sagten Vertreter der Jacksonville Messe: „Die Messe ist ein privates Unternehmen und findet auf Privatgrund statt. Die Messeregeln sind auf dem Privatgrund angeschlagen. Eine private Firma kann beliebige Regeln für ihr Geschäft implementieren. Die Person wurde gebeten, die Kette unter ihr Hemd zu stecken. Die Person lehnte dies ab, was dazu führte, dass sie aufgefordert wurde, zu gehen. Wir unterstützen private Unternehmen, die Sicherheitsbestimmungen anfordern, mit Empfehlungen. Es liegt aber an ihnen, welche Regeln sie auf ihrem Grund durchsetzen wollen.“

Ein ursprüngliches Foto vom Eingang zur Jacksonville Fair zeigt keinen Hinweis zur Kleiderordnung. (Foto: Firstcoastnews.com)
Ein ursprüngliches Foto vom Eingang zur Jacksonville Fair zeigt keinen Hinweis zur Kleiderordnung. (Foto: Firstcoastnews.com)

Aber Donofrio hinterfragt den Sinn der Kleiderordnung, die nicht nur Gedenkkleidung, sondern auch Kapuzenpullis verbietet – Kleidung, die laut ihr bei schwarzen Jugendlichen beliebt ist. „Sie wird gezielt eingesetzt, um Afroamerikaner zu erfassen und fernzuhalten“, sagt sie. Sie wundert sich auch, warum ein Schild am Eingang der Jacksonville Messe mit der Aufschrift „Wenn Sie Gedenkkleidung oder Schmuck tragen, wird Ihnen der Eintritt verweigert” nicht da war, als einer der Evac-Jugendlichen ein Foto vom Eingang machte – es schien jedoch nachträglich aufzutauchen, als Donofrio anrief, um eine Erklärung einzufordern.

Stunden später erschien am Eingang ein Schild zur Kleiderordnung. Eine Sprecherin der Messe meinte jedoch, das Schild sei schon früher angebracht gewesen, aber für einige Stunden heruntergenommen worden, damit es Amy Donofrio, einer Vertreterin des Teenagers, bei ihrem Anruf vorgelesen werden könne. (Foto: Firstcoastnews.com)
Stunden später erschien am Eingang ein Schild zur Kleiderordnung. Eine Sprecherin der Messe meinte jedoch, das Schild sei schon früher angebracht gewesen, aber für einige Stunden heruntergenommen worden, damit es Amy Donofrio, einer Vertreterin des Teenagers, bei ihrem Anruf vorgelesen werden könne. (Foto: Firstcoastnews.com)

Aber Hart, die als Vizepräsidentin für Marketing und De-facto-Publizistin der Jacksonville Messe fungiert, hat eine Erklärung. „Ich war in dem Glauben, dass dieses Schild die ganze Zeit da war“, erzählt sie Yahoo Lifestyle. Als Donofrio anrief, bat diese laut Hart einen Mitarbeiter, ihr das Schild vorzulesen. „Also nahm er es ab und es lag dann ein oder zwei Stunden lang auf seinem Schreibtisch.“

Sie gibt zu, dass sie in einem früheren Interview mit einem Fernsehsender versehentlich bezeugt hatte, dass das Schild dort gewesen sei. „Ich habe bei der Fernsehübertragung etwas angegeben, das völlig falsch war und ich wurde als Lügnerin bezeichnet. Es war schrecklich. Ich hatte keine Ahnung, dass das Schild zu irgendeinem Zeitpunkt abgenommen war. Und das tut mir sehr leid“, sagt Hart.

Weil sie zum Zeitpunkt des Vorfalls auch nicht anwesend war, zögert Hart, über das Verhalten der Jugendlichen zu sprechen. Es wurde ihr aber zugetragen, dass es sich „um kein angenehmes Gespräch“ gehandelt hatte. Als man sie fragte, warum Donofrio nicht wegen des Tragens eines Gedenk-T-Shirts von der Messe ausgeschlossen wurde – welches sie am folgenden Wochenende versuchsweise zur Messe trug – wiederholte Hart, dass es die JSO sei, die die Kleiderordnung durchsetze. „Das T-Shirt ist Gegenstand polizeilicher Interpretation“, sagte sie.

😡🎡DISCRIMINATION AT THE FAIR🎡😡 #ShareWore my RIP hoodie to the fair to honor veterans, their service & what they fought…

Posted by Amy Donofrio on Sunday, November 11, 2018

Donofrio hofft, dass die Jacksonville Messe künftig mit Jugendleitern zusammenarbeiten wird, um „Rückmeldung dazu zu liefern, wie sie dies zu einer positiven, inklusiven Erfahrung für alle machen können“. Zumindest aber hofft sie auf eine Rückerstattung für die Jugendlichen, sowie eine Entschuldigung von Vertretern der Jacksonville Messe.

„Wir würden sicherlich eine Rückerstattung geben“, sagt Hart. „Ich würde sie sogar aus meiner eigenen Tasche zahlen.“ Allerdings behauptet Donofrio, dass Vertreter der Messe den Jugendlichen bereits gesagt hatten, dass sie „darüber nachdenken“ würden, das Geld zurückzuerstatten, als sie zu einem früheren Zeitpunkt mit der Forderung konfrontiert wurden.

Hart fügte außerdem hinzu: „Wenn eine Entschuldigung alles wiedergutmacht, dann natürlich. Wir hatten eine Regel, leider nahm es kein schönes Ende, und das tut mir zutiefst leid.“ Obwohl sie bezweifelt, dass die Kleiderordnung geändert wird, bedauert sie, dass diese so viel Kummer verursacht hat. „Wir versuchen nur, eine Veranstaltung zu organisieren, bei der jeder Spaß hat, damit Familien schöne Erinnerungen vom Aufwachsen ihrer Kinder schaffen können“, sagt Hart. „Ich fand es furchtbar, zu hören, dass die Gefühle von jemandem verletzt wurden. Darum geht es uns nicht.“

Kristine Solomon