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Ärzte: Weltgemeinschaft hat bei Ebola-Epidemie versagt

Ein freiwilliger Ebola-Helfer behandelt im liberianischen Monrovia ein Mädchen. Foto: Kay Nietfeld/Archiv

Bei der Ebola-Epidemie in Westafrika mit mehr als 10 000 Toten hat die internationale Gemeinschaft nach Ansicht der Organisation Ärzte ohne Grenzen kläglich versagt. In Zukunft müsse humanitäre und medizinische Hilfe sehr viel schneller und flexibler werden.

«Man muss es so deutlich sagen: Durch frühere und effektivere Hilfe hätten viele Tausend Menschen vor Ebola geschützt und gerettet werden können», sagte Tankred Stöbe, Präsident von MSF (Médecins Sans Frontières) Deutschland der Deutschen Presse-Agentur. Der Ernst der Lage sei von Politik und auch WHO zu lange verkannt worden.

Um für künftige Notlagen besser gewappnet zu sein, müsse auch die Forschung zu Ebola und anderen vernachlässigten Krankheiten verstärkt werden. Einen solchen Fonds solle Deutschland im Rahmen der G7-Präsidentschaft auf den Weg bringen, forderte Stöbe.

Am Dienstag zog die Hilfsorganisation auf ihrer Frühjahrskonferenz in Berlin gemeinsam mit Politikern, Forschern und humanitären Helfern eine kritische Bilanz des Ebola-Einsatzes.

Das Fehlen von Medikamenten und Impfstoffen bleibt demnach das grundlegende Problem. Zwar liefen einige klinische Studien, doch definitive Ergebnisse gebe es noch keine. «Man kann nicht innerhalb kürzester Zeit die jahrzehntelangen Versäumnisse bei Forschung und Entwicklung aufholen», kritisierte Philipp Frisch, Koordinator der MSF-Medikamentenkampagne.

Florian Westphal, Geschäftsführer der Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, betonte: «Auch für Ärzte ohne Grenzen ist dieser Ausbruch eine der größten Herausforderungen unserer Geschichte. Wir hatten zu Beginn der Epidemie nur eine begrenzte Zahl an Mitarbeitern, die Erfahrung mit Ebola hatten. Wir haben dann Hunderte Mitarbeiter geschult, sind aber trotzdem irgendwann an unsere Grenzen gestoßen.»

Der Arzt und Koordinator der Ebola-Task-Force in Liberia, Moses Massaquoi, bestätigte in Berlin, wie verzweifelt der Kampf gegen die Erkrankung vor allem in den ersten Monaten ohne internationale Unterstützung gewesen sei: «Das war für uns wie ein Tsunami.»

Über Monate hinweg hatte die Organisation die medizinische Nothilfe in Sierra Leone, Guinea und Liberia fast alleine gestemmt, zeitweise waren 4500 MSF-Mitarbeiter im Einsatz.

Ärzte ohne Grenzen