"Zynismus pur!": Militärexperte Masala rechnet bei Maischberger mit Schwarzer-Manifest ab

In ihrem "Manifest für den Frieden" fordern Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht das Ende deutscher Waffenlieferungen in die Ukraine. Bei Sandra Maischberger wurde Militärexperte Carlo Masala anlässlich dieses Aufrufes nun deutlich: Das Schreiben sei "Ausdruck eines übelsten Nationalpazifismus".

Das Manifest von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, das das Ende deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine fordert, nannte Militärexperte Carlo Masala einen
Das Manifest von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, das das Ende deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine fordert, nannte Militärexperte Carlo Masala einen "Ausdruck eines übelsten Nationalpazifismus". (Bild: ARD)

Auch nachdem sich die Bundesregierung um Olaf Scholz zu Lieferungen von schweren Waffen wie Panzern an die Ukraine durchgerungen hat, findet die Diskussion um weitere Lieferungen kein Ende. Nicht nur der ehemalige ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, forderte zuletzt Deutschland auf, die Ukraine im Angriffskrieg gegen Russland auch mit Kampfjets zu unterstützen. Ginge es nach Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht, sollten die Waffenlieferungen indes umgehend gestoppt werden. So schreibt es das Duo in einem "Manifest für den Frieden", das bisher 400.000 Unterstützende im Netz fand.

Deutschland keine "große Schweiz"

Definitiv nicht dazu zählt Carlo Masala, der am Dienstagabend im ARD-Talk "maischberger" die Inhalte der Petition scharf verurteilte. Das Manifest sei "Ausdruck eines übelsten Nationalpazifismus". Die Verfasserinnen würden die Schuld am Krieg "fast einseitig der Ukraine" geben, kritisierte der Militärexperte; "Beide Seiten müssen Kompromisse machen, steht da drin. In einer Situation, wo einer einen Angriffskrieg durchgeführt hat, zu sagen, beide müssten Kompromisse machen, ist eine Unverschämtheit." Außerdem bezeichnete es Masala als "Zynismus pur", die Devise auszugeben, "der Angegriffene dürfe sich nicht mehr verteidigen".

In puncto Waffenlieferungen machte der Experte klar, dass es "ein wichtiger Schritt sei, dass man realisiert, dass Deutschland nicht eine große Schweiz ist, sich aus allem raushalten und sich nur auf den Wohlstand konzentrieren kann". Deutschland stünde in einer Verantwortung, sich "zu engagieren und auch gegebenenfalls Flagge zu zeigen".

Mit ihren Gästen Carlo Masala (links) und Rüdiger von Fritsch diskutierte Sandra Maischberger am Dienstagsabend über die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg. (Bild: ARD)
Mit ihren Gästen Carlo Masala (links) und Rüdiger von Fritsch diskutierte Sandra Maischberger am Dienstagsabend über die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg. (Bild: ARD)

"Das würde Putin ausschließlich als Ermutigung zur Fortsetzung sehen"

Rüdiger von Fritsch, der einst als deutscher Botschafter in Moskau gearbeitet hatte, sah es ähnlich: "Man muss nicht glauben, aus einer deutschen Logik heraus Wladimir Putin zu erreichen." Das Manifest von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarze gebe "auf fatale und vorwerfbare Weise" nicht die Realität des Krieges wieder: "Wie kann man zu einer derart neutralen Sprache kommen? Es sterben Zivilisten, es werden Frauen vergewaltigt - ja von wem denn eigentlich?"

In der aktuellen Lage der Ukraine komme es laut von Fritsch aus westlicher Sicht auf zwei Dinge an: Erstens müsse man mithelfen, die Ukraine gegen russische Angriffe zu wappnen, zweitens müsse man eine friedliche Lösung vorantreiben. Ein Ende der Waffenlieferungen würde nach der Überzeugung des ehemaligen Botschafters das Gegenteil bewirken: "Das würde Putin ausschließlich als Ermutigung zur Fortsetzung sehen."

Würden weitere Waffenlieferungen aus dem Westen an die Ukraine ausbleiben, würde Wladimir Putin
Würden weitere Waffenlieferungen aus dem Westen an die Ukraine ausbleiben, würde Wladimir Putin "das ausschließlich als Ermutigung zur Fortsetzung" des Krieges sehen, prophezeite Rüdiger von Fritsch. (Bild: ARD)

Militärexperte beschreibt Bachmut als "Fleischwolf für beide Seiten"

Die Wahrscheinlichkeit einer diplomatischen Lösung im bald ein Jahr andauernden Krieg bezifferte Carlo Masala derweil als niedrig. "Die Russische Föderation glaubt noch immer, dass sie diesen Krieg gewinnen kann, im Sinne von weiteren territorialen Gewinnen", skizzierte der Militärexperte die aktuellen Entwicklungen. Im Winter hätten sich Russlands Truppen neu in Stellung gebracht und "drei, vier Divisionen in die Ukraine" entsandt - besonders in den Donbass. In der Konsequenz rechne er mit einer Frühjahrsoffensive der Russen, die früher als zunächst gedacht komme, sagte Masala.

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Auf ukrainischer Seite sei es nun von höchster strategischen Wichtigkeit, Süd- und Ostfront aufzusplitten. "Dann kollabiert der russische Versuch, vom Osten über die Landbrücke bis zur Krim alles zu halten", erläuterte der 54-Jährige. Sofern sich dieses Szenario bewahrheitet, stünde für Russland womöglich "die Krim zur Disposition", was zu "einem Umdenken in Moskau führen" könne, mutmaßte Masala.

Derzeit beherrsche das Kriegsgeschehen aber ein grausames Lagebild voller Verluste, wie der Militärexperte ungeniert beschrieb: "Bachmut ist ein Fleischwolf, für beide Seiten. Die Strategie ist, so viele Kämpfer der anderen Seite zu töten wie möglich."

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