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Zum Tod von Chester Bennington: Das Ende der Wut

Der Stil von Linkin Park: wütend, laut und schrill. (Bild: AP)
Der Stil von Linkin Park: wütend, laut und schrill. (Bild: AP)

Chester Bennington ist tot, er hat sich das Leben genommen. Mit Linkin Park wurde der Sänger mit der besonderen Metal-Stimme berühmt. Aber auch in der Zeit seiner größte Erfolge kämpfte Bennington mit der dunklen Seite seines Lebens.

Ein Nachruf von Moritz Piehler

Chester Bennington war der Sänger einer der größten Bands des Nu-Metal mit einer der prägnantesten Stimmen im modernen Rockzirkus. Fast 60 Millionen Mal verkauften sich die beiden Debütalben von Linkin Park Anfang der 2000er. Keine Gruppe hat in diesem Jahrhundert mehr Charthits in den USA einfahren können. Der Stil von Linkin Park und Bennington war immer wütend, laut und schrill und das lag auch in der persönlichen Geschichte des Sängers begründet. Er gab dem Metal eine neue Stimme, denn kaum jemand konnte mit solch einer Wut und gleichzeitig nie verheimlichten Sensibilität über Ängste und Verletzungen singen, wie Bennington.

Chester Bennington – sein Leben in Bildern

Bennington wuchs als jüngstes von vier Geschwistern in Phoenix auf, sein Vater war Polizist, seine Mutter eine Krankenschwester, die sich nicht viel um die Kinder kümmerten. Der Sänger beschrieb seine Kindheit immer als unglücklich, er flüchtete sich früh ins Zeichnen und die Musik, hörte Depeche Mode und die Stone Temple Pilots, bevor er als Teenager seine erste eigene Band Grey Daze gründete. Es war kein Geheimnis, dass Depressionen und Drogenabhängigkeit das Leben des Sängers begleiteten.

So reagieren die Stars auf den Tod von Bennington

Die schwierige Kindheit, der langjährige Missbrauch durch einen Freund der Eltern, deren Scheidung und der frühe Kontakt mit Alkohol und Drogen hatten ihre Spuren hinterlassen. Diese Erlebnisse spiegelten sich auch in seiner Musik und seiner Art zu singen wider. „Ich war immer in der Lage, etwas aus all den negativen Dingen in meinem Leben zu ziehen, indem ich meinen Schmerz betäubt habe und die Musik als Ventil genutzt habe,“ sagte Bennington in einem Interview 2009. Viele der größten Linkin Park Hits widmen sich deshalb auch diesen Themen, wie die Hitsingles „Numb“ oder „Crawling“. „Ohne meine Musik wäre ich längst tot. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher,“ sagte Bennington einmal.

„Ohne meine Musik wäre ich längst tot. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher,“ sagte Bennington einmal. (Bild: AP)
„Ohne meine Musik wäre ich längst tot. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher,“ sagte Bennington einmal. (Bild: AP)

Linkin Park war von Beginn an sehr erfolgreich, die Band startete mit Korn und Limp Bizkit den Boom des Nu-Metal als Antithese zu den damals die Chart dominierenden Teenie Acts wie N-Sync und Britney Spears. Dabei schreckte die Band nie zurück vor Überschneidungen mit anderen Genres. Hiphop gehörte von Beginn an zum Repertoire, auch poppige Elemente verhalfen zum breiten Erfolg in den Charts. Doch die düsteren Texte und härteren Klänge fingen eben die andere Seite des Teenager-Lebensgefühls der späten Neunziger perfekt ein. In Bennington erkannten viele Fans sich und ihre Ängste wieder. Es war die ehrlichere Variante der auf Hochglanz polierten Popwelt und die Anhänger spürten den wahren Hintergrund von Benningtons Auftritten.

Bennington hatte sich zuletzt optimistisch geäußert

Doch der Erfolg der Band hatte auch seinen Preis, nach seiner Scheidung 2005 begann Bennington wieder zu trinken, nahm mit anderen Bandmitgliedern sogar an Therapiesitzungen teil, um der Sucht Einhalt zu gebieten. Zuletzt war positives von dem Sänger zu lesen, er schrieb an neuen Songs, diesen Sommer hätte Linkin Park eigentlich auf Tour gehen sollen, das neue Studioalbum „One More Light“ verkaufte sich sehr gut. „Der Punkt an dem ich 2017 bin, ist komplett anders als noch vor zwei Jahren,“ erzählte Bennington dem Magazin Rock Sound vor kurzem. „Ich hasste mein Leben buchstäblich und wollte am liebsten gar nichts fühlen und jetzt sag ich: Komm schon Leben, auf geht’s!“

Im vergangenen Mai nahm sich dann Soundgarden Sänger Chris Cornell, ein enger Freund Benningtons, das Leben. Auf der Beerdigung hatte der Linkin Park Sänger Leonard Cohens „Hallelujah“ performt und kurz danach getwittert, er könne sich eine Welt ohne den Freund nicht vorstellen. Der 20. Juli wäre Cornells Geburtstag gewesen.

Die Geschichte der Freundschaft zwischen Cornell und Bennington

Am Donnerstag wurde Bennington tot in seinem Haus bei Los Angeles aufgefunden, die Polizei geht von einem Selbstmord aus. Bennington wurde nur 41 Jahre alt und hinterlässt sechs Kinder von zwei Frauen.