Alkoholkonsum ohne Reue? Wirkstoff soll Wirkung hemmen

Alkoholkonsum bringt oft zweierlei mit sich: Je tiefer man ins Glas schaut, umso betrunkener ist man. Und am nächsten Tag lauert der Kater. Doch vielleicht muss man sich mit beidem in Zukunft nicht mehr plagen. Wissenschaftler der University of California in Los Angeles (UCLA) sind dabei, ein Medikament zu entwickeln, das die Wirkung des Alkohols hemmen könnte.

Wer hat nach einer durchzechten Nacht nicht schon einmal von einem Wundermittel geträumt, das Kopfschmerz und Katergefühle auf einen Schlag verbannt? Alkohol trinken, ohne die unliebsamen Folgen des Konsums ertragen zu müssen: Laut kalifornischen Wissenschaftlern könnte das in Zukunft tatsächlich möglich sein. Doch wie?

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Der wundersame Wirkstoff gegen den Rausch und die unliebsamen Nebenwirkungen danach verbirgt sich demnach in dem Japanischen Rosinenbaum (Hovenia dulcis). Dieser Baum enthalte eine Substanz namens Dihydromyricetin (DHM), einem Flavonoid. Die aus dem Gewächs gewonnenen Extrakte sollen dabei helfen, den Kater zu bekämpfen. Doch damit nicht genug: Glaubt man den Forschern,  wirkt die Substanz offenbar auch Alkoholvergiftungen und Entzugserscheinungen entgegen.

Zu diesen Erkenntnissen kamen die Wissenschaftler um Jing Liang, indem sie Experimente an Ratten durchführten. Nach Informationen der Website „ABC News“ wurde den Tieren von den Wissenschaftlern Alkohol injiziert. Die Menge entsprach dem Alkoholpegel eines Menschen, der innerhalb von zwei Stunden 15 bis 20 Bier getrunken hat. „Wenn Ratten betrunken sind, dann benehmen sie sich wie Menschen. Sie legen sich einfach hin“, so der Forscher gegenüber „ABC News“. Um Koordination und Schwerfälligkeit zu testen, seien die Ratten von den Forschern zusätzlich auf den Rücken gelegt worden.

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Zudem wurde bei dem Versuch einem Teil der Tiere etwa ein Milligramm DHM pro Kilogramm Körpergewicht gespritzt. Diese Ratten zeigten aufgrund der Injektion ein anderes Verhalten bei gleichem Alkoholkonsum. Sie brauchten laut „ABC News” lediglich fünf Minuten, um sich wieder aufzurichten. Im Gegensatz dazu schliefen ihre Artgenossen ohne DHM-Gabe mehr als eine Stunde lang.

Die mit der Substanz behandelten Tiere zeigten außerdem geringere Katersymptome. In einem Laufgehege gaben sich die DHM-Ratten laut „ABC News“ wesentlich erkundungsfreudiger und fideler als die unbehandelten Tiere, die sich eher in dunklere Ecken kauerten. 

Hinter den unterschiedlichen Reaktionen steckt offenbar die Bindung von DHM an die GABA(A)-Rezeptoren. An diese „hängt“ sich normalerweise auch der Alkohol und verlangsamt so die Hirnaktivität. Die Folge: Ein betrunkener Mensch ist weniger kommunikationsfähig und müde. Die Substanz aus dem Japanischen Rosinenbaum scheint diesen Mechanismus zu hemmen, heißt es auf der Website „UCLA.edu.

Zudem soll die Substanz auch das Verlangen nach Alkohol reduzieren, was bei der Behandlung von Alkoholismus von großem Wert sein könnte, so Jing Liang gegenüber „ABC News“. Er arbeite nun an einer Verbesserung des Wirkstoffs, so dass dieser möglicherweise sogar einer Alkoholsucht vorbeugen könnte.

Die nächste Stufe der Forschung werde klinische Studien am Menschen einbeziehen, so die Wissenschaftler laut „UCLA.edu“.