CDU feiert Wahlsieg mit Toten-Hosen-Lied - gegen deren Willen

Christlich-demokratische Ekstase: Die CDU feiert den Wahlsieg mit dem Toten-Hosen-Lied "Tage wie dieser", Fraktionschef Kauder grölt am Mirkofon mit. (Bild: Reuters)

All die Anspannung der Wahlkampfwochen war verflogen. Fraktionschef Kauder schnappte sich das Mikrofon, Kanzlerin Merkel klatschte begeistert mit. Ausgelassen hat die CDU den Wahlsieg ihrer „Angie“ und sich selbst mit dem Song „Tage wie diese“ von den Toten Hosen gefeiert. Den Punk-Poppern dürfte dies nicht gerade gefallen haben. Denn die CDU verwendete das Lied, obwohl die "Hosen" dies explizit nicht wünschten.

„An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit. An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit. In dieser Nacht der Nächte, die uns so viel verspricht, erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht.“ Die Zeilen aus dem Toten-Hosen-Hit schmettern Oktoberfestbesucher, Fußballfans und jetzt auch die Wahlgewinner von der CDU. Am Sonntagabend dröhnte das Lied auf der Wahlparty aus den Boxen und CDU-Fraktionschef Kauder sang euphorisch mit. Kanzlerin Merkel und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen klatschten begeistert in die Hände, vor ihnen schwenkten Parteimitglieder Deutschlandfahnen.

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Die Toten Hosen dürften die christlich-demokratische Ekstase mit wenig Begeisterung betrachtet haben. Die Band um Frontmann Campino, die sich 1982 aus der Punk-Bewegung heraus gründete, ist zwar längst in der gesellschaftlichen Mitte angekommen, hatte sich aber erst im August von der Verwendung ihrer Musik im Wahlkampf distanziert. Dabei fiel auch das Wort „Missbrauch“. „Wir haben nie ein Problem damit gehabt, wenn unser Lied vom Punkschuppen bis zum Oktoberfest den unterschiedlichsten Menschen Freude bereitet. Wir empfinden es aber als unanständig und unkorrekt, dass unsere Musik auf politischen Wahlkampfveranstaltungen läuft. Hier wird sie klar missbraucht und von Leuten vereinnahmt, die uns in keiner Weise nahe stehen“, hatten die Musiker vor wenigen Wochen aufgebracht mitgeteilt.

„Die Gefahr, dass Menschen auf die Idee kommen können, dass es eine Verbindung zwischen der Band und den dort beworbenen Inhalten gibt, macht uns wütend“, so die Toten Hosen weiter. Mit ihrer Kritik konfrontierten sie konkret die SPD und die CDU. Beide Parteien hatten ihre Mitglieder im Wahlkampf mit dem Hosen-Song angeheizt, der 2012 auf Platz eins der Deutschen Single-Charts lag. Rechtlich könne man dagegen leider nicht vorgehen, erklärte die Band weiter. Solange die Parteien nämlich Gema-Gebühren bezahlen, dürften sie „Tage wie diese“ auch stundenlang in Endlosschleife spielen. Die Band hatte von den Parteien gefordert, als „Zeichen des Anstands“ wenigstens nachzufragen und eine Absage zu akzeptieren.

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Dass der Song nun zur Hymne der Wahlsieger geworden ist, haben die Toten Hosen bisher nicht offiziell kommentiert. Deren Fans allerdings verurteilen die Musikauswahl der CDU zum Beispiel im Internet auf Plattformen wie Facebook. Die Kommentare reichen von "Was ist das denn für ein Missbrauch eines Songs?" bis hin zu "Ich hoffe, ihr verklagt die" und "Meiner Meinung nach unter aller Kanone, da sich die Hosen schon einmal gegen Parteiwerbung mit ihren Liedern geäußert haben". Andere fordern die Band sogar auf, das Lied künftig nicht mehr zu spielen.

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