Werbung

Zugunglück in Bayern: So war die Strecke gesichert - Schwieriges Gelände für Rettung

image

Bei dem Zusammenstoß zweier Nahverkehrszüge sind mindestens neun Menschen gestorben. Die Ursache des schweren Zugunglücks ist bisher unklar. Allerdings war die eingleisige Strecke mit einem Sicherungssystem ausgestattet.

Bahn: Sicherungssystem erst vor einer Woche kontrolliert

Das den Bahnverkehr in Deutschland sichernde System “Punktförmige Zugbeeinflussung” (PZB) war im Fall des Zugunglücks von Bad Aibling erst vor rund einer Woche technisch überprüft worden. Dabei habe es keine Probleme gegeben, sagte der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn (DB) für Bayern, Klaus-Dieter Josel, am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Bad Aibling.

So funktioniert das Zugsicherungssystem PZB

Je schneller Züge auf einer Strecke fahren dürfen, desto höher sind die Anforderungen an zusätzliche Sicherungstechnik, die menschliche Fehler ausbügeln soll - denn auch Bremswege werden länger. Bis Tempo 160 wird die “Punktförmige Zugbeeinflussung” eingesetzt.

Bei dem PZB-System empfängt ein Gerät im Zug Signale von Magneten im Gleisbett - diese sind mit einem ersten Vorsignal und dem 1000 Meter weiter stehenden Hauptsignal verkabelt. Steht das Hauptsignal auf Rot, zeigt dies auch bereits das Vorsignal an. Der Lokführer muss mit einer Taste bestätigen, dass er dies bemerkt hat, sonst bremst ihn die Technik ab. Rollt der Zug über das rote Hauptsignal, wird ebenfalls eine Zwangsbremsung ausgelöst. Das System kann auch eingreifen, wenn Züge etwa in engen Kurven die Geschwindigkeit nicht wie vorgeschrieben gedrosselt haben.

Das 33 000 Kilometer lange Gleisnetz ist nach Bahn-Angaben inzwischen zu mehr als 96 Prozent mit PZB ausgestattet. Wo schneller als Tempo 160 gefahren wird, werden Fahrtdaten nicht nur punktuell, sondern ständig technisch kontrolliert. Diese “Linienzugbeeinflussung” (LZB) kann ebenfalls automatische Bremsungen auslösen. Eingleisig sind etwa 15 000 Kilometer des deutschen Gleisnetzes.

Verunglückte Züge in der Schweiz hergestellt

Beide Züge des Unglücks in Bayern sind vom Schweizer Hersteller “Stadler Rail” produziert worden. Zur Ursache des schweren Unfalls bei Bad Aibling konnte die Firma am Dienstag nichts sagen. “Über die Unfallursache kann Stadler als Hersteller beider am Unfall beteiligter Züge zur Zeit keine Auskunft geben”, schrieb das Unternehmen in einer Mitteilung. Man warte auf die Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden vor Ort. “Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gehört den Verunglückten und ihren Angehörigen”, hieß es.

Gute Bedingungen für Rettung - aber schwieriges Gelände

Bei der Rettung nach dem Zugunglück haben die Helfer trotz des schwer zugänglichen Geländes von einigen guten Bedingungen profitiert. Es hätten hervorragende Flugbedingungen geherrscht und die Temperaturen seien für einen Februar relativ hoch gewesen, sagte der Leitende Notarzt auf der Pressekonferenz.

Zudem seien zum Zeitpunkt des Unglücks um kurz vor 7.00 Uhr noch viele der vor allem ehrenamtlichen Helfer zu Hause und daher gut erreichbar gewesen. Wegen des Faschingsdienstages seien mit etwa 150 Reisenden in den beiden Zügen deutlich weniger Menschen zwischen Holzkirchen und Rosenheim gewesen als sonst an Werktagen üblich. In den Kliniken im Umkreis waren sämtliche geplante Operationen sofort abgesagt worden, um die Schwerverletzten zu versorgen.