Zwei Kinder in Lebensgefahr - Brandanschläge in Essen: Tatverdächtiger Syrer war wohl polizeibekannt

Nach den Bränden am Samstagnachmittag in Essen ist ein Tatverdächtiger festgenommen worden.<span class="copyright">Markus Gayk/dpa</span>
Nach den Bränden am Samstagnachmittag in Essen ist ein Tatverdächtiger festgenommen worden.Markus Gayk/dpa

Am Samstagabend brannte es in Essen in zwei Wohnhäusern. Mehr als 30 Personen wurden dabei verletzt, darunter auch Kinder. Tatverdächtig ist ein 41-jähriger Syrer. Er soll einen Rachefeldzug gegen seine Ex-Frau geplant haben.

Ein Rachefeldzug steckt hinter den Brandanschlägen auf zwei Mehrfamilienhäuser in Essen mit 30 Verletzten. Wie FOCUS online aus Sicherheitskreisen erfuhr, konnte der 41-jährige Syrer Shadi A. die Trennung von seiner Frau nicht überwinden.

Den bisherigen Ermittlungen zufolge soll der Flüchtling, der aus der syrischen Hauptstadt Damaskus stammt, gezielt Feuer in den Wohnquartieren seiner Ex-Partnerin und ihrem neuen Freund gelegt haben.

Auf Grund von Rauchvergiftungen schweben derzeit zwei Kinder in Lebensgefahr. Eines der beiden wurde mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik gebracht. Laut Polizei befinden sich zahlreiche weitere Bewohner ebenfalls im Krankenhaus.

Attacken galten Personen, die aus dem Umfeld seiner Ex-Frau stammten

Nach den bisherigen Ermittlungen hatte sich der Tatverdächtige für seinen Amoklauf mit Brandbeschleunigern und einer Machete bewaffnet. Anschließend drang er gewaltsam in beide Häuser ein, legte Brände, um so viele Menschen wie möglich zu töten.

Auch raste er mit einem Lieferwagen in zwei Geschäfte und demolierte die Läden. Die Attacken galten allesamt Personen, die aus dem Umfeld seiner Ex-Frau stammten.

Kaum aus dem Auto ausgestiegen, bedrohte Shadi A. mit seiner Machete Passanten. Etliche Männer trieben den Amokläufer in die Enge und riefen die Polizei. Ein Video zeigt, wie sie ihn mit Schaufeln und Stangen in einer Garage stellten und ihn solange in Schach hielten, bis zwei Polizeibeamte Shadi A. mit vorgehaltener Pistole auf den Boden zwangen.

Die Staatsanwaltschaft Essen hat am Sonntag einen Haftbefehl unter anderem wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes beim Amtsgericht beantragt.

Etliche Bewohner wurden durch Flammen eingeschlossen

Die Brände in den zwei Mehrfamilienhäusern waren am Samstagnachmittag in den Stadtteilen Altenessen und Stoppenberg ausgebrochen. Das Feuer machte die Treppenhäuser schnell unpassierbar.

Etliche Bewohner wurden durch Flammen und den Rauch eingeschlossen. Dramatische Rettungsszenen spielten sich ab. Nachbarn stellten Bauleitern an die Wand der rauchenden Häuser.

Allerdings reichten diese nicht bis zu den bedrohten Wohnungen. Aufnahmen zeigen wie verzweifelte Eltern ihre kleinen Kinder zu den Helfern herunterreichten. „Das hat dazu geführt, dass schon Leute an den Fenstern hingen und Kinder rausgehalten haben“, sagte ein Feuerwehrsprecher der Deutschen Presse-Agentur.

So gelang es, alle Bewohner aus den betroffenen Objekten zu retten. In der Spitze seien rund 160 Einsatzkräfte beteiligt gewesen. Zwei große Brände, die parallel bekämpft werden müssen, seien auch für eine große Stadt wie Essen eine Herausforderung, führte der Feuerwehrsprecher weiter aus. Der Einsatz habe etwa eineinhalb Stunden gedauert.

Amoklauf in Essen wirft Fragen auf

Laut Polizei ist Shadi A. kein Unbekannter. Wie FOCUS online weiter erfuhr, wurde er bereits in der Vergangenheit wegen Sachbeschädigung und Bedrohung seiner Ehefrau verurteilt. Auch soll der mutmaßliche Brandstifter psychisch labil sein.

Der Amoklauf in Essen wirft erneut Fragen auf. Was passierte mit dem Tatverdächtigen nach den Schuldsprüchen ? Gab es vorher schon Hinweise auf Bedrohungslagen oder seinen problematischen psychischen Zustand ?

Fünf Wochen nach dem Terroranschlag in Solingen mit drei Toten durch einen abgelehnten syrischen Asylbewerber wird die politische Diskussion über einen schärferen Migrationskurs erneut Fahrt aufnehmen. Nach den Abschiebepannen um den Messerstecher Issa al H. verlangt die Opposition im Düsseldorfer Landtag erneut Antworten auf drängende Fragen im aktuellen Fall.

„Wir beten für die in Lebensgefahr schwebenden Kinder“

Christina Kampmann, innenpolitische Sprecherin der SPD spricht von einer schrecklichen Situation. „Wir hoffen und beten für die in Lebensgefahr schwebenden Kinder und sind in Gedanken bei den Opfern dieser furchtbaren Taten.“

Politisch sei es noch zu früh, die Lage zu bewerten und Schlüsse daraus zu ziehen. Daher wurde Landesinnenminister Herbert Reul aufgefordert, die innenpolitischen Sprecher der Fraktionen unverzüglich zusammenzuschalten und über die Situation zu informieren, sobald genauere Erkenntnisse vorliegen. „Die Hintergründe müssen jetzt detailliert aufgeklärt werden“, so Kampmann.

„Um wen genau handelt es sich? Hatte man den Tatverdächtigen auf dem Schirm oder sogar im Visier? Warum hat das System PeRiskoP zur Früherkennung potentieller Amokläufer in diesem Fall nicht funktioniert? Das alles muss jetzt schnell aufgeklärt werden, um die notwendigen Schlüsse aus diesem schrecklichen Fall ziehen zu können."