„Zwischen Rezessions- und Aufschwungphase“ - Dax im Höhenflug: Internationale Zinswende setzt Börsenfantasien frei
Die Aktienmärkte trotzen der Flaute: Der Dax legt weiter zu, angetrieben von internationalen Zinswenden.
Der Dax hat seine Rekordrally am letzten Handelstag der Woche am Freitag schwungvoll fortgesetzt. Zum Handelsende notierte der deutsche Leitindex 1,22 Prozent höher bei 19.473,63 Punkten. Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater sieht ihn bereits auf dem Weg zur 20.000-Punkte-Marke. Doch warum legt der Dax trotz Konjunkturflaute überhaupt so rasant zu?
In nicht einmal zwei Monaten hat der Dax über 2000 Punkte zugelegt - und damit einiges an Vorschusslorbeeren eingepreist. „Die fulminante Aktien-Rally basiert vor allem auf der Zinswende der weltweiten Notenbanken“, so Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank.
„Allerdings zeigt sich das zweite Aktienstandbein, die Konjunktur, schwach.“ Gerade in Europa seien noch keine positiven Folgen der Zinssenkungen festzustellen. Das hat nicht zuletzt der Ifo-Geschäftsklimaindex gezeigt, der sich im September nochmals eingetrübt hatte.
Auch Chinas Konjunktur lahmt weiterhin
Und auch die zahlreichen Maßnahmen, mit denen China seine Konjunkturflaute beenden will, müssen ihre Wirksamkeit erst unter Beweis stellen. Auch hier haben europäische Exportwerte eine stärkere Nachfrage bereits eingepreist. „Noch fehlen jedoch konkrete Details zu fiskalischen Muntermachern, um den aktuellen Börsenfantasien realwirtschaftliche Substanz zu geben“, warnte Halver.
Das sieht auch Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater so: „Die bisherigen chinesischen Stimuluspakete werden wohl kaum ausreichen, um die Wachstumsprobleme der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu lösen.“ Die Hoffnungen der Börse stützen sich ihm zufolge auf weitere Maßnahmen, die den schwächelnden Konsum in der Volksrepublik ankurbeln sollen.
Experte: Konjunktur steht Aufschwung bevor
Haben die Börsen also zu viel Optimismus eingepreist? Nicht unbedingt, meint Halver. Denn die Börsianer haben mit Blick auf den Konjunkturzyklus Grund zur Zuversicht. „Aktuell befinden wir uns zwischen Rezessions- und Aufschwungphase“, so Halver. „Angesichts internationaler Zinsstimulierung sind Aktien in Erwartung wiedererstarkender Konjunkturdaten die primär nachgefragte Anlageklasse.“
Diese Bedingungen könnten sich weiter verbessern. „Insbesondere in Europa deuten neue Daten auf einen weiter nachlassenden Inflationsdruck hin“, merkt Kater dazu an. „Das spricht für schnellere Zinssenkungen als bisher erwartet.“ Die europäischen Verbraucherpreise am Dienstag könnten dieses Szenario bestätigen. „Gesunkene Preise von Benzin, Diesel und Heizöl sowie negative Basiseffekte bei Energiegütern dürften dazu geführt haben, dass die Inflation im Euroraum im September auf 2,0 Prozent zurückgegangen ist“, prognostiziert Kater.
Am Ende der Woche steht zudem mit dem US-Arbeitsmarktbericht für September einer der wichtigsten Indikatoren für die US-Geldpolitik auf dem Programm. Die Zahlen dürften nach Ansicht von Kater einen klaren Hinweis geben, ob es auch im November zu einer weiteren kräftigen Zinssenkung kommen wird.