Nach zweitem Attentatsversuch - Trump-Schutz „völlig unzureichend“? Sogar Demokraten zweifeln am Secret Service

Am Wochenende konnte ein erneutes Attentat auf Donald Trump verhindert werden. Der Vorfall ereignete sich am Trump International Golf Club in West Palm Beach, Florida, als dieser gerade Golf spielte.<span class="copyright">Andrew Milligan/PA Wire/dpa</span>
Am Wochenende konnte ein erneutes Attentat auf Donald Trump verhindert werden. Der Vorfall ereignete sich am Trump International Golf Club in West Palm Beach, Florida, als dieser gerade Golf spielte.Andrew Milligan/PA Wire/dpa

Ein zweites Attentat auf Donald Trump wurde im letzten Moment vereitelt. Warum konnte ein Schütze dem Ex-Präsidenten schon wieder so nahe kommen? Sogar die Gegner des Republikaners zeigen sich beunruhigt.

Zwar sind diesmal dramatische Bilder ausgeblieben, doch der zweite Attentatsversuch auf Donald Trump innerhalb von zwei Monaten ähnelt dem ersten.

Wieder war der republikanische Präsidentschaftskandidat auf Gelände unterwegs, das eigentlich bestens abgesichert hätte sein müssen – damals bei einer Wahlkampfrede in Pennsylvania, diesmal auf seinem eigenen Golfplatz in Florida. Deshalb wird erneut Kritik an den Sicherheitskräften laut, auch Verschwörungstheorien machen wieder die Runde.

Wie konnte Täter von spontaner Golf-Runde wissen?

Letztere werden unter anderem deshalb befeuert, weil es widersprüchliche Angaben zum Ablauf des Sonntagmittags gibt. Einerseits gibt es aus US-Sicherheitskreisen Hinweise darauf, dass der Angreifer einen klaren Plan verfolgt hat.

Dafür spricht zum Beispiel, dass er sich am Rande des Golfplatzes so positionierte, dass er bis auf wenige Hunderte Meter an den Ex-Präsidenten herankam. Eine Entfernung, aus der der Täter mit seinem halbautomatischen Gewehr mit Zielfernrohr gut hätte treffen können.

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob eine punktgenaue Planung überhaupt möglich war. Denn der Sender CNN berichtet, Trump habe am Sonntag zunächst keine Termine in seinem Kalender gehabt.

Ein Golfspiel mit seinem Unterstützer und Spender Steve Witkoff sei sehr spontan auf die Agenda gesetzt worden. Wie also hätte der Täter schon im Vorfeld davon wissen können?

Gewehrlauf wäre ohne verstärkte Agenten-Truppe womöglich nicht aufgefallen

Doch auch unabhängig von solchen Ungereimtheiten muss sich der Secret Service eine unangenehme Frage gefallen lassen: Warum schaffte es ein Schütze schon wieder so nah an den Ex-Präsidenten heran?

Die Ermittler sprechen von einem „normalen Prozedere“ der Sicherheitsbehörde, das am Sonntag durchgeführt wurde: Ein kleines Agenten-Team zieht immer ein Loch vor Trump über den Golfplatz.

So ist nur die nächstgelegene Station abgesichert. Immerhin: Dabei fiel den Beamten ein Gewehrlauf in den Büschen auf.  An der Überwachung waren offenbar auch Agenten beteiligt, die nach dem ersten Attentatsversuch im Juli zur Verstärkung herangezogen worden waren.

Die „New York Times“ will erfahren haben, dass diese verstärkte Truppe „bei dem Ausgang des Attentats eine Rolle gespielt“ haben könnte. Heißt: Ohne den zusätzlichen Schutz wäre das Attentat möglicherweise geglückt.

Wäre Trump Präsident, „hätten wir den gesamten Golfplatz umzingelt“

Allerdings hat der Secret Service, der in den USA für die Bewachung von ranghohen Politikern zuständig ist und dem Heimatschutzministerium untersteht, nicht alle Möglichkeiten ausgereizt.

Auf einer Pressekonferenz nach dem vereitelten Attentat erklärte der örtliche Sheriff Ric Bradshaw mit Blick auf Trump: „Auf der aktuellen Ebene ist er nicht der amtierende Präsident – ​​wenn er es wäre, hätten wir den gesamten Golfplatz umzingelt.“

Obwohl der Republikaner eine der polarisierendsten Personen der Welt sei, sei aufgrund seines formellen Rangs „die Sicherheit auf die Bereiche beschränkt, die der Secret Service für möglich hält“.

Damit deutet Bradshaw an, dass die Behörde womöglich gar nicht mehr Kapazitäten zum Schutz Trumps zur Verfügung hätte.

Secret Service an seiner Belastungsgrenze

In ein ähnliches Horn stößt auch Senator Lindsey Graham, ein enger Verbündeter des republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Auf den Secret Service bezogen sagte er nach dem vereitelten Attentat: „Sie haben ihren Fokus verloren. Sie brauchen mehr Ressourcen. Diese Agenten arbeiten nur, sie haben kein Leben.“

Zudem hätten die Untersuchungen des Senats zu den Sicherheitslücken bei der Wahlkampfveranstaltung im Juli Missmanagement im zuständigen Ministerium sowie Probleme mit dem Budget und der Moral des Secret Service zu Tage gebracht.

Das realisieren spätestens nach dem zweiten Attentatsversuch nun offenbar auch diejenigen, die nicht als Trump-Unterstützer bekannt sind. Der örtliche Sheriff sagte am Sonntag etwa, er könne sich vorstellen, „dass das nächste Mal, wenn Trump auf einen Golfplatz kommt, wahrscheinlich etwas mehr Leute rund um das Gelände sein werden.“

Ein ehemaliger Personenschützer von Ex-Präsident Barack Obama sagte der „New York Times“, man solle „ernsthaft in Erwägung ziehen, dem ehemaligen Präsidenten Trump das gleiche oder gleichwertige Sicherheitspaket zu gewähren wie dem Präsidenten der Vereinigten Staaten“.

Selbst Demokraten zeigen sich beunruhigt

Am Sonntag äußerten sich auch gleich mehrere Demokraten, die im Untersuchungsausschuss zu dem Angriff im Juli sitzen. Der Ausschussvorsitzende Richard Blumenthal sprach in der „New York Times“ von einem „zutiefst beunruhigenden und entsetzlichen“ Vorfall.

Noch deutlicher wurde sein Parteifreund Jared Moskowitz aus Florida. Er und seine Kollegen seien „irritiert, warum wir uns zum zweiten Mal in dieser Situation befinden“.

Die Sicherheitsressourcen, die dem ehemaligen Präsidenten zur Verfügung gestellt wurden, würden nun als „völlig unzureichend erscheinen“, insbesondere im Außenbereich, erklärte der Senator dem Sender CNN.

„Ich denke, die Amerikaner sollten zutiefst besorgt darüber sein, warum ein zweiter, offensichtlich gestörter Mensch dem ehemaligen Präsidenten mit einer Waffe so nahe kommen konnte.“