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„Niere verkaufen“: Was Suchmaschinen-Begriffe über die USA verraten

Suchmaschinenanfragen verraten: Viele Amerikaner haben Geldsorgen (Bild: ddp images)
Suchmaschinenanfragen verraten: Viele Amerikaner haben Geldsorgen (Bild: ddp images)


Worüber sich Menschen in Online-Suchmaschinen informieren, gibt einen Hinweis auf den Zustand eines Landes. Nicholas J. Colas, Chef-Stratege bei der ConvergEx Group, hat die Suchanfragen für die USA ausgewertet. Eines der Ergebnisse: Viele US-Amerikaner leiden an Geldnot und würden sogar ihre Niere verkaufen.

Eine Orientierung im Internet ohne Suchmaschinen ist oftmals aussichtslos. Täglich gehen Milliarden Suchanfragen auf den Portalen ein. Was die Leute suchen, das gibt Aufschluss über das gesellschaftliche und wirtschaftliche Befinden eines Landes. Die Suchmaschinen „wissen“, was die Leute beschäftigt, welche Krankheiten sich gerade verbreiten, wie die Lage am Kapital- oder Konjunkturmarkt ist.

Nicholas J. Colas, Chef-Stratege bei der ConvergEx Group, hat die Suchanfragen für die USA über die Suchmaschine Google ausgewertet. Alleine auf diesem Portal wird jeden Tag mehr als eine Milliarde Mal auf den „Suchen“-Button geklickt, wie das Finanzportal finanzen100.de berichtet.

Für die Zeit zwischen Anfang 2011 und dem dritten Quartal 2013 hat Colas die Autofill-Funktion untersucht. Bei dieser Funktion wird etwas in die Suchmaschine eingegeben, worauf diese die Begriffe basierend auf der Häufigkeit ähnlicher Anfragen selbstständig ergänzt.

Die Untersuchung zeigte: Die US-Bürger stehen unter ökonomischem Stress. Zwar addierte die Suchmaschine zu dem Anfangssatz „I want to buy“ („ich möchte kaufen“) Wörter wie Haus, Aktie oder Waffe. Hinter „I want so sell“ („Ich will verkaufen“) allerdings tauchten Begriffe wie Auto, Haus, Haar und sogar Niere auf. Dem Durchschnittsamerikaner fehlt also Geld.

Seit dem Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 wird auch weitaus häufiger nach dem Begriff „Food Stamp“ (Lebensmittelmarke) gesucht. Seit der Krise hat sich die Zahl der US-Bürger, die Lebensmittelmarken benutzen, von 25 auf 48 Millionen Menschen beinahe verdoppelt. Auch nach „Save Money“ („Geld sparen“) wird seit 2008 vermehrt gesucht.

Ausdrücke wie „sell stocks“ („Aktien verkaufen“), „buy stocks“ („Aktien kaufen“) und „Invest“ („investieren“) wurde nach der Pleite der Investment Bank Lehman Brothers im Oktober 2008 am häufigsten gesucht. Für Colas ist dies kein Beleg für eine Überhitzung des Marktes, sondern stehe vielmehr für die Angst der Menschen um ihr Erspartes. Repräsentativer für Kapitalflüsse sind für den Finanzexperten Suchbegriffe wie „ETF“ oder „Mutual Funds“. Im Jahr 2008 hatten es auffällig viele US-Amerikaner auf Indexfonds wie den ETFs abgesehen.

Aktuell ist das Interesse wohl an ETF als auch an Investmentfonds laut der Internetsuche nur halb so hoch wie im Krisenjahr 2008. Immer mehr Amerikaner interessieren sich wieder für Suchbegriffe wie „sell stocks“, „buy stocks“ und „Invest“. Die damaligen Höchstwerte sind allerdings noch nicht erreicht.

Seit der Finanzkrise betrachten immer mehr US-Amerikaner Wohneigentum als sichere Investition und suchen dementsprechend häufiger danach. Die Höchstwerte für den Begriff „buy a house“ gab es allerdings bereits im Jahr 2012. Für Colas ist dies ein Hinweis darauf, dass die schlimmste Überhitzung vorbei ist.