Herbstzeit gleich Impfzeit?

Ist die Grippeimpfung ein

überflüssiger Stich oder eine unverzichtbare Präventionsmaßnahme? Impfkritiker und Befürworter sind sich uneinig, ob die jährliche Influenza-Schutzimpfung notwendig ist, oder nicht. Die Entscheidung liegt letztendlich beim Einzelnen. Yahoo! bringt die wichtigsten Informationen zur Impfung auf den Punkt.

Auch wenn es die warmen Temperaturen nicht vermuten lassen, so steht uns die kalte Jahreszeit direkt bevor. Zusammen mit Regen, niedrigen Temperaturen, Schnee und Eis kommen mit der Zeit dann auch grippale Infekte mit Schnupfen, Husten, Heiserkeit und bei manch einem sogar eine richtige Grippe daher. Da ist es nicht verwunderlich, dass die „Impf-Saison" im Kampf gegen die Grippe, auch unter dem Namen „Influenza" bekannt, bereits begonnen hat.

Was ist eigentlich eine Impfung?

Unter einer Impfung verstehen Mediziner die präventive Maßnahme gegen unterschiedliche Infektionskrankheiten. Dabei unterscheidet man grob zwischen zwei Arten der Impfung: Die aktive Impfung und die passive Immunisierung. Beide Formen sollen dem Körper helfen, mit potentiellen Krankheitserregern besser fertig zu werden. Jedoch geschieht dies auf ganz unterschiedliche Weise: Bei der aktiven Impfungen werden abgetötete oder geschwächte Krankheitserreger in den Körper gespritzt. Unser Immunsystem erledigt dann den Rest: Angeregt durch die abgetöteten Krankheitserreger, die glücklicherweise keine richtige Erkrankung auslösen können, bildet unser Körper Antikörper gegen den spezifischen Erreger, beispielsweise das Influenza-Virus. Kommt es dann zum Kontakt mit dem „echten" Virus, so sind wir im Falle einer erfolgreichen Impfung bereits mit Antikörpern bewaffnet und können nicht mehr erkranken.

Bei der passiven Immunisierung werden im Gegensatz dazu bereits passende Antikörper in den Körper gespritzt. Bei der Impfung gegen Influenza handelt es sich jedoch um die oben besprochene aktive Immunisierung.

Die Grippeimpfung: Viele Fragen, kurze Antworten

Wann, wie oft, wie teuer?

Diejenigen, die sich regelmäßig gegen Grippe impfen lassen oder mit den Gedanken gespielt haben, wissen bereits, dass die Influenza-Impfung jedes Jahr wiederholt werden muss. Das liegt an der „Intelligenz" des Virus selbst: Von Jahr zu Jahr ändert es durch Mutationen sein molekulares Aussehen und entzieht sich so dem Gedächtnis unseres Immunsystems.

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Deswegen heißt es für Risikopersonen (siehe unten) jedes Jahr zwischen September und November: Ab zum Arzt und rein mit der Nadel! Der Impfzeitraum im Herbst ist nicht ohne Grund gewählt. Da der Impfschutz durchschnittlich ab 14 Tagen nach dem Pieks besteht und mit fallenden Temperaturen das Risiko für eine Infektion ansteigt, will man dem Virus zuvorkommen. Für die Wissenschaftler ist die Zeit vor dem Beginn der Impfung übrigens überaus stressig. Da die Influenza meistens aus dem östlichen Teil der Erde stammt und zu uns hinüberschwappt, müssen die Forscher den aktuellen Influenza-Erreger schnellst möglich identifizieren und einen passenden Impfstoff herstellen.

Diesen "Service" lassen sich die Pharmafirmen auch gut bezahlen: Zwischen 20 und 30 Euro kostet eine Spritze mit dem Schutz gegen die Grippe - die Preise können abweichen. Für Menschen aus einer Risikogruppe (siehe unten) ist die Impfung übrigens kostenlos, für andere muss vorher mit der Krankenkasse abgesprochen werden, ob die Kosten übernommen werden.

Wer und wogegen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts empfiehlt die Grippeimpfung für Menschen, die entweder mit vielen Personen in Kontakt kommen oder durch besondere Lebensumstände geschwächt sind. Generell kann gesagt werden, dass alle Personen über 60 Jahren, Kinder und Erwachsene mit Grunderkrankungen (Herz-Kreislauf, Asthma, Diabetes mellitus, HIV etc.), Bewohner von Alters- und Pflegeheimen, Schwangere ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel sowie Lehrer, medizinisches Personal oder Busfahrer geimpft werden sollten.

Fälschlicherweise wird angenommen, dass die Grippe-Impfung auch gegen banale Erkältungskrankheiten mit Schnupfen, Husten, Heiserkeit vorbeugen kann. Diese Krankheitsbilder, die unter dem Fachterminus „grippaler Infekt" zusammengefasst werden, können jedoch NICHT durch die Influenza-Impfung verhindert werden. Richtig ist hingegen, dass der saisonale Impfstoff für 2011/2012 auch (ungewollt) gegen eine Infektion mit dem Medienungeheuer H1N1, also der „Schweinegrippe", vorbeugt - ein Kritikpunkt vieler Impfgegner.

Nebenwirkungen und Kritik

Zunächst sei gesagt: Der Grippeimpfstoff kann weder die Influenza selbst, noch eine andere Erkrankung auslösen. Trotzdem soll es bei 13 Prozent der Patienten zu Allgemeinbeschwerden wie Müdigkeit, leichtem Fieber und Gliederschmerzen kommen, die allerdings schnell wieder abklingen. Außerdem gibt es einige Menschen, die auf Zusatzstoffe der Impfung allergisch reagieren - dies ist allerdings eher selten.

2006 gab es allerdings eine unabhängige Studie (Cochrane-Studie) aus dem British Medical Journal, die besagte, dass Menschen über 65 nicht so stark von einer saisonalen Grippeimpfung profitieren, wie vorher angenommen. Aus dieser Studie wurde gefolgert, dass die Impfungen nicht zu einer signifikanten Reduktion von Influenza-Infektionen des unteren Atemtraktes führten. Die Sterblichkeit aufgrund von Lungenentzündungen soll jedoch seit Einführung der saisonalen Grippeimpfung gesunken sein.

Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob er sich nun impfen möchte, oder nicht. Wichtig ist dabei nur, sich nicht ausschließlich von Impfkritikern mit haltlosen Argumenten und Verschwörungstheorien über die Pharmaindustrie leiten zu lassen. Das Robert-Koch-Institut und die STIKO können in der Entscheidungsfindung mit wissenschaftlichem Rat zur Seite stehen. Wer sich impfen lassen möchte, sollte allerdings nicht mehr allzu lange warten.

Felix Gussone / ZEITjUNG