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Zum Start von "Lovecraft Country": Wer war H.P. Lovecraft?

Zahlreiche Horrorfilme und Serien gehen auf den US-Autor H.P. Lovecraft zurück, noch viel mehr sind auf die eine oder andere Weise von ihm inspiriert. Dass dessen Gedankenwelt auch durch blanken Rassismus geprägt war, wird dabei gerne ignoriert. Die neue Serie "Lovecraft Country" des "Get Out"-Regisseurs Jordan Peele und J.J. Abrams geht dagegen genau auf diesen Zusammenhang ein. Doch wer war Lovecraft eigentlich?

H.P. Lovecraft im Jahr 1934 (Bild: Lucius B. Truesdell/Public domain)
H.P. Lovecraft im Jahr 1934 (Bild: Lucius B. Truesdell/Public domain)

Howard Phillips Lovecraft wurde 1890 in Providence, Rhode Island, geboren und starb mit nur 46 Jahren arm und anonym ebenfalls in seiner Heimatstadt. Zu seinen Lebzeiten deutete wenig darauf hin, dass er einmal als wichtigster Vertreter der phantastischen Horrorliteratur des 20. Jahrhunderts gelten würde. Seine Erzählungen erschienen vor allem in "Pulps" genannten Groschenmagazinen, einzig "Schatten über Innsmouth" wurde als Buch veröffentlicht.

Feindseligkeit, der man nicht entkommen kann

Ein Motiv genau jener Erzählung griff der US-Autor Matt Ruff in seinem Roman "Lovecraft Country" (2016) auf, den Jordan Peele ("Get Out") und J.J. Abrams ("Star Wars") nun für die gleichnamige Horror-Serie adaptierten: Hass, der Reisenden von der einheimischen Bevölkerung entgegenschlägt und bald sogar ihr Leben in Gefahr bringt.

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Im zeitgenössischen Roman und der Serie, die in den USA der 1950er-Jahre spielen, steckt Rassismus dahinter. Die schwarzen Reisegenossen um den Koreakriegs-Veteran Atticus (Jonathan Majors) reisen auf der Suche nach dessen Vater durch die Hochburgen weißer Suprematisten und stoßen nicht nur auf eine rassistische Geheimloge, sondern auch auf Monster, die Atticus lieber waren, als er sich nur in seinen geliebten Romanen damit beschäftigte.

"Lovecraft Country" ist die neue Horror-Serie des Senders HBO. (Bild: Sky)
"Lovecraft Country" ist die neue Horror-Serie des Senders HBO. (Bild: Sky)

Ein fiktives Buch begründete den Mythos

Bei H.P. Lovecraft lauert das Grauen für den reisenden Erzähler in der Form von Hybridwesen aus Mensch, Fisch und Frosch, auf die er in der fiktiven Hafenstadt Innsmouth stößt und die dem sogenannten Cthulhu-Mythos huldigen. Dieser wiederum gründet auf dem von Lovecraft bekannt gemachten fiktiven Buch "Necronomicon", angeblich die Aufzeichnungen eines Arabers mit dem Namen Abdul Alhazred aus dem Jahr 731 n. Chr., in dem eine außerirdische Rasse beschrieben wird. "Die großen Alten", wie die gottgleichen Wesen, die mal als Vogel, mal als Tintenfisch erscheinen, auch genannt werden, sollen früher über die Erde geherrscht haben und kommen nun zurück, um die Menschheit zu vernichten.

Vermischung bedeutet Untergang

In Lovecrafts Darstellung waren die Außerirdischen die gerechte Strafe für eine Welt, die der mittellose Autor, der sein kurzes Leben mit einer gescheiterten Ehe bis auf eine kurze Episode in New York ausschließlich in Neuengland verbrachte, als ungerecht und dekadent empfand. Und die in seiner Erzählung vor allem deshalb zugrunde geht, weil die Rassenvermischung etwa zwischen den menschlichen Einwohnern von Innsmouth und den Hybridwesen keinen anderen Schluss zulässt.

"Lovecraft Country" ist eine Adaption der Romane des Autors H.P. Lovecraft. (Bild: Sky)
"Lovecraft Country" ist eine Adaption der Erzählmotive des Autors H.P. Lovecraft. (Bild: Sky)

Rassist und Antisemit

Die Deutung dieser und anderer Erzählungen ist kein Hexenwerk: Lovecraft war ein Rassist und Antisemit, der People of Color in seinen Schriften als "semi-menschlich" und "voller Laster" beschrieb und davon überzeugt war, dass Juden die "arische Zivilisation" auf heimtückische Art und Weise degradierten. Sein Konzept der White Supremacy zeigt er schon 1905 in seinem als Jugendlicher verfassten Gedicht "De Triumpho Naturae", in dem er Afroamerikaner mit Affen verglich und die Sklavenbefreiung als "gotteswidrigen Irrsinn" bezeichnete. Zehn Jahre später schrieb er in seinem Essay "The Crime of the Century", die Germanen seien der "Gipfel der Evolution", die eine führende Rolle in der Welt einnehmen sollten.

Der große Hype kam posthum

Dafür, dass Lovecraft vor allem mit dem Mythos um die außerirdische Rasse der großen Alten berühmt geworden ist, die im "Necronomicon" dokumentiert ist, sind befreundete Autoren wie zum Beispiel August Derleth (1909-1971) verantwortlich. Er und weitere Anhänger des Horror-Autors beschäftigten sich mit dessen Schriften, formulierten den Cthulhu-Mythos, der bis heute Anhänger hat, weiter aus, gründeten Verlage und gaben themenbezogene Zeitschriften heraus.

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Abseits seiner rassistischen und antisemitischen Einstellung hat Lovecrafts vom Verschachtelungsprinzip bestimmte Erzählweise und die Vermischung verschiedener Welten zahlreiche Horrorautoren wie Stephen King und populäre Serien wie "Twin Peaks" oder "Stranger Things" geprägt.

Horror ist, was man nicht kennt

Was wahren Horror wirklich ausmacht, beschrieb Lovecraft, der schon im Schulalter an psychischen Problemen litt und wegen eines Nervenzusammenbruchs keinen Schulabschluss hatte, so: "Die älteste und stärkste Emotion der Menschheit ist Angst, und die älteste und stärkste Form der Angst ist die Angst vor dem Unbekannten."

Sky zeigt die neue HBO-Horror-Serie "Lovecraft Country" ab 17. August zeitgleich zur Weltpremiere in der Originalfassung auf Abruf mit Sky Q, Sky Go und Sky Ticket.

Voraussichtlich ab Herbst sind die zehn Episoden auf Sky Atlantic HD wahlweise auf Deutsch oder im Original zu sehen und stehen auch in der Synchronfassung auf Abruf zur Verfügung.